Die vergessene Grenzanlage
Hinterlandmauer am PankowPark entdeckt

Der Ausstellungsleiter des DDR-Museums, Sören Marotz, entdeckte den 150 Meter langen Teil der Hinterlandmauer. Christina Czymay vom Landesdenkmalamt traf sich mit ihm am Fundort und sorgte dafür, dass dieser Rest der Grenzsicherungsanlage unter Denkmalschutz gestellt wird. Kürzlich informierten beide darüber vor der Mauer an der Schillerstraße. | Foto:  Bernd Wähner
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  • Der Ausstellungsleiter des DDR-Museums, Sören Marotz, entdeckte den 150 Meter langen Teil der Hinterlandmauer. Christina Czymay vom Landesdenkmalamt traf sich mit ihm am Fundort und sorgte dafür, dass dieser Rest der Grenzsicherungsanlage unter Denkmalschutz gestellt wird. Kürzlich informierten beide darüber vor der Mauer an der Schillerstraße.
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Ein zirka 150 Meter langes Stück erhaltener Hinterlandmauer ist jetzt vom Landesdenkmalamt unter Denkmalschutz gestellt worden.

Von diesem Mauerabschnitt ist allerdings nur ein kleiner Teil in einer Sachgasse an der Schillerstraße sichtbar, und auch nur, wenn man genau hinschaut. Denn an diesem kleinen Stück der etwa 3,40 Meter hohen Hinterlandmauer wachsen dichte Brombeersträucher. Der überwiegende Teil der Mauer steht als Begrenzung am Rande des Betriebsgeländes des PankowParks zu Privatgrundstücken beziehungsweise zum Bahngelände der Niederbarnimer Eisenbahn.

Der heutige PankowPark war bis Anfang der 1990er-Jahre das Betriebsgelände des VEB Bergmann-Borsig. „Dieses Betriebsgelände befand sich komplett im damaligen Grenzstreifen, zwischen der Hinterlandmauer und der damaligen vorderen Mauer“, berichtet Sören Marotz. „Wer diesen Betrieb betreten wollte, brauchte nicht nur seinen Betriebsausweis, sondern auch einen Passierschein für das Grenzgebiet.“ Der heutige Ausstellungsleiter des DDR-Museums begann Ende der 1980er Jahre eine Berufsausbildung mit Abitur im VEB Bergmann-Borsig. „Ich kann mich noch gut erinnern, dass ich von der Werkbank aus, wenn ich am Schraubstock feilte, immer einen Blick Richtung Märkisches Viertel hatte“, sagt er. Dem in Niederschönhausen aufgewachsenen und immer noch im Ortsteil lebenden Sören Marotz ist es auch mit zu verdanken, dass dieses Stück Hinterlandmauer wiederentdeckt und schließlich unter Schutz gestellt wurde.

Bei Spaziergang entdeckt

Nach dem Fall der Mauer 1989 wurde alles daran gesetzt, so viel wie möglich von der Berliner Mauer abzureißen und zu beseitigen. Trotzdem blieben nicht nur an der Bernauer Straße und an der East Side Gallery Teile noch erhalten. Doch vieles geriet im Laufe der Jahre in Vergessenheit. Inzwischen gelangte man im Land Berlin aber zu der Überzeugung, dass noch vorhandene Reste der Grenzanlage, die an die Teilung der Stadt erinnern, erhalten und geschützt werden sollten. Denn diese Zeugnisse mahnen und vermitteln jüngeren Generationen Geschichte – und das nicht nur mit Worten oder Fotografien. Deshalb sind das Landesdenkmalamt, die Stiftung Berliner Mauer und das DDR-Museum, die bei diesem Thema eng zusammenarbeiten, dankbar für Hinweise auf weitere „vergessene“ Reste der früheren DDR-Grenzsicherungsanlagen.

Solche Hinweise auf Mauerreste sind für Laien nicht immer identifizierbar. Sören Marotz hat sich als Historiker über viele Jahre mit der Berliner Mauer befasst. Er weiß daher auch, wie die Grenzsicherungsanlagen aufgebaut waren. Als er am 9. März dieses Jahres mit einem Kollegen von der Stiftung Berliner Mauer bei einem Spaziergang im Bereich des früheren Mauerstreifens die seinerzeit noch nicht von Brombeersträuchern fast verdeckte Mauer entdeckte, war ihm sofort klar: Hier steht noch ein Stück Hinterlandmauer. „Diese Mauer war sozusagen die erste Sperranlage von Ost-Berliner Seite in Richtung West-Berlin“, berichtet der Historiker.

Zügig unter Schutz gestellt

Sören Marotz setzte sich mit Christina Czymay vom Landesdenkmalamt in Verbindung, die dort in der Baudenkmalinventarisation arbeitet. Die Fachfrau hatte sich Anfang der 90er Jahre bereits intensiv mit den alten Industriegebäuden auf dem früheren Bergmann-Borsig-Gelände befasst und dafür gesorgt, dass sie als Industriedenkmal geschützt sind. Wenig später trafen sich beide zu einer Vor-Ort-Besichtigung.

Die Hinterlandmauer besteht aus etwa 20 Zentimetern breiten Pfosten, zwischen die drei bis vier Betonplatten bis zu einer Höhe von etwa 3,40 Meter aufgestapelt wurden. Die Mauer hatte gleich mehrere Funktionen, erklärt Sören Marotz. Sie sollte Grenzübertritte verhindern, die Anlagen des Betriebes, in dem Kraftwerksturbinen produziert wurden, schützen und Industriespionage verhindern.

Christina Czymay berichtet, dass von der Entdeckung des noch erhaltenen Teils der Hinterlandmauer bis zu seiner Unterschutzstellung vergleichsweise zügig ging. Das liegt auch daran, dass das Abgeordnetenhaus einen entsprechenden Beschluss fasste, in dem der Erhalt solcher Mauerreste gefordert wird. Zwar ist nur ein kleiner Teil dieser Mauer von der Schillerstraße aus zu sehen, aber Landesdenkmalamt, Stiftung Berliner Mauer und DDR-Museum werden beraten, ob es an dieser und an ähnlichen Stellen, an denen sich abseits vom Berliner Zentrum solche Reste der DDR-Grenzsicherung befinden, entsprechende Hinweise aufgestellt oder angebracht werden.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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