Eltern protestieren gegen überfüllte und marode Grundschulen im Bezirk

Schüler und Eltern demonstrierten vor der Sitzung der Bezirksverordneten am 9. Juli gegen überfüllte Grundschulen. | Foto: Wrobel
  • Schüler und Eltern demonstrierten vor der Sitzung der Bezirksverordneten am 9. Juli gegen überfüllte Grundschulen.
  • Foto: Wrobel
  • hochgeladen von Karolina Wrobel

Lichtenberg. Viele Eltern wollen überfüllte und marode Grundschulen nicht mehr hinnehmen. In einem lauten Protest fordern sie vom Bezirksamt, nicht nur zusätzliche Unterrichtsräume zu schaffen, sondern auch für größere Mensen und Pausenhöfe zu sorgen.

Unsere Schule platzt aus allen Nähten", sagt die Elternsprecherin Claudia Engelmann über die Schule an der Victoriastadt. "Es werden so viele Kinder ihineingestopft, wie nur reingehen", beklagt die Mutter zweier Söhne. Besonders schlimm sei die Situation an der Grundschule in der Nöldnerstraße mit ihren 380 Schülern. Schon im nächsten Jahr kommen über 120 Kinder hinzu. Für das denkmalgeschützte Gebäude aus dem Jahr 1890 seien das viel zu viele Schüler, findet Engelmann und viele andere Mütter und Väter. Sie protestierten im Vorfeld der Bezirksverordnetenversammlung am 9. Juli.

Nicht nur in den Fluren und dem Pausenhof ist es eng. In der Victoriastadt müssen die Kinder im Akkord essen."Die Mensa im Keller ist viel zu klein. Weil sie nur 80 Plätze hat, gibt es ein Schichtsystem", berichtet Engelmann. Etwa zwanzig Minuten Zeit hat ein Schüler, um sich aus dem Klassenzimmer in die Mensa zu begeben, sich anzustellen, sein Essen abzuholen, es zu verzehren, den Tisch abzuräumen und wieder in den Unterricht zu gehen.

Auch in der Turnhalle herrscht Raumnot: "Drei Klassen müssen in der Turnhalle gleichzeitig unterrichtet werden. Das ist kaum möglich." Zudem ist das alte Gebäude marode. Ein Aufenthaltsraum wurde sogar wegen Einsturzgefahr gesperrt. "Da gibt es ein Loch im Boden, durch das man bis hinunter in den Keller sehen kann", berichtet Niedworok, bildungspolitischer Sprecher der Fraktion Die Linke, der bei einer Begehung vor Ort war.

Aus für die Aula?

Aus diesen Gründen fordern Eltern nicht nur den Ausbau der Mensa und ein Instandsetzen der Schule. Sie wollen ein zusätzliches, neues Gebäude in Rummelsburg. Zwar sieht der Bezirk vor, die Schule mit einem "modularen Ergänzungsbau" auszustatten, "doch darauf müssen wir noch drei Jahre warten", beklagt Claudia Engelmann. Unklar sei zudem, wo genau dieser Bau gebaut stehen soll. Schulstadträtin Kerstin Beurich (SPD) versuchte bei der Bezirksverordnetenversammlung, die Eltern zu beschwichtigen: "Unstrittig ist der Platzmangel in der Mensa", sagte sie. Der Bezirk wolle 100 000 Euro in den Umbau der Schulaula stecken, so könnten bis zu 100 zusätzliche Plätze geschaffen werden. Das hätten jedoch die Eltern abgelehnt, berichtet Beurich.

Engelmann begründet das Nein: Die Aula dürfe nicht wegfallen; sie werde für die Umsetzung des musikalisch-künstlerischen Konzepts der Schule gebraucht. Die Eltern befürworten den Ausbau des Kellers. Das würde jedoch das Dreifache kosten und lediglich 25 zusätzliche Plätze schaffen. Im September will der Bezirk zusammen mit den Eltern entscheiden, welcher Variante der Vorzug gegeben wird. Noch in diesem Jahr solle dann mit dem Umbau begonnen werden, so Beurich.

Die Platznot in den Klassenräumen sei jedoch Einbildung: "Laut des Musterraumprogramms für Berliner Schulen ist die Kapazität zurzeit nicht voll ausgeschöpft – auch wenn es sich anders anfühlt", resümiert die Schulstadträtin. KW

Autor:

Karolina Wrobel aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

1 Kommentar

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn Sie Ihren eigenen Willen in einer Patientenverfügung niederzuschreiben, erhalten Sie die größte Sicherheit, dass das, was geschieht, Ihren eigenen Weisungen und Vorstellungen entspricht.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wir informieren Sie
Patientenverfügung und Vorsorge

Wer denkt schon gerne an einen Unfall oder sein Ableben? Doch wenn der Notfall eintritt, stehen unsere Angehörigen vor einer großen Herausforderung. Um ihnen diese Last und Verantwortung zu erleichtern, ist eine Patientenverfügung wichtig. Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist, seinen eigenen Willen in einer Patientenverfügung niederzuschreiben. Dadurch erhalten Sie die größte Sicherheit, dass das, was geschieht, Ihren eigenen Weisungen und Vorstellungen entspricht. Ihre Ärzte und...

  • Hermsdorf
  • 08.05.24
  • 93× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.