In Karow gestrandet
Seit einem Monat darf die Zirkusfamilie Rogall das Publikum nicht mehr unterhalten

Zirkusdirektor Sven Rogall hält seine Kamele weiterhin bei Laune, obwohl ihm in der aktuellen Situation selbst nicht zum Lachen ist.  | Foto: Foto: Bernd Wähner
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  • Zirkusdirektor Sven Rogall hält seine Kamele weiterhin bei Laune, obwohl ihm in der aktuellen Situation selbst nicht zum Lachen ist.
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Der Circus Hopplahopp sitzt seit Wochen auf dem Festplatz an der Ecke Alt-Karow und Schönelinder Weg fest. „Eigentlich wollten wir nach dem 21. März unsere Tournee 2020 am Kurt-Schumacher-Damm in Reinickendorf fortsetzen“, sagt Zirkusdirektor Sven Rogall. „Aber daraus wird in absehbarer Zeit nichts. Wir müssen vorerst in Karow bleiben.“ Natürlich ohne Vorstellungen.

Bei ihren letzten Vorstellungen bekam die Zirkusfamilie Rogall bereits erste Auswirkungen der bevorstehenden Corona-Krise zu spüren. „Kaum einer traute sich Anfang März noch in den Zirkus“, sagt der Direktor. „Unsere letzte Vorstellung spielten wir dann vor vier Leuten. Das war für uns schon sehr ungewöhnlich. Immerhin haben wir 300 Plätze im Zelt.“

Der Circus Hopplahopp ist ein Zirkus, der vor allem bei Kindern sehr beliebt ist. Die Kinder können nämlich mitmachen, sogar die Tiere streicheln. Mit diesem Konzept gründete Sven Rogall 2008 das Familienunternehmen. Der 44-Jährige ist selbst ein echtes Zirkuskind. „Ich kam im Zirkus zur Welt, wurde in ihm groß und kenne nichts anderes.“ Kein Wunder, dass er sich zu einem richtigen Alleskönner entwickelte. Er balanciert auf dem Seil, macht Luftakrobatik und jongliert mit dem Lasso. Einen Großteil des Programms gestalten aber inzwischen auch seine vier Kinder mit, darunter Sven Junior, der mit vier Jahren wahrscheinlich jüngste Zirkusclown der Welt.

Auch wenn auf absehbare Zeit keine Vorstellungen stattfinden können, muss das Leben im Zirkus weitergehen. Deshalb werden täglich die Nummern trainiert, damit alle in Form bleiben. Die älteren Kinder haben ihre Schulaufgaben zu erledigen, und der Zirkusdirektor hat sich um die Futtermittelbeschaffung, die Fütterung und Pflege der Tiere zu kümmern. Auch sie müssen weiter ihr Training absolvieren.

In Karow gastiert der Circus Hopplahopp eigentlich besonders gern. „Hier kennt man uns seit zwölf Jahren, und die Zuschauer kommen gern in unsere Vorstellungen“, sagt Sven Rogall. Hinzu kommt, dass Pankow auch der Heimatbezirk des Zirkus ist. „Wir haben unser Winterquartier an der Straße Am Sandhaus in Buch. Und das für uns zuständige Veterinäramt ist das Pankower.“

Der Einnahmeausfall durch die Corona-Krise bringt den kleinen Zirkus arg in Bedrängnis. Denn in den vergangenen Monaten hat er bereits zwei Tiefschläge hinnehmen müssen. Zum einen musste sich Sven Rogalls Frau einer Hirntumor-Operation unterziehen. „Sie ist zurzeit in der Reha“, sagt er. „Und zu allem Überfluss sind wir Anfang des Jahres auch noch während unseres Gastspiels in Karlshorst ausgeraubt worden. Die Täter nahmen alles Bargeld aus der Kasse.“ Sven Rogall gibt sich aber kämpferisch. „Wir wollen all diese Tiefschläge und die Corona-Krise durchstehen und hoffen auf Unterstützung“, sagt er. Immerhin ist ihm der Vermieter des Platzes bereits mit den Mietkosten entgegengekommen. Auch erste Futterspenden für die Kamele, Ziegen, Ponys, das Pferd, die Hunde und die Tauben gab es bereits. Aber nicht nur die Tiere brauchen Nahrung. Deshalb hat der Zirkusdirektor bereits versucht, einen Antrag auf Hilfe für sein Unternehmen bei der IBB zu stellen. „Leider bin ich bisher immer nur in der Warteschleife gelandet“, sagt Rogall. Aber er versucht es weiterhin, auch von staatlicher Seite Unterstützung zu bekommen.

Wer dem Circus Hopplahopp helfen möchte – zum Beispiel mit Futterspenden, kann sich unter ¿0174 942 40 32 bei Sven Rogall melden. Mehr zum Circus Hopplahopp ist im Internet unter circus-hopplahopp.hpage.com zu erfahren.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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