Kaffee und Kuchen im Wohnzimmer: Haidar Maleks „Antik Café“ am Leopoldplatz

Haidar Malek mit seiner Frau Anne und seiner Tochter im "Antik Café". | Foto: Philipp Hartmann
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An der Wand hängen Gemälde aus den 50er-Jahren. Überall stehen alte Lampen, Tische und Stühle. WLAN gibt es nicht, denn die Gäste sollen sich unterhalten und nicht in ihre Smartphones vertieft sein. Das kleine „Antik Café“ in der Nazarethkirchstraße 38 ist eine Mischung aus Café und Antiquitätengeschäft mit ganz eigenem Charme.

Die Idee hatte Besitzer Haidar Malek (34), seit Mitte September ist geöffnet. Er und sein Laden haben bereits eine bewegte Geschichte hinter sich. Malek wuchs im Irak auf, lebte zwei Jahre in Thailand, außerdem in Bali, Vietnam und Jordanien. 1998 überzeugte ihn sein Vater, zu ihm nach Berlin zu kommen. Hier lernte er seine Frau kennen, mit der er heute einen Sohn und eine Tochter hat.

Malek schloss eine Ausbildung zum Karosseriebauer ab. Der Beruf machte ihm jedoch keine Freude. Stattdessen fing er an, mit seinem Vater Silberschmuck zu verkaufen. 2001 wurde das Geschäft vollständig ausgeraubt und Malek war plötzlich pleite. Das Geschäft übergab er an eine Familie, die dort zwei Jahre lang eine Bäckerei betrieb.

Dann hörte er zufällig von der Wohnungsauflösung eines Mannes in Hermsdorf, der in ein bereits möbliertes Haus umziehen wollte. Als Gegenleistung für seine Hilfe beim Umzug bekam Malek 20 alte Möbelstücke zum Spottpreis. „Ich habe die auf Verdacht gekauft. Ich hatte davon keine Ahnung“, erzählt er. Die Möbel stellten sich als wertvoll heraus und so begann Haidar Malek 2005, als Antiquitätenhändler zu arbeiten.

Das nötige Wissen brachte er sich selbst bei. Malek recherchierte über Holzpflege und Restauration, reparierte und polierte seine Möbel in einer Werkstatt direkt nebenan. „Irgendwann fragten mich Freunde, warum ich nicht ein Restaurant aufmachen wolle, weil ich doch immer so gut koche. Für ein Restaurant hätte unser Laden nicht die Voraussetzungen erfüllt, also habe ich mich für ein Café entschieden“, erzählt Malek.

Gemeinsam mit seiner Frau Anne, die eigentlich Physiotherapeutin ist, einem guten Freund und dessen Frau kümmert sich Malek seitdem um die Gäste. Es gibt selbstgemachten Käsekuchen, Bienenstich und Kirschtorte. Außerdem bietet das Café Frühstück an. Die Gäste sitzen dabei auf alten Sofas neben Vertikos im Jugendstil und aus der Gründerzeit. Malek funktionierte einfach sein Antiquitätengeschäft in ein Café um.

„Den Leuten gefällt das Ambiente. Die sagen, das ist Wohnzimmerflair wie bei Oma zu Hause. Außerdem bleiben draußen immer wieder Passanten stehen und fotografieren unseren Laden oder fragen, ob die Möbel zum Verkauf stehen“, sagt Anne Malek.

Das soll auch bald wieder möglich sein. Wenn das Café erstmal richtig läuft und in der Umgebung bekannt geworden ist, will Haidar Malek auch wieder Möbel verkaufen. Er habe noch genug in der Reserve, falls jemand die Stühle und Tische aus dem Café haben möchte, sagt er.

Langfristig hat Malek noch mehr geplant. Vor ein paar Wochen fragten ihn ein paar Künstler, ob sie das Café als Veranstaltungsort nutzen könnten und Malek stimmte zu. So findet nun am Sonntag, 12. November, um 16 Uhr im „Antik Café“ eine Märchenstunde für Kinder statt.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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