Wohnen im Bethanien-Turm: Bernd Bötzel verfolgt seit Jahren einen ganz besonderen Plan

So sah die Weißenseer ihre 1902 eingeweihte Bethanienkirche und den Turm Anfang des vergangenen Jahrhunderts von der Pistoriusstraße aus. | Foto: Sammlung des Vereins Weißenseer Heimatfreunde
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  • So sah die Weißenseer ihre 1902 eingeweihte Bethanienkirche und den Turm Anfang des vergangenen Jahrhunderts von der Pistoriusstraße aus.
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Der 65 Meter hohe Bethanien-Turm am Mirbachplatz ist weithin sichtbar. Er ist inzwischen so etwas wie ein Wahrzeichen von Weißensee. In absehbarer Zeit soll er saniert, wieder nutzbar und um einen Anbau ergänzt werden.

Dieses Vorhaben verfolgt der Professor Bernd Bötzel. Er ist seit 2007 Eigentümer dieses Bauwerks. Auch wenn heute in der Regel nur noch von Bethanien-Turm die Rede ist, er war einmal Bestandteil einer Kirche. Gebaut wurde die Bethanienkirche ab 1900 nach Plänen von Ludwig von Tiedeman und Regierungsbaumeister Robert Leibnitz. Seinerzeit wuchs Neu-Weißensee stetig. Deshalb entschied sich die evangelische Gemeinde, auf dem damaligen Cuxhavener Platz eine neue Kirche zu errichten.

Die Architekten konzipierte ein Bauwerk in neugotischem Stil. Anlässlich des Richtfestes wurde der Platz nach Ernst Freiherr von Mirbach benannt. Dieser war Oberhofmarschall der Kaiserin Auguste Victoria. Außerdem war er Mitglied des General-Synodalrates der evangelischen Kirche. Dieser ließ mit Unterstützung der Kaiserin mehr als 300 Kirchen neu bauen. Er unterstützte auch die Finanzierung des Baus der Bethanienkirche. Eingeweiht wurde das Gotteshaus 1902 im Beisein von Kaiser Wilhelm II. und seiner Frau Auguste Viktoria. Über 1000 Menschen bot das Kirchenschiff einst Platz. Benannt wurde die Kirche dann auf Wunsch der Kaiserin nach dem biblischen Ort Bethanien, den Wilhelm II. bei einer Palästinareise besucht hatte.

Am 26. Februar 1945 wurde das Kirchenschiff durch eine Luftmine stark beschädigt und musste zehn Jahre später abgerissen werden. Der übriggebliebene Turm dient der Gemeinde nach als Glockenturm.

Anfang des Jahrtausends hatte Bernd Bötzel die Idee, den Turm wieder nutzbar zu machen. „2004 schloss ich mit der Gemeinde zunächst einen Vertrag ab, eine Planung auf eigenes Risiko zu entwickeln“, sagt er. Ihm schwebte vor, in und am Turm ein Wohn- und Bürogebäude entstehen zu lassen. Er nahm mit renommierten Unternehmen Kontakt auf, fand aber seinerzeit keinen Interessenten. 2007 entschloss er sich dann, den Bethanien-Turm zu kaufen. Gemeinsam mit einem Investor begann er, ein neues Projekt zu entwickeln. Im Turm sollten Lofts entstehen, und als Anbau war ein Gebäude mit Mietwohnungen geplant. Als die Verträge unterschriftsreif waren, sprang der Investor jedoch ab.

Bötzel entschloss sich daraufhin, das Projekt allein in die Hand zu nehmen. „Ich habe inzwischen die dritte Planung entwickelt. Die ist inzwischen so weit fortgeschritten und mit der Unteren Denkmalpflege vorabgestimmt, dass ich voraussichtlich im Mai den Bauantrag stellen kann.“ Geplant ist, dass der Bethanien-Turm denkmalgerecht saniert wird. Wo früher das Kirchenschiff stand, soll ein Neubau hin. Dessen Lage ist so konzipiert, dass die bereits 1902 gepflanzten Bäume erhalten bleiben. Errichtet werden soll das neue Gebäude in solider Ziegelarchitektur.

Zwischen dem alten Turm und dem Neubau entsteht nach Stand der Planung ein Treppenaufgang, und es wird ein Aufzug eingebaut. Im Turm und im Neubau sollen insgesamt 15 Wohnungen mit 48 bis etwa 110 Quadratmeter Fläche entstehen. In den Turm wird unter anderem auch eine Maisonetten-Wohnung über drei Etagen eingebaut.

Ausgebaut wird der Turm bis unter die Glockenebene. Die Kirchenglocken selbst bleiben erhalten und werden auch weiterhin läuten können. So ist es auch mit der evangelischen Gemeinde vereinbart worden. Wenn der Bauantrag genehmigt worden ist, rechnet Bötzel mit einer Bauzeit von zirka anderthalb Jahren.

„Dass ich dafür so lange brauchen würde, hätte ich anfangs nicht gedacht“, gesteht der renommierte Architekt, der bereits viel Erfahrung mit der Sanierung historischer Gebäude hat. Seine Ausdauer bei diesem Vorhaben habe zwei Gründe, so Bötzel. Zum einen sei es die Verbundenheit zu Weißensee. „Ich wohnte mehrere Jahre ganz in der Nähe des Bethanien-Turms, in der Charlottenburger Straße“, sagt er. „Vor allem reizt es mich aber als Architekt, solch ein anspruchsvolles Projekt umzusetzen.“

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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