Hermsdorf. Umweltschützer haben bisher 1500 Erdkröten vor dem Verkehrstod auf dem Hermsdorfer Damm gerettet. Die Tiere gingen in diesem Frühjahr ungewohnt spät auf Wanderschaft.
Die Hermsdorfer kennen sie schon: Die grünen Schutzzäune am Hermsdorfer Damm. Aufgestellt im Frühjahr sollen sie Kröten, Frösche und Molche daran hindern, auf der Wanderung zu ihren Laichgewässern am Tegeler Fließ die stark befahrene Straße zu überqueren. Viele von ihnen würden dabei von einem Auto überrollt werden.Stattdessen werden die Tiere in Eimern aufgefangen, die Naturschützer entlang der Zäune in die Erde eingegraben haben. Dieses Naturschauspiel wiederholt sich jeden März. Doch diesmal begannen die Kröten erst Anfang April zu wandern und damit ungewohnt spät. Schuld daran hat der lange Winter. Auch wanderten die Tiere diesmal in Akkordzeit von nur einer Woche. Üblicherweise brauchen sie von ihren Winterquartieren im Wald hinter dem Dohnensteig bis zum Tegeler Fließ zwei bis vier Wochen. Dennoch fiel die Bilanz der geretteten Tiere wieder positiv aus.
So konnten in einer gemeinsamen Aktion des Forstamtes Tegel und des Umwelt- und Naturschutzamtes Reinickendorf insgesamt 1500 Erdkröten, 70 Teichmolche und 55 Grasfrösche in den Eimern aufgesammelt und in den letzten Wochen sicher über den Hermsdorfer Damm ins Tegeler Fließ getragen werden. Im vorigen Frühjahr hatten die Naturschützer so 2522 Amphibien gerettet.
Um genaue Kenntnisse über die Wanderung der Tiere zu bekommen, wurde erstmals ein Expertenmonitoring eingerichtet. "Zur Erfassung der Tiere haben Mitarbeiter beider Ämter und freiwillige Helfer die Zäune täglich kontrolliert", berichtet der zuständige Stadtrat Martin Lambert (CDU). Die ausgewerteten Daten sollen zeigen, auf welchen Wegen die Tiere genau wandern, um womöglich neue Zäune zu setzen.
Die Krötenwanderung ist allerdings noch nicht vorbei. Nach der Paarung und dem Laichen laufen sie im Sommer zurück in den Wald. Die Jungtiere folgen ihnen im Herbst. Deshalb werden noch Helfer gesucht, die die Tiere wieder zurück über den Hermsdorfer Damm tragen. Freiwillige können sich melden unter 902 94 31 51, -50 oder eine E-Mail schreiben an regina.wilkes@reinickendorf.berlin.de. Die Schutzzäune und Eimer bleiben bis dato stehen. "Sie sollten deshalb nicht beschädigt, beschmutzt oder entwendet werden", so Martin Lambert. Hundebesitzern rät der Stadtrat, ihre Vierbeiner im Bereich der Schutzzäune an die Leine zu nehmen.
Die Krötenzäune am Hermsdorfer Damm werden seit 2008 jedes Frühjahr aufgestellt. Mehr als die Hälfte aller einheimischen Amphibienarten ist gefährdet.
Ulrike Kiefert / uk
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