Nachbarn werden Museumsmacher

Mit dem Jubiläumsfest lädt der Museumsleiter auch zur Gesprächsrunde. Denn künftig soll das Museum zeitgemäßer, über digitale Medien, Wissen vermitteln. | Foto: Wrobel
  • Mit dem Jubiläumsfest lädt der Museumsleiter auch zur Gesprächsrunde. Denn künftig soll das Museum zeitgemäßer, über digitale Medien, Wissen vermitteln.
  • Foto: Wrobel
  • hochgeladen von Karolina Wrobel

Lichtenberg. Seit zehn Jahren gibt es das Museum Lichtenberg im Stadthaus in der Türrschmidtstraße 24. Dieses Jubiläum nutzt am 3. September das Museum zusammen mit dem Verein "Victoriastadt", um ein Straßenfest auf dem Tuchollaplatz stattfinden zu lassen.

Museumsarbeit in Lichtenberg, das ist auch immer eine Art Nachbarschaftshilfe, weiß Museumsleiter Thomas Thiele. Denn ohne die Beiträge vieler Lichtenberger und Förderer wäre das Museum Lichtenberg kaum denkbar: "Als wir etwa zur Entstehung des Hans-Loch-Viertels recherchierten, fand sich ein Anwohner, der uns seinen selbst gedrehten Film über die Bauzeit zur Verfügung gestellt hat." Neben Leihgaben aus den Landesarchiven für die Museumsausstellungen sind es für den Museumsleiter und die freien Kuratoren eben die von Nachbarn offen gelegten Artefakte wie Bild-, Ton- und Textdokumente, die ein lebendiges Bild der Bezirksgeschichte schreiben. Für Thomas Thiele sind solche "Dachbodenfunde" deshalb etwas ganz Besonderes. Denn Geschichte, erklärt der Museumsleiter und Psychologe Thiele, bestünde eben nicht nur aus Daten und Fakten. "Geschichte ist auch die Lebenswirklichkeit der Menschen, ihr Erleben der Gegenwart." Diesen Blick in die Vergangenheit will das Museum seit mehr als drei Jahrzehnten erlebbar machen.

Seit zehn Jahren ist das Museum nun selbst in einem geschichtsträchtigen Ort beheimatet. 1996 bezog die Institution in das Stadthaus in der Türrschmidtstraße 24. Es ist das einstige Rathaus, das 1901 für die Einwohner der damaligen Gemeinde Boxhage-Rummelsburg errichtet wurde und mit seinen Stuckverzierungen und 125 Diensträumen nicht erhalten blieb. Im Januar 1945 wurde der größte Teil des Gebäudes zerstört. Als Stadthaus wurde der erhaltene Teil in den 1990er Jahren saniert. Das Museum zog aus den behelfsmäßigen Räumen in der Deutschmeisterstraße in die Victoriastadt um. Von hier aus soll das Museum seine Anziehungskraft entfalten. Denn nachdem das Heimatmuseum Hohenschönhausen durch die Bezirksfusion 2001 in das Museum Lichtenberg überführt wurde, hat die Einrichtung vor allem ein Ziel: "Wir wollen ein Museum für alle sein", sagt Thomas Thiele.

Anlässlich seines zehnjährigen Bestehens im Stadthaus lädt das Museum deshalb am 3. September zusammen mit dem Verein "Victoriastadt" von 14 bis 22 Uhr zu einem großen Straßenfest auf dem Tuchollaplatz ein. Vorweg wird ab 13 Uhr eine Runde aus Geschichtsfreunden, Politikern und Gästen über die Zukunft des Museums sprechen. Denn das Museum soll vor allem zeitgemäßer werden: "Wir haben bislang viel mit analogen Medien gearbeitet, Texte und Bildtafeln erstellt", erklärt Thiele. Sein Ziel ist es, Wissen auch über digitale Medien zu vermitteln. Und mehr noch: Eine technische Aufrüstung des Museums eröffne die Chance, die Menschen zu Museumsmachern werden zu lassen. "Wir wollen die Lichtenberger einbeziehen, ihnen noch mehr Gelegenheiten geben, an den Inhalten im Museum mitzuwirken", so Thiele. Denn das Museum soll im Auftrag des Bezirksamt immer mehr leisten: Künftig sollen hier Geschichtsprojekte der Lichtenberger Schüler archiviert, die inhaltliche Arbeit ausgeweitet werden.

Die erste Etappe für das neue Erscheinungsbild des Museums ist in Arbeit: Der Bezirk stellte hierfür in diesem und im nächsten Jahr eine Anschubfinanzierung von jeweils 10 000 Euro zur Verfügung. Geld, das zum größten Teil nur für die Planungsarbeit reicht, nicht jedoch für die technische Aufrüstung. Um dem Ziel eines zeitgemäßen Museums nah zu kommen, wären im kommenden Jahr 40 000 Euro notwendig. KW

Autor:

Karolina Wrobel aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Spezialitätenrestaurant "Yummy Kitchen" in der Zossener Straße ist imer einen Besuch wert.
6 Bilder

Yummy Kitchen
Köstlichkeiten aus der südindischen und sri-lankischen Küche

Seit 2021 existiert das Spezialitätenrestaurant "Yummy Kitchen" im angesagten Kreuzberger Kiez und lädt Liebhaber der südindischen und sri-lankischen Küche zum ausgiebigen Schlemmen und Genießen ein. So wundert es nicht, dass sich die Location, die über Innenplätze auf zwei Ebenen sowie einen gemütlichen Außenbereich verfügt, zu einem geschätzten Treffpunkt gemausert hat, der zahlreiche Berliner Stammgäste, aber auch Touristen aus dem In- und Ausland regelmäßig begrüßt. Verkehrsgünstig und...

  • Kreuzberg
  • 26.04.24
  • 120× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Vernachlässigen Sie nicht Ihre Füße. Dieses wichtige Körperteil trägt uns durchs Leben.

Probleme und ihre Lösungen
Probleme rund um den ganzen Fuß

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Sobald Beschwerden auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen Einblicke in die Anatomie des Fußes und behandeln gezielt Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen. Erfahren Sie mehr über Fußprobleme wie Achillessehnenbeschwerden,...

  • Hermsdorf
  • 25.04.24
  • 237× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Veggie & Vega in der Gneisenaustraße 5.
6 Bilder

Veggie & Vega Restaurant
Gesundes Essen mit exzellentem Geschmack

Seit Frühjahr 2023 existiert das Restaurant Veggie & Vega in Kreuzberg, das eine Vielzahl an vegetarischen sowie veganen Speisen aus der (süd)indischen Küche anbietet. "Gesund" lautet hier dementsprechend das Motto, wobei alle Gerichte durch die spezielle Komposition von frischen Zutaten und den ganz passenden Gewürzen zu einem wahren Gaumenschmaus fusionieren. Die vegetarische oder vegane Ernährungsform ist seit Langem nicht nur ein Trend, sondern vielmehr eine Lebenseinstellung, der immer...

  • Kreuzberg
  • 25.04.24
  • 224× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Hüftschmerzen beeinträchtigen Ihr Leben? Lassen Sie sich nicht länger quälen! | Foto: milangucic@gmail.com

Schonende OP-Methode
Patienteninfo: Wenn die Hüfte schmerzt

Hüftschmerzen beeinträchtigen Ihr Leben? Lassen Sie sich nicht länger quälen! Entdecken Sie die neuesten Wege zur Befreiung von Hüftschmerzen auf unserem Infoabend. Unser renommierter Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums, Tariq Qodceiah, führt Sie durch die modernsten Methoden bei Hüftoperationen. Erfahren Sie, wie die schonende AMIS-Methode eine minimalinvasive Implantation von Hüftprothesen ermöglicht und die Fast-Track-Behandlung eine rasche...

  • Hermsdorf
  • 26.04.24
  • 73× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Chettinad finden Sie seit Herbst 2023 auch im Food Court im The Playce am Potsdamer Platz.
5 Bilder

Chettinad im Manifesto Market
Indien zu Gast im The Playce

Im ersten Oberschoss des populären Food Court im The Playce am Potsdamer Platz präsentiert sich seit Herbst 2023 auch das Restaurant Chettinad, das seine typisch indischen Spezialitäten somit an drei Berliner Standorten sehr eindrucksvoll präsentiert. Auch am Hotspot am Potsdamer Platz werden neben diversen landestypischen Suppen und Vorspeisen auch zahlreiche Hauptgerichte serviert, die ganz nach Belieben für eine kulinarische Reise der besonderen Art sorgen. Zu den Highlights zählen dabei...

  • Tiergarten
  • 24.04.24
  • 282× gelesen
WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 633× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.