Clubkultour: Führungen zur Berliner Club- und Techno-Geschichte

Der einstige Planet-Club ist jetzt exklusive Wohnadresse am Spreeufer. Eberhard Elfert lädt zu drei verschiedenen Clubkultouren. | Foto: Dirk Jericho
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  • Der einstige Planet-Club ist jetzt exklusive Wohnadresse am Spreeufer. Eberhard Elfert lädt zu drei verschiedenen Clubkultouren.
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Mitte. Der Historiker und Kulturwissenschaftler Eberhard Elfert kennt die Berliner Clubgeschichte wie kaum ein anderer. Seine Radtouren führen zu den legendären Party-Clubs beziehungsweise zu deren Wurzeln und zeigen die Stadt im Wandel.

Die Szene wandert

Clubsterben, dieses Wort fällt immer wieder, wenn eine abgefahrene Bar oder ein Technoschuppen schließen muss. Eberhard Elfert mag diese Beschreibung nicht. Er spricht lieber von „Wanderungsgbewegungen“, wenn Clubs sich eine neue Bleibe suchen. Die kreativen Macher solcher Hotspots finden andere Orte, und immer mehr Touristen kommen extra nach Berlin – auch wegen der günstigen Flüge und Hotels –, um richtig abzufeiern.

Clubkultour heißt das Projekt, das Elfert in Zusammenarbeit mit der Clubcommission, dem Sprachrohr der Nachtszene, entwickelt hat. Drei verschiedene Touren gibt es, auf denen Elfert und 20 weitere Experten ab April Spannendes zur Geschichte der elektronischen Musik, zu den Orten der Aufbruchstimmung und zum Wandel der vergangenen 25 Jahre erzählen. Ob Dimitri Hegemanns legendärer Tresor in der Leipziger Straße am Leipziger Platz, der Wiege des „Techno“ (wegsaniert vor zehn Jahren), Partynächte in alten Brauereikellern in Prenzlauer Berg oder die wilden Jahre am Spreeufer – Elfert kennt alle Clubs, die Geschichten und Wanderungen. Auch wie die Szene selbst sich verändert hat, darüber spricht Elfert auf seinen Clubtouren. Wer hätte zum Beispiel vor ein paar Jahren gedacht, dass Techno-Pionier Dimitri Hegemann einmal seine Tresor-Location – jetzt im früheren Kraftwerk in der Köpenicker Straße 70 – einmal für einen großen Autokonzern zur Premierenfeier seines neuesten Autos überlässt?

Suspektes Völkchen mit Kultstatus

Die Clubmacher sind Teil der Kreativwirtschaft und wichtiger Faktor für die Stadt. Im konservativen Diepgen-Senat der 90er-Jahre waren die Nachtarbeiter ein suspektes Völkchen. Erst Klaus Wowereit hat der Szene Kultfaktor zugesprochen. Schließen mussten trotzdem genug. Das "Planet" in einer früheren Margarinefabrik am Spreeufer zum Bespiel. Derzeit wird die Fabrikruine zu schicken Eigentumswohnungen saniert. Elfert sagt, dass es am öffentlichen Spreeuferweg, der gebaut wird, auch zwei Geschichtsstationen zur Club- und Technogeschichte mit Kiki Blofeld, Kater Holzig, Bar 25 und den anderen im einstigen Grenzgebiet geben soll.

„Berliner Clubkultur von 1990 bis heute“ heißt die klassische Tour, die sonnabends um 14 Uhr an der Leipziger/Ecke Wilhelmstraße startet. Hier geht es vor allem um die Zeit des Umbruchs in den 90er-Jahren und wie sich viele Clubs inmitten der Stadt im einstigen Grenzgebiet entwickelt haben.Bei „Clubkultur zwischen Underground, Easyjetset und Architekturikonen“ (sonnabends 14 Uhr, Sredzkistraße, Eingang zur Kulturbrauerei) geht es um die Eröffnung und Schließung von Clubs von 1990 bis heute. Die Tour zeigt die Gentrifizierung Prenzlauer Bergs. „Richtig feiern“ können die Teilnehmer bei der dreistündigen Nachttour (sonnabends 22 Uhr, Moritzplatz vor dem Aufbauhaus). „Die Alternative zu jedem Pub-Crawl“, so Elferts Untertitel, beschreibt die Wanderungsbewegung der Clubs seit den 90er-Jahren und zeigt Kreuzberg und Friedrichshain „als Standort der Nachtökonomie“. Auf der Tour geht es um Clubs und Tourismus und aktuelle Orte der Clubkultur wie zum Beispiel das berühmte Berghain. DJ

Tickets kosten 13, ermäßigt elf Euro. Ein Fahrrad muss man selbst mitbringen. Informationen unter http://clubkultour.de.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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