Vera Albrecht hat Erlebnisse vom Kriegsende aufgeschrieben
"Es gibt so viele Veröffentlichungen, die das Kriegsende in Berlin nur mit den Vergewaltigungen deutscher Frauen durch die russischen Sieger in Verbindung bringen. Vor lauter Massenvergewaltigungen ist oft nicht zu erkennen, wer uns vom Faschismus befreit hat", meint die frühere Verlagslektorin.Vera Albrecht, die heute in Baumschulenweg lebt, wollte es aber nicht bei eigenen Erlebnissen belassen. Sie besuchte bis zum Krieg eine Mädchenklasse in der Schule an der Hasselwerderstraße in Niederschöneweide. Bereits vor Jahren hat sie deshalb 24 ihrer früheren Schulkameradinnen angeschrieben, ihr Anliegen erläutert und um kurze Berichte aus den Tagen des Kriegsendes 1945 gebeten. "Zwei haben mich wegen meines Ansinnens beschimpft, viele andere aber ihre Erlebnisse geliefert", sagt Vera Albrecht.
Entstanden sind keine fiktiven Geschichten, sondern authentische Erlebnisse vom Kriegsende aus der Sicht damals junger Frauen. Einige sind tatsächlich Opfer sexueller Übergriffe geworden. Auf Wunsch der Zeitzeuginnen wurden manche Namen geändert.
Der Verlag "Das neue Berlin" hat die Erlebnisse von Vera Albrecht und ihrer Mitschülerinnen unter dem Titel "Feindberührung - die russischen Sieger in Berlin" herausgebracht. Viele der beschriebenen Orte zeugen weiter von der Authentizität der Geschichten, darunter der Bunker an der Nalepastraße, in dem Vera Albrecht im April 1945 mit ihrer Familie Schutz vor Bomben und Granaten suchte. Der gesprengte Bunker steht noch neben dem Spartenheim einer Kleingartenanlage.
"Die Geschichte ist oft wie eine Hure, jeder kann sie ausbeuten und die Wahrheit bleibt dabei auf der Strecke. Deshalb muss mein Buch unter die Leute", findet Vera Albrecht. Deshalb würde sie auch gern in Buchhandlungen aus den Erinnerungen von 1945 lesen.
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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