Nur dritte Wahl: Wie der Stierbrunnen seinen Platz im Bötzowviertel fand

Einer der mächtigen Stiere, flankiert vom Fischer mit seinem Netz und der Bäuerin mit Feldfrüchten. Foto: Schilp | Foto: Schilp
  • Einer der mächtigen Stiere, flankiert vom Fischer mit seinem Netz und der Bäuerin mit Feldfrüchten. Foto: Schilp
  • Foto: Schilp
  • hochgeladen von Susanne Schilp

Prenzlauer Berg. Er ist nicht zu übersehen: Der monumentale Brunnen der Fruchtbarkeit – besser bekannt als Stier- oder Ochsenbrunnen – ist der Mittelpunkt der Grünanlage auf dem Arnswalder Platz. Doch erst nach vielem Hin und Her wurde er im Jahre 1934 dort aufgestellt.

Sage und schreibe 7,7 Meter misst die Brunnenschale im Durchmesser und übertrifft damit ihr Vorbild im Berliner Lustgarten um fast drei Meter. Flankiert wird sie von zwei mächtigen, fünf Meter hohen Stieren. Zu deren Füßen sitzen eine Bäuerin mit Ährenbündel, ein Fischer mit Netz, ein Schäfer mit Widder und eine Mutter mit Kind.

Kein Geringerer als der damals sehr bekannte Berliner Bildhauer Hugo Lederer hat den Brunnen aus rotem Porphyrtuff geschaffen. Den Auftrag dafür erhielt er von der Regierung der Weimarer Republik. Sie wollte das Kunstwerk auf dem Baltenplatz in Friedrichshain aufstellen, dem heutigen Bersarinplatz.

Die Steinmetzarbeiten wurden direkt im Steinbruch nahe des sächsischen Rochlitz erledigt. Doch kaum dass die Einzelteile des Brunnens in Berlin angekommen waren, rieben sich die Verantwortlichen die Augen: Er war mit seinen zwölf Tonnen viel zu schwer. Unter dem Baltenplatz verliefen nämlich gusseiserne Gas-, Wasser- und Entsorgungsrohre, die dem Gewicht nicht hätten standhalten können. Sie zu verlegen hätte 120.000 Reichsmark gekostet; das war entschieden zu teuer.

Schnell verfielen die Stadtherren auf die Idee, den Forckenbeckplatz mit dem Brunnen zu schmücken. Er lag nahe dem Zentralschlachthof – und der hatte Hugo Lederer angeblich zu seinen steinernen Stieren inspiriert. Doch auch dieser Plan zerschlug sich: Der Untergrund war zu sumpfig.

So fand der Kolossalwerk seinen Standort schließlich auf dem Arnswalder Platz. Weil er auf einem eiszeitlichen Grundmoränenrücken liegt, bot er genug Stabilität. Doch die Probleme hatten damit noch kein Ende. Inzwischen waren die Nationalsozialisten an die Macht gekommen, und die lehnten eine Bauabnahme ab. Sie ließen es auf eine Klage ankommen, aber wurden per Gerichtsentscheid schließlich dazu gezwungen, die Kosten zu übernehmen. sus

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

25 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Spezialitätenrestaurant "Yummy Kitchen" in der Zossener Straße ist imer einen Besuch wert.
6 Bilder

Yummy Kitchen
Köstlichkeiten aus der südindischen und sri-lankischen Küche

Seit 2021 existiert das Spezialitätenrestaurant "Yummy Kitchen" im angesagten Kreuzberger Kiez und lädt Liebhaber der südindischen und sri-lankischen Küche zum ausgiebigen Schlemmen und Genießen ein. So wundert es nicht, dass sich die Location, die über Innenplätze auf zwei Ebenen sowie einen gemütlichen Außenbereich verfügt, zu einem geschätzten Treffpunkt gemausert hat, der zahlreiche Berliner Stammgäste, aber auch Touristen aus dem In- und Ausland regelmäßig begrüßt. Verkehrsgünstig und...

  • Kreuzberg
  • 26.04.24
  • 170× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Vernachlässigen Sie nicht Ihre Füße. Dieses wichtige Körperteil trägt uns durchs Leben.

Probleme und ihre Lösungen
Probleme rund um den ganzen Fuß

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Sobald Beschwerden auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen Einblicke in die Anatomie des Fußes und behandeln gezielt Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen. Erfahren Sie mehr über Fußprobleme wie Achillessehnenbeschwerden,...

  • Hermsdorf
  • 25.04.24
  • 264× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Veggie & Vega in der Gneisenaustraße 5.
6 Bilder

Veggie & Vega Restaurant
Gesundes Essen mit exzellentem Geschmack

Seit Frühjahr 2023 existiert das Restaurant Veggie & Vega in Kreuzberg, das eine Vielzahl an vegetarischen sowie veganen Speisen aus der (süd)indischen Küche anbietet. "Gesund" lautet hier dementsprechend das Motto, wobei alle Gerichte durch die spezielle Komposition von frischen Zutaten und den ganz passenden Gewürzen zu einem wahren Gaumenschmaus fusionieren. Die vegetarische oder vegane Ernährungsform ist seit Langem nicht nur ein Trend, sondern vielmehr eine Lebenseinstellung, der immer...

  • Kreuzberg
  • 25.04.24
  • 255× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Hüftschmerzen beeinträchtigen Ihr Leben? Lassen Sie sich nicht länger quälen! | Foto: milangucic@gmail.com

Schonende OP-Methode
Patienteninfo: Wenn die Hüfte schmerzt

Hüftschmerzen beeinträchtigen Ihr Leben? Lassen Sie sich nicht länger quälen! Entdecken Sie die neuesten Wege zur Befreiung von Hüftschmerzen auf unserem Infoabend. Unser renommierter Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums, Tariq Qodceiah, führt Sie durch die modernsten Methoden bei Hüftoperationen. Erfahren Sie, wie die schonende AMIS-Methode eine minimalinvasive Implantation von Hüftprothesen ermöglicht und die Fast-Track-Behandlung eine rasche...

  • Hermsdorf
  • 26.04.24
  • 108× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Chettinad finden Sie seit Herbst 2023 auch im Food Court im The Playce am Potsdamer Platz.
5 Bilder

Chettinad im Manifesto Market
Indien zu Gast im The Playce

Im ersten Oberschoss des populären Food Court im The Playce am Potsdamer Platz präsentiert sich seit Herbst 2023 auch das Restaurant Chettinad, das seine typisch indischen Spezialitäten somit an drei Berliner Standorten sehr eindrucksvoll präsentiert. Auch am Hotspot am Potsdamer Platz werden neben diversen landestypischen Suppen und Vorspeisen auch zahlreiche Hauptgerichte serviert, die ganz nach Belieben für eine kulinarische Reise der besonderen Art sorgen. Zu den Highlights zählen dabei...

  • Tiergarten
  • 24.04.24
  • 324× gelesen
WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 654× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.