Gedenkstätte ehrt Überlebenden von Auschwitz
Der vor einhundert Jahren geborene Wulf war einer der Vorreiter der Forschung in Deutschland über die Verbrechen des Nationalsozialismus. Nach seiner Befreiung aus dem Vernichtungslager Auschwitz lebte Wulf zunächst in Polen, ging dann aber nach Paris und ließ sich 1952 in Berlin (West) nieder. Da er sich bereits in den 1960-er Jahren für die Einrichtung eines "Dokumentationszentrums zur Erforschung des Nationalsozialismus und seiner Folgeerscheinungen" in dem Haus am Großen Wannsee 56-58 einsetzte, in dem am 20. Januar 1942 die berüchtigte Wannsee-Konferenz stattfand, hat er für die Gedenk- und Bildungsstätte besondere Bedeutung. Im Nachkriegsdeutschland machte er es sich zur Aufgabe, den Holocaust zu erforschen und die Öffentlichkeit für dieses Thema zu sensibilisieren.
Obwohl es im durch Verharmlosung und Leugnung der NS-Verbrechen geprägten Zeitgeist in der Bundesrepublik Deutschland durchaus viele Befürworter seines Plans gab, das Haus der Wannseekonferenz in eine Gedenk- und Bildungsstätte umzuwandeln, stieß Wolf mit seiner Forderung beim Westberliner Senat auf wenig Resonanz. Resigniert stellte er einmal fest - und dieses Zitat findet sich auch in der Ausstellung -, er habe 18 Bücher über das Dritte Reich geschrieben, doch hätten diese keine Wirkung gehabt. "Du kannst dich bei den Deutschen tot dokumentieren, es kann in Bonn die demokratischste Regierung sein und die Massenmörder gehen frei herum, haben ihr Häuschen und züchten Blumen".
Erst nach Wulfs Freitod am 10. Oktober 1974 kam Bewegung in das Vorhaben, und so konnte die Gedenk- und Bildungsstätte im Januar 1992 eröffnet werden, ein halbes Jahrhundert nach der Tagung "mit anschließendem Frühstück", in der hohe NS-Funktionäre Einzelheiten für die Ermordung von mindestens elf Millionen europäischen Juden festlegten.
Autor:Helmut Caspar aus Mitte |
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