Die Berliner Woche erinnert an Ernstes und Heiteres

Weil der Vermieter auf dem Nachbargrundstück einen Neubau errichtet, wurde Helga Brandenburgers Badezimmerfenster in der Calvinstraße dichtgemacht. | Foto: Liptau
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  • Weil der Vermieter auf dem Nachbargrundstück einen Neubau errichtet, wurde Helga Brandenburgers Badezimmerfenster in der Calvinstraße dichtgemacht.
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Mitte. Das Jahr 2012 geht zu Ende. In der Berliner Woche haben wir Sie über Ereignisse in Tiergarten informiert, Probleme aufgegriffen und Menschen vorgestellt. Jetzt ist es Zeit für einen Rückblick auf die vergangenen zwölf Monate.

Januar: Der Protest wird lauter. Mieter in der Calvinstraße 21 wehren sich gegen die Schikanen ihres Vermieters. Der will das 50er-Jahre-Wohnhaus von Grund auf sanieren und die alten Bewohner offenbar loswerden. Das Bild von Helga Brandenburger vor ihrem zugemauerten Badezimmerfenster wird zum Sinnbild für die Gentrifizierung in Berlins Mitte.Streit auch an der Lehrter Straße: Die Betreiberin einer privaten Kletterhalle am Gesundbrunnen klagt gegen die Errichtung einer Halle des Deutschen Alpenvereins an der Ecke Seydlitzstraße. In erster Instanz bekommt sie Recht, im Spätsommer darf dann allerdings weitergebaut werden.

Im Rathaus Tiergarten enthüllt Alt-Bundespräsident Horst Köhler sein Porträt im Balkonsaal. Dort sind auch alle anderen Ex-Präsidenten zu sehen. Zu diesem Zeitpunkt wird bereits darüber gescherzt, wann sein Nachfolger Christian Wulff dort als Ehemaliger zu bewundern sein wird.

Februar: Die Baumkuchen-Konditorei Buchwald am S-Bahnhof Bellevue öffnet pünktlich zu ihrem 160. Geburtstag nach einer Sanierung wieder ihre Türen. Rückzug am Lützowplatz: Nach jahrelangem Streit geben die letzten Mieter der Wohngebäude aus den 80er-Jahren auf und räumen das zum Abriss vorgesehene Gebäude. Im Juni sollten eigentlich die Bagger anrollen. Bisher ist nichts passiert.

März: Zukunft für die Kulturfabrik: Weil die Lotto-Stiftung im Frühling die noch fehlenden Mittel für die Sanierung des Altbaus an der Lehrter Straße zusagt, herrscht dort Hochstimmung. Doch die geplanten Arbeiten ziehen sich in die Länge.

April: Spende fürs Blumenbeet: Weil das Land Berlin noch keinen Haushalt beschlossen hat und der Bezirk sowieso pleite ist, droht die Bepflanzung des Großen Tiergartens ins Wasser zu fallen. Zumindest im Englischen Garten wird trotzdem gegärtnert: Die Betreiber des dortigen Teehauses spenden die Blümchen.

Schock im Schulgarten: Nachdem die Institution im vergangenen Jahr zum 60. Jubiläum von der Bezirkspolitik noch über alle Maßen gelobt worden war, drohen nun die Gelder für die Freizeitangebote des Vereins Moabiter Ratschlag gestrichen zu werden. Nach monatelanger Unsicherheit ist die Finanzierung nun erst einmal weiter gesichert.

Mai: Ab auf die Liste: Der Bürgerverein Hansaviertel kündigt an, gemeinsam mit der Hermann-Henselmann-Stiftung einen UNESCO-Weltkulturerbeantrag anstrengen zu wollen. Das Hansaviertel und die heutige Karl-Marx-Allee sollen als gebautes Zeugnis der deutsch-deuschen Konkurrenz nach dem Krieg aufgenommen werden.

Am Ende gibt das Land Berlin grünes Licht, der Antrag wird also gestellt.

Finanzierungsprobleme in der Lehrter Straße: Der B-Laden des Betroffenenrats ist gefährdet, weil der Bezirk kein Geld mehr für die Miete bereitstellen kann. Bisher können die Räumlichkeiten durch Spenden finanziert werden. Wie es weitergeht ist unklar.

Juni: Nachdem die Fraktion in der BVV vorschlägt, die Hansabibliothek zugunsten einer zentralen Bücherei in der Turmstraße zu schließen, hagelt es Proteste von allen Seiten. Die grüne Stadträtin für Kultur und Weiterbildung, Sabine Weißler, steht allerdings zu dem Haus.

Notprogramm im Bürgeramt: Weil immer weniger Personal zur Verfügung steht und die Wartezeiten immer länger werden, kündet der Stadtrat für Bürgerdienste Stephan von Dassel (Bündnis 90/Grüne) an, dass Mitarbeiter nur noch nach vorheriger Terminvereinbarung zur Verfügung stehen.

Juli: Aufatmen im Großen Tiergarten: Der für Grünflächen und Ordnungsaufgaben zuständige Stadtrat Carsten Spallek (CDU) freut sich bei einem ersten Zwischenbericht darüber, dass sich der Park durch das Grillverbot so gut erholt. Seine Partei hatte die umstrittene Nutzungsänderung in den Verhandlungen für die Bildung einer Zählgemeinschaft mit der SPD nach der Wahl 2011 durchgesetzt.

August: Protest an der Kurfürstenstraße: Der Investor für ein Einkaufszentrum an der Ecke Genthiner Straße stellt seine Pläne bei einer öffentlichen Veranstaltung vor. Die Anwohner kritisieren unter anderem, dass das Parkhaus mit drei Etagen zu groß sei. Hinterher werden die Pläne überarbeitet, der Großteil der Parkfläche wird durch Wohnungen ersetzt.

Eröffnung mit Unzufriedenen: Der frisch sanierte Ottopark im Herzen Moabits wird eröffnet. Im Vorfeld hatte es große Proteste gegen Baumfällungen gegeben. Der Streit geht schließlich in die nächste Runde: Denn im Spätsommer beginnt die Öffentlichkeitsbeteiligung für den dann dritten Bauabschnitt des Parks zwischen Stromstraße und St. Johannis-Kirche.

September: Offizieller Baubeginn: An der Ecke Lehrter - /Seydlitzstraße legt der Deutsche Alpenverein offiziell den Grundstein für seine neue Kletterhalle. Sie soll 2013 eröffnet werden.

Oktober: Noch mehr Grün: Ganz im Norden des Bezirks wird nach jahrelanger Planung eine neue Grünanlage eröffnet. Der Stadtgarten Moabit wurde auf einer Teilfläche des ehemaligen Güterbahnhofs eingerichtet.

Und noch eine Eröffnung: Gegenüber des Hauptbahnhofs wird der Tour Total fertiggestellt. Er gilt als erstes großes Bauprojekt der neuen Europacity entlang der Heidestraße.

November: Hochrangige Gäste im Großen Tiergarten: Nachdem sich das Projekt über Jahre hingezogen hat, wird das Mahnmal für die in der NS-Zeit ermordeten Sinti und Roma eingeweiht. Zur Eröffnung kamen Bundespräsident Joachim Gauck und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).

Dezember: Künftig soll auch der von den Nazis ermordeten Opfer der "Euthanasie" gedacht werden. Der Wettbewerb für ein Mahnmal vor den Türen der Philharmonie wird Ende des Jahres entschieden.

Gedenken auch im Hansaviertel: Der Künstler Gunter Demnig verlegt 16 Steine stellvertretend für rund 1300 ermordete Juden, die vor der NS-Zeit im "alten" Hansaviertel gelebt haben. Der Bürgerverein hat die Aktion möglich gemacht.

Sommerliches Weihnachten in der Arminius-Halle: Die Späthsche Baumschule verteilt 150 jeweils vier Meter hohe Palmen über die gesamte Verkaufsfläche. Die Pflanzen sollen dort überwintern.

Ralf Liptau / flip
Autor:

Ralf Liptau aus Tiergarten

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