Biesdorfer will Druckerplatten dem Bezirk schenken
Biesdorf. Steindrucker Dietmar Liebsch ist einer der letzten seiner Zunft. Zu DDR-Zeiten hat er für die namhaftesten Künstler gearbeitet. Im digitalen Zeitalter ist seine Kunst aber nicht mehr gefragt. Jetzt wünscht er sich, dass sein wertvolles Erbe einen würdigen Platz im Bezirk findet.
Liebsch hat neben seiner alten Druckwerkstatt noch einen anderen Schatz: über einhundert Jahre alte Druckplatten mit Arbeiten des französischen Karikaturisten Honoré Daumier (1808-1879) und des Illustrators Paul Gavarni (1804-1866). Liebsch möchte Werkstatt und Sammlung dem Bezirk schenken. Die Druckplatten wurden Anfang des 20. Jahrhunderts für einen deutschen Kunstverlag angefertigt. Der Beginn des ersten Weltkrieges verhinderte wahrscheinlich, dass sie sofort genutzt wurden. Der erste Druck erfolgte erst in den 20er-Jahren.
Der Biesdorfer selber entdeckte die Steinplatten im Keller eines Druckers in Luckenwalde, verschmutzt und teils unbrauchbar. Anfang der 80er-Jahre fertigte er mit dem Verlag der Kunst eine Neuausgabe von den Blättern an, deren Druckplatten er rekonstruieren konnte.
Die kunsthistorisch wertvollen Drucksteine möchte der Steindrucker nun dem Bezirk als Schenkung überlassen. Die bevorstehende Rekonstruktion des Schlosses Biesdorf war der letzte Anstoß dazu. "Ich könnte mir als Biesdorfer keinen besseren Platz vorstellen", sagt Liebsch. Sein Plan ist, die Steine zusammen mit alten Druckerpressen auszustellen, um Menschen mit dem alten Kunsthandwerk bekannt zu machen.
Kulturstadträtin Juliane Witt (Die Linke) freut sich auf das Angebot. Sie werde eine Reihe von Expertisen zu den Druckplatten einholen, um deren Wert beurteilen zu können. Dann müsse geprüft werden, ob eine Ausstellung in Schloss Biesdorf überhaupt möglich ist. Die Rekonstruktion erfolgt mit Fördermitteln der Europäischen Union, deren Vergabe an Bedingungen gebunden ist. Witt will prüfen, ob eine Ausstellung der Steindruckerei mit den historischen Drucksteinen im Schloss damit in Übereinklang zu bringen ist. "Wenn dem nicht so ist, werden wir einen anderen würdigen Ausstellungsort finden", erklärt sie.
Harald Ritter / hari
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