Königin-Luise-Straße: Prachtmeile verliert ihren Glanz
An das Grundstück mit der abgebrannten Ruine hatten sich die Anwohner kaum gewöhnt, da geht es dem Nachbarhaus an den Kragen. Eingeworfene Fenster und ein offenes Gartentor laden ungebetene Gäste auf das verlassene Haus der Königin-Luise-Straße Nummer 85. Aufgegebene Häuser als Abenteuerspielplatz?
Der Bezirk hat keine Handhabe dagegen. Es gebe kein Gesetz, das den Eigentümer zwinge, ein Haus zu bewohnen, sagt Baustadtrat Norbert Schmidt (CDU). Im Falle des ehemaligen Restaurants Villa Borbone hatten die Eigentümer nach dem Brand vor zwei Jahren angefangen, die Reste des Gebäudes einzureißen. Ein Teil der Immobilie wurde danach zwangsversteigert. Die Folge: Aus der Brandruine wurde ein Abenteuerspielplatz, weil Kinder dort auf Entdeckungstour gingen. Eigentümer hätten lediglich eine "Verkehrssicherungspflicht" zum sicheren Passieren solcher Häuser und dafür Sorge zu tragen, dass keine Unbefugten auf solche Grundstücke gelangten, erklärt Schmidt.
Der Eigentümer hätte das Haus 87 eigentlich nach den Vorschriften des Denkmalschutzes wieder aufbauen müssen. Doch auf das Zwangsgeld von 450 000 Euro verzichtete das Bezirksamt laut Schmidt. Der denkmalgerechte Wiederaufbau wäre für den derzeitigen Eigentümer zu teuer gewesen. (Wir berichteten.)
Für Nachbarn, die hier täglich vorbeilaufen, ist das Grundstück direkt gegenüber der Gelfertstraße ein Ärgernis. "Es wäre schön, wenn es wieder bebaut würde", sagt ein Passant. Auch Mario Baddack, der mit seiner Familie am Sonntag unterwegs ist und hier oft lang kommt, meint: "Es sieht schrecklich aus - so lange, wie es schon so dasteht." Es passe nicht in die Gegend. Offenbar gebe es gar keine richtigen Besitzer. "Ich bin dafür, dass sich die Behörde mal drum kümmert", sagt Baddack.
Doch die ist nicht zuständig. Anders als bei einem Gebäude am Gardeschützenweg, wo Dachziegel auf die Straße zu stürzen drohten, gehe vom Haus Nummer 85 in der Königin-Luise-Straße keine Gefahr aus, so der Baustadtrat. So werden die beiden Bauten wie auch das ehemalige Anatomie-Institut am anderen Ende der "Luise" wohl weiter verfallen. Auf dem Gelände des früheren FU-Gebäudes will ein Discounter seit Jahren ein Einkaufszentrum errichten. Das lehnt der Bezirk ab.
Autor:Lokalredaktion aus Mitte |
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