Auslaufmodell boomt: Spandauer Stadtbibliothek laut Jahresbericht beliebt wie nie

Fachbereichsleiterin Heike Schmidt und Bibliotheksleiterin Marion Mühlhoff sind mit den Ausleih- und Besucherzahlen sehr zufrieden. | Foto: Berit Müller
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Spandau. Die Bibliothek sei ein Auslaufmodell, unken Lesemuffel schon seit Jahren. Zumindest in Spandau kann davon nicht die Rede sein, wie aktuelle Besucher- und Ausleihzahlen beweisen.

„Wir strafen all jene Leute Lügen, die vor wenigen Jahren noch das Ende der herkömmlichen Bibliothek prophezeit haben“, sagt Heike Schmidt, Leiterin des Fachbereichs Bibliothek im Spandauer Bezirksamt. „Das Gegenteil ist der Fall. Obwohl wir Filialen schließen mussten, verzeichnete unsere Stadtbibliothek 2015 zum zweiten Mal in Folge einen Ausleihrekord.“

Mehr als 1,4 Millionen Mal haben sich die Spandauer im vergangenen Jahr aus dem Bestand an Büchern, Zeitschriften und sonstigen Medien bedient, über den die insgesamt sieben Einrichtungen der Zitadellenstadt verfügen. Das sind neben der Hauptbibliothek in der Carl-Schurz-Straße (samt ihren Nebenstellen in elf Grundschulen) die Stadtteil-Filialen Falkenhagener Feld, Kladow, Heerstraße und Haselhorst, der Bücherbus sowie die Schulbibliothek der Carlo-Schmid-Oberschule.

"Wir platzen aus allen Nähten"

Den mit Abstand größten Ansturm verzeichnet die Zentrale in der Altstadt – die hat bei den Ausleih-Zahlen 2015 erstmals die Millionen-Grenze geknackt und liegt auch in puncto Besucherstatistik weit vorn. „Das Haus boomt“, berichtet Bibliotheksleiterin Marion Mühlhoff. „Wir öffnen von frühmorgens bis 20 Uhr und sind nah am Platzen. Selbst in den Ferien ist es bei uns voll, das war nicht immer so.“ Im Schnitt 2000 Besucher empfängt die Bücherei pro Tag; viele von ihnen stöbern nicht nur nach Lesestoff zum Mitnehmen, sondern schmökern gleich vor Ort. Das ist einerseits erfreulich, sorgt aber auch für Probleme. „Das Haus gerät an seine Grenzen“, sagt Heike Schmidt „Vor allem in Bezug auf die räumlichen Gegebenheiten sind die Kapazitäten ausgeschöpft.“

Abhilfe verspricht nun das EU-finanzierte Programm „Bibliotheken im Stadtteil“ (BIST). Aus diesem Topf hat das Bücherei-Team Fördermittel beantragt – und erhält in den nächsten drei Jahren fast eineinhalb Millionen Euro, um die Zentrale zu modernisieren. Ende vergangenen Jahres hat ein Architektenteam bereits untersucht, welche baulichen Veränderungen in der Carl-Schurz-Straße möglich sind: Schallschutz, Beleuchtung, IT-Ausstattung und Möblierung sollen nun peu à peu erneuert werden. Außerdem bekommt die Stadtbibliothek ein neues Leit- und Orientierungssystem inklusive frischem Logo – Ergebnis eines Wettbewerbs mit Design-Studenten.

Nicht nur die Zentrale, auch die Filialen in den Ortsteilen erfreuen sich wieder wachsender Beliebtheit, was die Ausleih- und Besucherzahlen zeigen. Heike Schmidt und der für die Bibliotheken zuständige Stadtrat Gerhard Hanke (CDU) liebäugeln daher schon seit einiger Zeit mit einem Pilotprojekt für die Kladower Bücherei, das momentan allerdings auf Eis liegt: Während sich Stadtrat und Bereichsleiterin eine 24-Stunden-Bibliothek vorstellen können – nach skandinavischem Vorbild gänzlich ohne Personal –, lehnt der Spandauer Personalrat sogar ab, die Kladower Bücherstube nach diesem Modell an den Wochenenden von 10 bis 18 Uhr zu öffnen. Das Gremium begründet sein Veto mit der Sorge, das Projekt könne weiterem Stellenabbau in den Bibliotheken Türen und Tore öffnen. „Wir bleiben aber dran“, sagt Stadtrat Hanke. „Warum sollte in Kladow nicht klappen, was andernorts bestens funktioniert?“

Gute Nachrichten gibt es nicht zuletzt für Freunde der fahrenden Bibliothek: Der in die Jahre gekommene Bücherbus soll noch 2016 durch ein nagelneues Mobil ersetzt werden. Dessen Anschaffung hat der Bezirk bewilligt und zahlt sie aus seinen Investitionsmitteln. bm

Autor:

Berit Müller aus Lichtenberg

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