Berlins kältester Flecken befindet sich in Wannsee
Senatorin Dilek Kolat weiht neue therapeutische Kältekammer ein

Anne Kornmesser hat drei Minuten in der Kältekammer ausgeharrt. Therapeut Reza Ashnani beaufsichtigt die Behandlung. Senatorin Dilek Kolat erkundigt sich nach dem Befinden der Patientin.  | Foto: K. Rabe
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  • Anne Kornmesser hat drei Minuten in der Kältekammer ausgeharrt. Therapeut Reza Ashnani beaufsichtigt die Behandlung. Senatorin Dilek Kolat erkundigt sich nach dem Befinden der Patientin.
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Bei den derzeitigen Temperaturen von über 30 Grad klingt es verlockend, einen Ort zu besuchen, der als kältester Ort der Stadt gilt. Dieser Ort ist die Kältekammer des Immanuel Krankenhauses Berlin-Wannsee, die kürzlich von Gesundheitssenatorin Dilek Kolat eingeweiht wurde. Hier herrschen 110 Grad unter Null.

Die 300 000 Euro teure Kältekammer der Spezialklinik für Rheumatologie, Orthopädie, Osteologie und Naturheilkunde dient medizinischen und therapeutischen Zwecken und nicht etwa der Erfrischung. Schmerzpatienten erhalten hier nach ärztlicher Verordnung bei minus 110 Grad Celsius eine Kältetherapie.

Das Immanuel Krankenhaus ist eins der ersten in Europa mit einer solchen Kältekammer für die Ganzkörperkältetherapie. Die neue Kammer ist schon die dritte Generation seit 1989 am Standort Wannsee. „Wir haben in eine neue Kältekammer investiert, weil der Bedarf immens ist“, erklärte Roy J. Noack, Geschäftsführer des Immanuel Krankenhauses.

Viele zehntausende Anwendungen wurden hier in den vergangenen Jahren durchgeführt. Mit großem Erfolg. Dabei mutet es schon befremdlich an, dass sich jemand freiwillig und mehrere Minuten in einem Raum mit 110 Grad Kälte aufhalten möchte. Noack berichtet jedoch, dass die Patienten immer wieder von den Ergebnissen begeistert sind. Durch die Kältetherapie werden die Beschwerden von Schmerzpatienten für ein Jahr und länger gelindert. Bei 95 Prozent der behandelten Patienten sei die Therapie erfolgreich, so Noack.

Anne Kornmesser ist eine der Patientinnen, die zur Therapie mehrere Anwendungen in der Kältekammer bekam. Am Tag der offiziellen Einweihung der neuen Kammer absolvierte sie ihre letzte Behandlung. Drei Minuten harrte sie in der Kälte aus. „Drei Minuten können sehr lang sein“, sagt Physiotherapeut Reza Ashnani. Nur in Badebekleidung und mit Handschuhen, Socken, Mundschutz und Stirnband geschützt halten sich die Patienten zwei bis drei Minuten in dem vier Quadratmeter großen Raum bei extremer Kälte auf. Danach fühle ich mich frischer und viel wohler“, sagt Anne Kornmesser. Nach anfänglichem Frieren könne es zum Ende der Zeit auch schon mal weh tun, sagt die ehemalige Leistungssportlerin. Aber die behandelnden Therapeuten, die den Aufenthalt in der Kältekammer durch eine Glasscheibe im Blick behalten, motivieren ihre Patienten entsprechend und geben Hinweise zur richtigen Bewegung. So schafft eigentlich jeder, die dreiminütige Kältebehandlung durchzustehen.

Von bis zu 100 Patienten wird die Kältekammer täglich genutzt. Der kurze Aufenthalt in genau temperierter trockener Kaltluft schafft Linderung bei Krankheitsbildern wie Gelenk- und Muskelentzündungen. Die Kälte wirkt dabei so intensiv auf den ganzen Körper, dass Schmerzempfindungen danach deutlich gemindert werden. In diesem Zustand sind physiotherapeutische Maßnahmen möglich, die vorher nicht durchführbar waren.

Senatorin Dilek Kolat ließ es sich nicht nehmen, selbst den Kältetest zu machen. „Ich bin überrascht, wie angenehm sich Kälte anfühlt“, sagte sie nach ihrem Aufenthalt.

Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

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