Mieter der Misdroyer Straße 38 fühlen sich wie im Käfig

Wann wird hier gebaut? Selbst nach einem Asbestfund warten Karin Ofer und ihre Nachbarn vergeblich auf den Start der Sanierung. | Foto: Schubert
  • Wann wird hier gebaut? Selbst nach einem Asbestfund warten Karin Ofer und ihre Nachbarn vergeblich auf den Start der Sanierung.
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Schmargendorf. Als im Dezember 2013 die Front ihres Hauses hinter Gerüsten verschwand, stellten sich die Bewohner auf eine überfällige Sanierung ein. Doch Bauarbeiter erschienen bis heute nicht. Und die Eigentümergesellschaft ignoriert alle Anfragen - trotz möglicher Gesundheitsgefahr für die Mieter.

Karin Ofer kann ihre kleine Küche nicht mehr betreten, ohne dieses mulmige Gefühl. Seit einigen Wochen hat es die Bewohnerin des Hauses Misdroyer Straße 38 dank eines Gutachtens schwarz auf weiß: In den Bodenplatten steckt Asbest. Da sie sich inzwischen gelockert haben, sieht Ofer ihre Gesundheit akut in Gefahr, schläft nur noch mit offenen Fenstern. Aber die Eigentümerfirma, die Belle Èpoque GmbH und ihre Hausverwaltung, macht derzeit keine Anstalten, Maßnahmen zu ergreifen. Dabei ist das Hinnehmen der Asbestbelastung für Ofer nur der Gipfel der Untätigkeit. Zu beiden Seiten des Hauses stehen seit Monaten Baugerüste, ohne dass ein Beginn der Sanierung erkennbar wäre. "So sieht es hier seit 15. Dezember 2013 aus." Nachfragen zur Verzögerung bringen keine Aufklärung und Mängel an der Immobilie werden bei der Hausverwaltung zwar gehört, doch auf Abhilfe warten die Bittsteller vergebens. "Ich kann erzählen, was ich möchte - niemand kümmert sich", klagt Ofer.

Auch die Pflege des einstmals wohnlichen Hofs ist gänzlich eingestellt. Es wuchert Unkraut hinter provisorischen Zäunen. Alles scheint für einen großen Umbau gerüstet - doch nichts geschieht. 20 Einraumwohnungen befinden sich im 1973 errichteten Viergeschosser, und erste Mieter sind wegen der stark verschlechterten Wohnsituation bereits ausgezogen. Ofer vermutet, dass es die Eigentümergesellschaft darauf abgesehen hat. "Für mich ist es ein Fall von Entmietung", sagt die Hauptleidtragende. Sie befürchtet, dass man die Mieterschaft systematisch vergrault, um die leere Immobilie nach einem radikalen Umbau wesentlich teurer zu vermarkten. "Es ist ja klar: Irgendwann hat man die Nase voll." Im Umlauf sind Gerüchte, wonach die Etagenzahl aufgestockt werden soll - so wie bereits in der Nachbarschaft geschehen. Eine Einschätzung des Tiefbauamts stand zuletzt noch aus.

Ob das Haus nun vergrößert oder nur dezent modernisiert wird - für die Mieter zählt nach dem Asbest-Befund im Juli nur noch ihre Gesundheit. "Es besteht dringender Handlungsbedarf", heißt es dementsprechend in einem Schreiben des Berliner Mietervereins, der die Interessen Ofers vertritt. "Wir fordern Sie auf, einen verbindlichen Ablaufplan zur fachgerechten Entsorgung des vorhandenen und Verlegung eines neuen Bodenbelags in der Wohnung vorzulegen", äußern sich die Sachbearbeiter an die Adresse von Belle Èpoque. Was der Klientin nach Auffassung des Mietervereins zusteht, ist eine Ersatzwohnung. Doch eine Reaktion von Belle Époque lässt bis heute auf sich warten. Ebenfalls unbeantwortet blieben bis Redaktionsschluss Anfragen der Berliner Woche. Und statt ihrerseits weitere Kontaktversuche zu unternehmen, wollen die Bewohner nun einen Teil der Miete einbehalten. Karin Ofer hat lange genug gewartet; sie befolgt nun den Rat ihres Anwalts. "Diese Sache", verspricht sie "geht jetzt vor Gericht."

Thomas Schubert / tsc
Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

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