Seniorin fand durch Stricken ihren Lebensmut wieder
Mehr als 300 Schals hat die Berlinerin seit 2010 gefertigt. Angeregt wurde sie durch Waltraud Ulbricht, die sich in Wannsee um die Belange der Kinderhilfe kümmert. Vor gut drei Jahren suchte sie Privatpersonen, die für die Aktion "Kinder helfen Kindern" Mützen und Schals stricken, und kam zum "Haus am Schäferberg" in die Königstraße. "Die Pflegedienstleitung verwies mich sofort an Angelika Hammerstein. Als ich ihr Zimmer betrat und sie begrüßte, erhielt ich zunächst keine Antwort." Doch die Begegnung blieb nicht ohne Folgen. Denn Waltraud Ulbricht überzeugte die pflegebedürftige Dame, dass sie gebraucht würde. So setzte diese sich sofort an die Arbeit und fing an zu stricken. Fast 350 Schals hat die kinderlose Rentnerin seither gestrickt und gehäkelt. "Für die Kinder im Kosovo", wie sie betont. Die Wolle - "am liebsten blau und beige" - stellt ihr die Aktion "Kinder helfen Kindern" der adventistischen Entwicklungshilfe "ADRA" zur Verfügung.
Angelika Hammerstein, die mit 14 Geschwistern aufwuchs und nie verheiratet war, wurde am Prenzlauer Berg geboren und arbeitete später als Wirtschaftskraft in der Charité. Bereits in der Schule habe sie lieber gestrickt als aufzupassen, "heimlich unter der Bank", berichtet sie. Im Seniorenzentrum am Schäferberg kümmern sich rund 70 Mitarbeiter um das Wohlergehen der Bewohner. Hammerstein gilt als Nachtschwärmer, obwohl sie nach eigenen Worten um 22 Uhr schlafen geht und morgens vor vier Uhr schon auf den Beinen ist.
Dann geht es sofort mit Häkeln und Stricken los. Die Alleinstehende freut sich nicht nur für die Kinder, die mit den Schals aus Wannsee ihren Hals wärmen, sondern vertrieb durch die Aktivität auch ihre Trübsal. "Aus der unnahbaren Frau wurde ein lebensbejahender Mensch", erklärt Waltraud Ulbricht, die sonst auch an der Mal- und Zeichengruppe des Heims teilnimmt.
Daneben sammelt Angelika Hammerstein Püppchen und Stofftierchen, die sie auf Flohmärkten ersteigert. 60 dieser Zeitgenossen leisten ihr außer dem Fernseher tagsüber Gesellschaft - das ist ihr lieber als gesellige Kaffeetafeln. Einen Wunsch hat die Wannseer Wollkönigin noch: "Ich würde mich freuen, wenn ein Kind mal ein Foto mit Schal oder einen Dankesbrief schicken würde."
Autor:Lokalredaktion aus Mitte |
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