Schon sechsmal wurde der Gedenkstein von Wilhelm Blank verunstaltet

So sah der Gedenkstein nach der Farbattacke aus. | Foto: Bernd Wähner
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Prenzlauer Berg. Die vergangenen Wochen und Monate waren für Hans und Michael Blank sehr aufwühlend. Zum wiederholten Male wurden Gedenkstein und Infotafel auf dem Grundstück Storkower Straße 53-55 beschmiert, die an ihren Vater beziehungsweise Großvater Wilhelm Blank erinnern.

Wilhelm Blank war ein aufrechter Antifaschist, der in Prenzlauer Berg lebte. Er machte aus seiner Abneigung gegen Nazis nie einen Hehl. Und deshalb brachte er in der Laube der Familie in der Gartenanlage „Friedenstal“ immer wieder untergetauchte Mitglieder der KPD unter. Das ging lange Zeit gut. Doch er wurde verraten. Anfang Mai 1943 verhafteten ihn die Nazis. Er kam ins Konzentrationslager Sachsenhausen. Von dort wurde er ins KZ Mauthausen überstellt. Am 9. April 1945 starb er im Außenlager Gusen an den Folgen der Zwangsarbeit.

Der Gedenkstein, der dort aufgestellt wurde, wo sich einst die Kleingartenanlage „Friedenstal“ befand, erinnert an diesen aufrechten Nazigegner. Heute kümmert sich sein Sohn Hans Blank um den Gedenkort. Er wohnt ganz in der Nähe. Doch die ständigen Schmierereien bringen den 95-Jährigen immer wieder in Rage. Sechsmal musste er das schon miterleben.

Nachdem der Gedenkort nun im Sommer erneut verunstaltet wurde, wandte sich Hans Blank mit Unterstützung seines Sohnes Michael an das Bezirksamt, damit dieses die schwarze Farbe von Gedenkstein und Tafel schnell entfernen. Außerdem wiesen Vater und Sohn auf die Stolperfallen im Umfeld des Gedenksteines hin. Die Gehwegplatten hatten sich teils angehoben, teils abgesenkt.

Wochenlang tat sich dann nichts. Die Blanks wandten sich an die Redaktion der Berliner Woche. Der Reporter hakte schriftlich beim Bezirksamt nach. Es zeigte sich, dass es offenbar kein abgestimmtes Verfahren im Amt gibt, wie man schnellstmöglich Graffiti an Gedenkorten beseitigt. Aber nach der Anfrage ging alles relativ zügig.

Die Schmierereien sind inzwischen, knapp zwölf Wochen nach der Tat, beseitigt. Auch die verrutschten Gehwegplatten sollten in Ordnung gebracht werden, sobald das Straßen- und Grünflächenamt freie Kapazitäten habe, teilte man den Blanks mit. Dann soll auch gleich die Grünfläche rund um den Gedenkort in Ordnung gebracht werden. Bürgermeister Sören Benn (Die Linke) will indes mit der Gewobag, der die Häuser in der Umgebung gehören, reden, damit sich diese zukünftig um die Pflege des Gedenkorts kümmert. BW

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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