Neo wartet noch
Wieder musste das Tierheim rund um Weihnachten viele Neuzugänge aufnehmen
Es ist eine traurige Tradition am Hausvaterweg: Trotz seines Vermittlungsstopps und der eindringlich wiederholten Bitte, auf vierbeinige Geschenke zu verzichten, muss sich das Tierheim-Team gerade kurz vor und nach Weihnachten um zahlreiche neue Schützlinge kümmern. So war es auch in diesem Jahr.
Die unschöne Bilanz der vergangenen Weihnachtsfeiertage: 39 Fundtiere wurden in der Sammelstelle im Hausvaterweg abgegeben, darunter elf Hunde, 13 Katzen und neun Kaninchen. Acht Vierbeiner wurden von ihren Besitzern wieder abgeholt, was vermuten lässt, dass sie „nur“ davongelaufen waren.
Warum Tiere ausgerechnet rund um Weihnachten heimatlos werden, darüber können die Experten vom Tierschutzverein für Berlin und Umgebung (TVB) nur spekulieren. Oft liegt für sie aber die Annahme nahe, dass sich Menschen bewusst ihrer Haustiere entledigen. „Wenn die erste Euphorie verflogen und die Weihnachtsferien vorbei sind, merken viele Menschen, dass sie einem Haustier doch nicht gerecht werden können“, sagt TVB-Sprecherin Beate Kaminski. „Ein Tier nimmt Zeit in Anspruch, gerade Welpen brauchen viel Geduld. Leider werden deshalb viele Tiere wieder abgeschoben oder gar ausgesetzt.“ Eine hohe Zahl neuer Schützlinge verzeichnet das Tierheim nicht nur zu Weihnachten, auch in den klassischen Urlaubszeiten, etwa vor den Sommerferien, wiederholt sich das Geschehen.
Krank ausgesetzt
Unter den Neuzugängen vom vergangenen Weihnachtsfest war ein sehr junger Welpe – ein etwa sechs Wochen altes Shih-Tzu-Mädchen. Das winzige Hundebaby wurde zwei Tage vor Heiligabend in Marzahn gefunden. Am 26. Dezember brachten Passanten eine Hündin, die in der Boxhagener Straße angebunden war. Bei sich trug sie ihren Impfpass. Das knapp einjährige Tier litt an einer Ohrenentzündung.
In Lichtenberg wurden am ersten Feiertag zwei Kaninchen neben einem Müllplatz gefunden. Einen Tag später entdeckten Spaziergänger im Schlosspark Charlottenburg in einer Tasche eine Katze nebst einem Zettel, auf dem stand, dass „man“ in 30 Minuten zurück sei. Als zwei Stunden lang kein Besitzer auftauchte, übergab der Finder das Kätzchen der Polizei. „Wir hoffen sehr, dass sich der Halter noch besinnt und das arme Tier bei uns abholt“, sagt Beate Kaminski. Gleiches gilt für Hund Neo, der in Friedrichsfelde gefunden wurde. Er ist ordnungsgemäß gechippt und registriert – seine Menschen konnten bislang aber nicht erreicht werden.
In Europas größtem Tierheim warten fast 1400 Tiere auf ein neues Zuhause, darunter 400 Katzen, 300 Hunde und etwa 100 Kleintiere.
Autor:Berit Müller aus Lichtenberg |
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