Ein Freigeist, der Chancen schafft: Vom Bergmann, Richter und Anwalt zum Jugendbuchautor

Dieter Schultze-Zeu schreibt in Schmargendorf Bücher fürs Leben von acht bis 80. | Foto: Josephine Macfoy
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Neigen wir Menschen, wenn wir über unsere Abenteuer berichten, nicht auch dazu, uns größer, tapferer und klüger zu machen als wir es in Wirklichkeit sind, fragt der Autor Dieter Schultze-Zeu im Vorwort seines Romans „Ikaros fliegt sich frei“. Schultze-Zeu – Anfang 80, weiße Haare, dezente Brille, adrett gekleidet – ist keiner, der prahlt und sich groß macht. Dabei hat er viel erlebt und viel erreicht.

Mehrere Berufswechsel hat er erfolgreich gemeistert, war Bergmann, Richter und Anwalt. Sein kurviger Lebensweg hat, wie er sagt, viel mit Freiheit zu tun, denn Schultze-Zeu hat sich nie damit abgefunden, deprimierende Situationen nicht ändern zu können.

Nach dem Abitur 1954 schuftete er zunächst als Kohlehauer im Ruhrgebiet, 800 Meter unter der Erde. Die Arbeit war geprägt von Schichtdiensten und körperlicher Anstrengung bis an die Grenzen der Kraft. Aber sie war relativ gut bezahlt: „Der Beruf war damals eine Möglichkeit, ohne Ausbildung für zwölf Mark pro Schicht zu arbeiten. Früher war das sehr viel Geld“, sagt Schultze-Zeu. Erfüllung fand er als Bergmann nicht. Als ein Schulfreund vom Rechtsstudium in Frankfurt schwärmte, entschied er sich kurzerhand, es ihm gleichzutun. Er ging, von heute auf morgen.

An der Universität war der Arbeiterstudent ein Exot. Der Umstieg von körperlicher auf geistige Anstrengung fiel ihm zunächst schwer. Jahrelang hatte Schultze-Zeu nicht gelesen. Am Ende stand dennoch eine Karriere als Jurist.

Gerechtigkeit schaffen

Gerechtigkeit wollte er schaffen, darum wurde er Richter. Oft jedoch überstimmten ihn die Schöffen und er musste Menschen hart bestrafen, bei denen er gern Milde hätte walten lassen. Schultze-Zeu sah viele bittere Schicksale und geriet über Gut und Böse ins Hadern. Letztlich kam er zu dem Schluss, nicht über andere urteilen zu wollen.

„Es gibt in unserer Gesellschaft viele Menschen, die einfach Pech gehabt haben. Ich meine, sie haben das Recht auf einen zweite Chance, dann, wenn sie erkennen, dass es auch anders geht“, sagt er. Vom Richterberuf nahm er Abstand. Als Anwalt war er freier und konnte eigene Wege suchen, Vergleiche zum Beispiel, die nicht einen zum großen Verlierer machten.

Schultze-Zeu glaubt an das Gute. Gemeinsam mit der Kreuzberger Kinderstiftung unterstützt er Jugendliche dabei, Bildungsabschlüsse nachzuholen. „Sich am eigenen Zopf aus der Misere zu ziehen, ist wahnsinnig schwer“, bemerkt er. Wenn er jedoch in aller Bescheidenheit von sich selbst erzählt, wirkt der Weg vom Bergmann zum Juristen fast simpel.

Für die Enkel

Mit dem Geschichtenerzählen begann er schließlich für seine Enkel und ist so einem eigenen Ideal noch näher gekommen: „Man stößt schreibend eine Geschichte an, meint, sie unter Kontrolle zu haben und plötzlich sucht und findet sie ihren eigenen Weg. Schreiben hat viel mit Freiheit zu tun.“

Zentrale Figur seiner Erzählungen ist der weiße Rabe, uralt, weise und ein Außenseiter. Er hilft mit Rat und Tat rund um den Globus und quer durch die Zeit Jugendlichen, ihre Lebensabenteuer zu bestehen. In Schultze-Zeus Büchern steckt einige Weisheit. Die, sagt er, werde ab einem bestimmten Alter allerdings grundsätzlich unterstellt, auch Greisen, die nur Blödsinn reden. Er möchte unterhalten, nicht belehren. Und was, wenn seine Geschichten doch jemanden inspirieren? „Umso besser!“, grinst er schelmisch. Man nimmt ihm die Beiläufigkeit nicht so ganz ab.

Gerade ist Schultze-Zeus neues Buch „Ikaros auf der Suche nach der Wahrheit“ erschienen, ISBN: 978-3-7439-3234-0. Den Erlös spendet der Autor der Kreuzberger Kinderstiftung.

Autor:

Josephine Macfoy aus Schöneberg

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