Du hast keine Chance, nutze sie: Timur Husein (CDU) kämpft um Direktmandat für den Bundestag

Möglichst weit oben ein Basislager aufschlagen. So lässt sich vielleicht das Wahlziel von Timur Husein umschreiben. | Foto: Kilian Hebold
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  • Möglichst weit oben ein Basislager aufschlagen. So lässt sich vielleicht das Wahlziel von Timur Husein umschreiben.
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Friedrichshain-Kreuzberg. Der Mann gilt als politisches Talent. Und würde er irgendwo anders kandidieren, wären seine Chancen nicht schlecht, im Bundestag zu landen.

Aber Timur Husein ist der CDU-Bewerber für den Bundestag im Wahlkreis Friedrichshain-Kreuzberg/Prenzlauer Berg Ost. Und trotz bundesweitem Höhenflug, dort liegt eine Diaspora der Union. Bei der Bundestagswahl 2013 holte sie 13,7 Prozent bei den Erst- und 15,4 Prozent der abgegebenen Zweitstimmen. Beide Ergebnisse waren immerhin etwa doppelt so hoch wie das Resultat der Bezirkswahl im vergangenen Jahr, das nur 7,7 Prozent erbrachte. Deshalb besteht die CDU-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung auch nur aus vier Mitgliedern. Timur Husein ist ihr Vorsitzender.

Bei dieser Ausgangslage weiß der 36-Jährige selbst, dass es einigermaßen abgedreht klingen würde, wenn er jetzt den großen Durchmarsch ankündigt. Eher erinnert sein Agieren an den alten Sponti-Spruch "Du hast keine Chance, aber nutze sie." Denn ein Ziel hat er sich bei der Wahlkampagne natürlich gesetzt. "20 Prozent" sei sein angepeilter Stimmenanteil. Schon das wäre ein Sprung nach vorne. Aber machbar, meint der Kandidat und zählt dafür einige Gründe auf. So wären nach dem Abgang des bisherigen Erststimmenkönigs Hans-Christian Ströbele (Bündnis 90/Grüne) die Karten neu gemischt. Zwar würden bisherige Ströbele-Fans wahrscheinlich nicht in riesigen Scharen bei der CDU landen, aber insgesamt rechnet er mit anderen Resultaten als bisher. Noch entscheidender sei aber, dass er ein klares Kontrastprogramm zu seinen drei Mitbewerbern von Grünen, SPD und Linken biete. Die seien "auch in ihren eigenen Parteien auf dem linken Flügel" verortet und würden sich schon deshalb in vielen Fragen kaum unterscheiden, findet Timur Husein.

Demgegenüber stehe die Position von ihm und der Union, was an mehreren Politikfeldern durchdekliniert wird. Etwa beim Thema Wirtschaft. Dort böten sich Chancen für neue Arbeitsplätze im Bezirk, gerade durch die Industrie 2.0, Stichworte Google und Zalando. Die sollte man nutzen, statt solche Unternehmen eher argwöhnisch zu betrachten. Bei der inneren Sicherheit plädiert Timur Husein für klare Kante. Integration ist für ihn keine Einbahnstraße, und eine Legalisierung von Cannabis lehnt er ab. Solche und andere Ansichten stießen vielleicht nicht auf überwältigende Zustimmung im gefühlten Friedrichshain-Kreuzberger Mainstream, aber es gehe um Glaubwürdigkeit und das Vertreten des eigenen Standpunktes. Dabei setzt er auf eine zumindest nicht zu übersehende Minderheit, die ähnliche Prioritäten setze – eben jene rund 20 Prozent. Ein Potential, das durch den Zuzug neuer Bewohner wahrscheinlich noch ausbaufähig sei.

Auch sein Blick scheint bereits weiter zu gehen. Zwar malt sich Timur Husein manchmal aus, wie es wäre, wenn er ab Herbst im Bundestag sitzen würde. Aber eher geht es für ihn im aktuellen Wahlkampf wohl darum, das Fundament für die Zukunft zu legen.

Acht Fragen an Timur Husein

Das erste Mal haben Sie wann gewählt und wen?

Husein: Bei der Berlin-Wahl 1999 die CDU.

Sie stecken mit Angela Merkel im Aufzug fest. Was würden Sie mit ihr besprechen?

Husein: Ich würde sie zu einem Essen bei meinen Eltern einladen. Dort könnten wir uns besser unterhalten.

Sie teilen sich ein Taxi mit Martin Schulz. Um welche Themen geht es während der Fahrt?

Husein: Dass Verlieren zur Demokratie gehört. Wer wüsste das besser als wir von der CDU in Friedrichshain-Kreuzberg.

Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen, beziehungsweise lesen Sie gerade?

Husein: Paul Kennedy: Aufstieg und Fall der großen Mächte.

Ihre Lieblingsmusik?

Husein: Klassik und Hip Hop

Haben Sie eine favorisierte Website oder Blog?

Husein: Am ehesten die Kolumnen von Jan Fleischhauer bei Spiegel Online. Ich bin aber mehr Old School und bevorzuge Gedrucktes.

Lieblingsplatz in Friedrichshain-Kreuzberg?

Husein: Das Nationaldenkmal im Viktoriapark.

Ihre Stärken und Ihre Schwächen?

Husein: Stärke: Geduld. Schwäche: Essen. tf

Timur Husein, geboren 1980 in Berlin. Jurist. Derzeit Fraktionsvorsitzender der CDU in der BVV Friedrichshain-Kreuzberg und stellvertretender CDU-Kreisvorsitzender im Bezirk. Lebt in Kreuzberg.
Möglichst weit oben ein Basislager aufschlagen. So lässt sich vielleicht das Wahlziel von Timur Husein umschreiben. | Foto: Kilian Hebold
Timur Husein ist von Beruf Rechtsanwalt und trat in dieser Funktion auch schon als Kläger gegen das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg auf. Etwa, als er vor Gericht durchsetzte, dass der Bezirk die meisten Kitas und Schulen mit Masernfällen öffentlich machen musste. | Foto: Thomas Frey
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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