„Wir haben alle ein Helfer-Gen“
Wasserretter der DLRG sorgen für Sicherheit auf Wannsee und Havel
Die Seen und Strandbäder sind voll. Bei hochsommerlichen Temperaturen zieht es Erholungssuchende und Wassersportler an Wannsee und Havel. Damit sie den Sommer am, im und auf dem Wasser unbeschwert genießen können, versehen die Wasserretter der Deutschen Lebens-Rettungsgesellschaft (DLRG) an den Wasserrettungsstationen ihren Dienst. Die DLRG Steglitz-Zehlendorf betreut drei solcher Stationen: Tiefehorn, Jagen 95 und an der Pfaueninsel.
Die größte Station ist Tiefehorn. Sie liegt an der Unterhavel. Genau dort, wo der Große Wannsee und die Havel sich das Wasser teilen. Von dort aus können die Wasserretter die große Wasserfläche zwischen Jagen 95 und Heckeshorn gut einsehen. An jedem Wochenende und an Feiertagen sind sie dort im Einsatz. Ehrenamtlich. Der Wachdienst beginnt um 9 Uhr und endet gegen 19 Uhr. „In der Regel sind die Stationen an den Wochenenden auch nachts besetzt“, sagt Lutz Sliwinski. Er ist Bezirksleiter der DLRG Steglitz-Zehlendorf, die insgesamt 1200 Mitglieder hat. Davon sind 65 Männer und Frauen aktiv als Einsatzkräfte tätig. „Im Jahr leisten sie auf unseren drei Stationen rund 19 000 Wachstunden. Und das bei jedem Wetter“, erklärt Sliwinski.
An diesem Nachmittag weht eine steife Brise über den Wannsee. Das Wasser ist aufgewühlt, die Wellen haben Schaumkronen. Für Wassersportler perfekte Bedingungen. Die Wasserretter auf Tiefehorn sind an solchen Tagen besonders gefordert. Die beiden dort stationierten Motorboote Adler 25 und Adler 28 sind fast pausenlos unterwegs. Gerade ist ein kleines Segelboot gekentert, wenig später scheint ein Surfer in Seenot geraten zu sein. Schnell sind die Wasserretter mit ihren Booten vor Ort. „Wir haben die Situation genau im Blick und erkennen von Weitem, ob ein Boot in Gefahr gerät“, sagt Karsten Fecke. Er leitet die Station Tiefehorn und ist seit 1982 bei der DLRG. Seit seinem zwölften Lebensjahr ist Fecke dabei. „Ich habe fast meine ganze Kindheit auf der Station verbracht“, sagt er lachend.
Daher kennt er die Tücken des Wannsees auch genau. „Die Fahrtrinne verläuft mitten über den See. Das führt oft zu gefährlichen Situationen. Vor allem Schwimmer bringen sich unnötig in Gefahr, wenn sie den See überqueren. Denn sie werden schlecht von Booten und Schiffen gesehen“, weiß Fecke. Das trifft auch für ungeübte Segler oder Stand-up-Paddler zu. Nicht selten überschätzen sie ihre Kräfte und brauchen dann Hilfe. Aber auch bei Kleinigkeiten helfen die ehrenamtlichen Wasserretter. „An den Stationen mit Badestelle wie am Jagen 95 verarzten wir oft auch kleine Verletzungen, kleben Pflaster und kühlen bei Insektenstichen“, sagt Fecke. Insgesamt kommen die Teams der drei Stationen auf rund 150 Einsätze pro Saison.
Vom Seepferdchen zum Juniorretter
Viele der aktiven Mitglieder, die auf den Wasserrettungsstationen im Einsatz sind, sind schon als Kinder und Jugendliche dabei. „Wir ziehen unseren Nachwuchs gewissermaßen selbst heran“, sagt Lutz Sliwinski. Die meisten lernen bei der DLRG schwimmen. Die Schwimmausbildung gehört zu ihren wichtigen Aufgaben. In Steglitz-Zehlendorf werden an drei Schwimmhallen Schwimmkurse von den Mitgliedern angeboten. Zirka 100 Kinder legen im Jahr bei der DLRG ihr Seepferdchen ab. Viele bleiben dabei, machen weiter und werden Mitglied im Jugend-Ausbildungsteam der DLRG.
Auf eine Laufbahn vom Seepferdchen bis zum Juniorretter können auch Valentina Vogt, Alexander Baasner und Pascal Schlende verweisen. Die drei gehören inzwischen zum festen Team auf der Station Tiefehorn und versehen dort an vielen Sommerwochenenden ihren Dienst. „Wir haben alle ein Helfer-Gen“, begründen sie ihr Engagement. Pascal ist seit 2014 dabei und hat gerade seinen Bootsführerschein gemacht. Er steuert den Adler souverän über das Wasser. Dass die jungen Leute an den Wochenenden auch mal 24 Stunden Dienst machen, ist kein Problem für sie. „Was wir machen, ist wichtig“, sagt Alexander. Es ist seine dritte Saison auf der Station und er merkt, dass in diesem Jahr an den Seen viel mehr los ist. „Die Leute werden einfach übermütiger nach Corona“.
Corona ist aber auch schuld daran, dass sich die Reihen bei der DLRG lichten. Es werde schwieriger, junge Leute für die ehrenamtliche Tätigkeit als Retter zu gewinnen. „Ohne die Ehrenamtlichen wären die Wasserrettungsstationen nicht besetzt“, sagt Sliwinski. In Steglitz-Zehlendorf gibt es allerdings noch einen großen und leistungsstarken Stamm von Rettern im Alter von 30 bis 45 Jahren. Doch wie alle DLRG-Abteilungen auch müssen sie die Ausstattung der Stationen, Material und auch die Rettungsboote samt Wartung und Reparaturen selbst finanzieren. „Alle anfallenden Kosten werden aus Spenden und Beiträgen gedeckt. Wir sind auf Sponsoren und Spenden angewiesen“, sagt Lutz Sliwinski.
Infos und Kontakt zur DLRG Steglitz-Zehlendorf auf steglitz-zehlendorf.dlrg.de.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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