Ehemaliger US-Soldat Walter Reed: "Wir hatten alle verloren"
Als Werner Rindsberg flüchtete er einst in die USA. Im Sommer 1945 erfuhr der als "Sieger, Befreier und Besatzer" zurückgekehrte US-Staff Sergeant Walter W. Reed bei einem Kurzbesuch in Oberfranken, dass seine Eltern wenige Jahre zuvor abgeholt, deportiert und ermordet worden waren. Auch sonst, erzählt der heute 89-Jährige am Dienstag, 10. September, mit sonorer Stimme auf Deutsch, sah "das frühere Vaterland ganz scheußlich aus. Niemand hatte den Krieg gewonnen - wir hatten alle verloren." Und er hatte mitgeholfen, diesen Krieg zu beenden. Er gehörte einer deutschsprachigen Spezialeinheit an, den "Ritchie-Boys" und verhörte Gefangene, dolmetschte und entnazifizierte Professoren an der Universität Marburg.1946 habe er gern seine Uniform ausgezogen und selbst die Orden nicht mehr getragen. Er wollte ein ganz normaler Amerikaner sein. Auch deshalb hatte er den Namen Reed angenommen, um Antisemiten in den USA keine Angriffsfläche zu bieten. Und doch spürt man auch Stolz in seinen Worten. Er, der 1939 als 14-Jähriger von den Eltern vom kleinen Mainstockheim bei Würzburg zur Sicherheit nach Belgien geschickt worden war, flüchtete später weiter nach Frankreich. Über Frankreich, Spanien und Portugal kam er nach Amerika und überlebte als einziger seiner Familie.
Reed will die "Geschichte teilen, damit man sie nicht vergisst. Ich spreche auch für die anderen, die schon gegangen sind." Ohne Bitterkeit und fast triumphierend zeigt der Sohn eines von deutschen Soldaten ermordeten fränkischen Weinhändlers seinen deutschen Pass. "Wenn dieser Hitler das sehen könnte - ich bin da und habe Kinder und Enkel. Ich komme nach Deutschland und man hört mir zu." Der pensionierte PR-Manager, der jetzt in Wilmette am Michigan-See nördlich von Chicago lebt, hat, so scheint es, seinen Frieden mit dem Geburtsland gemacht.
Autor:Lokalredaktion aus Mitte |
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