Geschichte eines Hauses an der Dahmestraße
"Ministerium des Innern - Wissenschaftliches Zentrum des Zivilschutzes" stand zu DDR-Zeiten am Gebäude. Seit den 70er Jahren gab es Gerüchte, dass dort mit chemischen Kampfstoffen experimentiert wurde. Kurz nach der Wende gab es dazu Anfragen im Abgeordnetenhaus und sogar im Bundestag."Einer Bundestagsdrucksache vom April 1992 können wir entnehmen, dass auf dem Areal bis Juli 1990 geringe Mengen der Kampfstoffe Sarin, Soman und VX-Gas aufbewahrt wurden", berichtet Stefan Benz. Er soll für den Kulturring die Geschichte der Damestraße 33 erforschen.
In der Antwort wird deutlich, dass die Kampfstoffe 1990 abtransportiert und vernichtet wurden, eine Verseuchung des Gebäudes oder von Nachbargrundstücken wurde damals verneint. "Trotzdem halten sich bis heute Gerüchte über gefährliche Experimente mit Kampfstoffen", sagt Benz.
Um der Sache auf den Grund zu gehen, hat er bereits Kontakt zum Landeskriminalamt aufgenommen, um dort nach Unterlagen zu suchen. In den nächsten Tagen steht ein Besuch bei der Stasiunterlagenbehörde an, weil auch eine Zusammenarbeit zwischen Zivilverteidigung und Stasi vermutet wird. Jahrelang war das Gebäude durch Soldaten des Stasi-Wachregiments bewacht worden.
"Ich würde mich gern auch mit Anwohnern und früheren Mitarbeitern unterhalten, die bereit sind, an der Aufklärung der Vorgänge in der Dahmestraße 33 mitzuwirken", sagt Stefan Benz. Auf Wunsch wird den Gesprächspartnern Anonymität zugesichert. Geplant sind nach Abschluss der Forschungen eine gedruckte Dokumentation und eine Veranstaltung vor Ort.
Der Kulturring Treptow hat sich bereits mit der Geschichte von Häusern befasst. So gibt es Dokumentationen zum Haus des Kulturrings in der Ernststraße und zu einem Gebäude in der Baumschulenstraße, in dem erst das Kino "Silvana" und dann das Studio Bildende Kunst untergebracht war.
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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