Turnhallen endlich frei: Fast 300 Flüchtlinge in die Heerstraße umgezogen

Seit Juli bezugsfertig – Ende Dezember endlich belegt: das Heim in der Heerstraße 16. | Foto: Thomas Schubert
  • Seit Juli bezugsfertig – Ende Dezember endlich belegt: das Heim in der Heerstraße 16.
  • Foto: Thomas Schubert
  • hochgeladen von Thomas Schubert

Charlottenburg-Wilmersdorf. Die Lage schien bis Weihnachten aussichtslos. Doch dann erzwang der neue Senat per Notstandsverordnung die Eröffnung eines längst bereitstehenden Gebäudes in Westend. Flüchtlinge aus zwei Wilmersdorfer Turnhallen bewahrte der Umzug vor dem Zusammenbruch.

Das Spielfeld ist wieder ein Spielfeld, Turnhallen werden wieder Heimat des Vereinssports. Nach über einem Jahr des Hausens zwischen Fußballtoren zogen Flüchtlinge nun in ein richtiges Haus. Der Fall der notbelegten Hallen an der Prinzregenten- und an der Forckenbeckstraße endete kurz vor den Feiertagen mit einem politischen Weihnachtswunder.

Juristischer Kniff

In dem Moment, da eine Räumung ausgeschlossen schien, erwirkte Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) den Umzug der fast 300 Bewohner mit einem juristischen Kniff: Sie rief eine Notsituation aus und konnte so das bereitstehende Heim in der Heerstraße 16 sofort beschlagnahmen lassen – obwohl dort noch immer kein endgültiger Träger feststeht.

„Endlich raus aus den Sporthallen! Ich habe einen guten Eindruck vor Ort gewonnen“, erklärte Bürgermeister Reinhard Naumann (SPD), der sich am Tag des Umzugs von der neuen Situation überzeugte. „Das war überfällig und das schönste Weihnachtsgeschenk für die Menschen aus der Halle“, äußerten sich Sprecher des Netzwerks „Willkommen im Westend“.

Wie überfällig, das erklärte Sozialstadtrat Carsten Engelmann (CDU) den Bezirksverordneten mit klaren Worten: „Eine Unterbringung von Flüchtlingen in Hallen bedeutet Stigmatisierung. Ärzte schilderten uns dort akute Probleme aus dem psychiatrischen Bereich.“ Als Träger der Unterkunft in der Heerstraße 16, dem früheren Sitz des Bauunternehmens Holtzmann, wirkt vorläufig der Anbieter „Apardo“. Ob es dabei bleibt, ist fraglich. Denn die komplizierte Ermittlung eines dauerhaften Trägers, die das Chaos ausgelöst hatte, läuft weiter. Bis Redaktionsschluss brachte das Verfahren kein rechtssicheres Ergebnis. Und die offizielle Anwohnerversammlung? Diese obligatorische Maßnahme des Bezirksamts ist längst erfolgt: kurz vor der geplanten Eröffnung des Heims an der Heerstraße. Im Juli 2016. tsc

Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn Sie Ihren eigenen Willen in einer Patientenverfügung niederzuschreiben, erhalten Sie die größte Sicherheit, dass das, was geschieht, Ihren eigenen Weisungen und Vorstellungen entspricht.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wir informieren Sie
Patientenverfügung und Vorsorge

Wer denkt schon gerne an einen Unfall oder sein Ableben? Doch wenn der Notfall eintritt, stehen unsere Angehörigen vor einer großen Herausforderung. Um ihnen diese Last und Verantwortung zu erleichtern, ist eine Patientenverfügung wichtig. Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist, seinen eigenen Willen in einer Patientenverfügung niederzuschreiben. Dadurch erhalten Sie die größte Sicherheit, dass das, was geschieht, Ihren eigenen Weisungen und Vorstellungen entspricht. Ihre Ärzte und...

  • Hermsdorf
  • 08.05.24
  • 112× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.