Seniorenclub verlegt sein Angebot nach Grunewald
Der Club mag gerettet sein, aber die Stimmung der Schmargendorfer Senioren hat einen neuen Tiefpunkt erreicht. Denn das vertraute und beliebte Domizil in der Cunostraße 1 - das hat Sozialstadtrat Carsten Engelmann nun offiziell bestätigt - ist nicht mehr zu halten. Eine Kündigung des Mietvertrags hat er wegen fehlender Verhandlungsaussichten mit dem Eigentümer bereits erwirkt.
Als neuen Standort nennt Engelmann das Nebengebäude der Wilmersdorfer Seniorenstiftung in der Wallotstraße 4. Hier bezieht der Club eine leer stehende, 180 Quadratmeter große Wohnung, die einen grundlegenden Umbau erfährt und den Rentnern mit einem behindertengerechten Zustand und einer rollstuhlgerechten Bad ab dem Jahreswechsel offen steht.
"Wir wissen, das ist kein ideeller Ersatz für das bisherige Haus", gibt Engelmann zu. Von einer "Abschiebung", wie eine Zuhörer der Informationsveranstaltung die Aktion bezeichnete, könne aber nicht die Rede sein.
Als entscheidenden Faktor gilt die Einsparung von Mietkosten in Höhe von 75 Prozent bei gleichzeitiger Erhaltung aller wesentlicher Angebote. Einzige Ausnahme: die Kegelbahn. "So eine Anlage können wir Ihnen dort nicht bieten", bittet der Stadtrat um Verständnis.
Das Hauptmanko ist in den Augen der Clubbesucher allerdings etwas anderes: die Erreichbarkeit der neuen Freizeitstätte. Knapp 25 Minuten Fahrzeit mit einem Umstieg aus der Buslinie 186 in die M 19 empfindet ein Großteil der Stammgäste als abschreckend. "Wenn draußen Eis und Schnee liegt, werde ich mir das gut überlegen", äußert sich zum Beispiel Bärbel Sommer, die als ehrenamtliche Mitarbeiterin donnerstags das gemeinsame Kochen begleitet. Andere engagierte Freunde des Clubs drohen sogar mit einem kompletten Boykott.
Bei allem Verständnis für den Ärger verweist Engelmann auf bekannte Zwänge. So machten die bei weitem zu hohe Jahresmiete in der Cunostraße und ein Personalabbau bis 2016 den Umbau der Clublandschaft unerlässlich. In dem Fall kommt es also zum Umzug - als Alternative zur Schließung. Alle Anfragen bei kirchlichen und sozialen Einrichtungen in der direkten Nachbarschaft seien nicht vom Erfolg gekrönt gewesen. Der Club als ganzer scheint für eine provisorische Unterbringung zu groß. Deshalb also die Umsiedlung nach Grunewald, wo die meisten Vorraussetzungen stimmen.
Und wem wirklich keine Busfahrt zuzumuten ist, der kann immer noch auf einen Kompromiss hoffen. Engelmann prüft, ob nicht zumindest eine kleine Restgruppe von nicht mobilen Schmargendorfern dort unterkommen kann, wo der große Club nicht willkommen war.
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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