Radschnellweg oder Tramtrasse: Grüner Mittelstreifen soll weichen

Weil es auf dem Bürgersteig zu eng war, wurde der Radweg auf die Straße verlegt. | Foto: Ulrike Kiefert
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Hakenfelde. Der Mittelstreifen auf der Neuendorfer Straße weckt Begehrlichkeiten. Die FPD will dort einen Fahrradschnellweg, die IST lieber eine Straßenbahn. Bäume müssten in jedem Fall weichen.

Für Spandaus Alltagsradler wäre es sicher ein Glücksfall: eine drei Meter breite Spur nur für Radfahrer, Vorfahrt an allen Kreuzungen, schnelle Grün-Phasen an Ampeln und das über mindestens fünf Kilometer. Diese Qualitätsstandards und noch einige mehr machen laut Senat Radschnellverbindungen aus. Solch einen Fahrradschnellweg wünscht sich die Spandauer FDP auf dem Mittelstreifen der Neuendorfer Straße und der Streitstraße.

Bauvorhaben bringen künftig mehr Verkehr

Ihre Argumente: Weil auf beiden Straßen der Radweg vom Bürgersteig auf die Straße verlegt und damit eine Fahrbahn eingespart wurde, gibt es nun vom Wröhmännerpark bis zur Niederneuendorfer Allee enorme Staus. Mit dem Wohnungsneubau in Hakenfelde (Pepitahöfe, Wasserstadt) muss laut FDP bald mit noch mehr Verkehr gerechnet werden. Deshalb sei es sinnvoll, den Mittelstreifen als Radweg zu nutzen und so auszubauen, dass die Straßen wieder zweispurig werden. „Denn ein fließender Verkehr verursacht wesentlich weniger Abgase und Radfahrer und ÖPNV kommen schneller und gefahrloser von Hakenfelde in Richtung Rathaus Spandau“, erklärt Fraktionschef Matthias Unger. Über dem Antrag der FDP-Fraktion werden nach der Sommerpause aber erst mal der Haushaltsausschuss und der Bauausschuss brüten müssen.

Denn ungeprüft durchwinken lässt sich der Antrag ganz sicher nicht. Zwar fährt auf dem jetzigen Fahrradweg der Neuendorfer und der Streitstraße das Risiko immer mit. Rücksichtslose Autofahrer parken nur zu oft den Fahrradstreifen zu und zwingen Radler in den Verkehr auszuweichen. Und auch die Busse kreuzen den Radweg, wenn sie zur Haltestelle wollen. Doch mit Vorrang an den Kreuzungen und möglichst kurzen Wartezeiten vor Ampeln dürfte der Fahrradschnellweg die Staus vermutlich noch ankurbeln. Dazu sind für eine solche Schnelltrasse komplexe Umbauten nötig, weshalb Autospuren eher wegfallen würden. Von den Kosten ganz zu schweigen.

Baumfällungen ja oder nein?

Zudem nimmt die FDP das Fällen von etwa 100 Bäumen in Kauf, die den grünen Mittelstreifen dominieren. Was verwundert, hatte sich die Fraktion doch gerade erst für den Erhalt von 27 Roteichen in Kladow stark gemacht.

An dem Grünzug ist aber auch die Initiative Spandauer Tram (IST) interessiert. Sie will den Mittelstreifen für eine Tram-Trasse freihalten. "Nur dort, wo eine Straßenbahn auf eigenem Gleiskörper fährt, kann sie neben allen anderen Vorteilen auch ihren Geschwindigkeitsvorteil ausspielen", sagt Sprecher Manfred Kurt Vormelker. Hier sieht die IST aber vor allem die Grünen und die SPD in der Pflicht, die für Spandau eine Renaissance der Straßenbahn fordern. Denn Tram-Fans wissen: Am 2. Oktober jährt sich nach 50 Jahren das Ende der letzten Straßenbahnlinie 55. Die fuhr bis 1967 in West-Berlin und zwar vom Bahnhof Zoo bis Hakenfelde und somit auch über die Neuendorfer Straße. uk

Weil es auf dem Bürgersteig zu eng war, wurde der Radweg auf die Straße verlegt. | Foto: Ulrike Kiefert
Linden und Ahorne säumen den Mittelstreifen auf der Neuendorfer Straße. Fotos: Ulrike Kiefert | Foto: Ulrike Kiefert
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Ulrike Kiefert aus Mitte

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