Der Germane geht weg: Kritik an Franz-Neumann-Platz und Residenzstraße
Reinickendorf. Im Mai 2016 wäre das Geschäft „Zum Germanen“, Residenzstraße 106, 15 Jahre alt geworden. Doch Ende April schließt Inhaber Michael Rietschel die Tür endgültig zu.
Wer sich in die Welt des Mittelalters, der Kelten und der Wikinger versetzen möchte, ist bei Michael Rietschel genau richtig. Ob Bücher, Schmuck, Gewänder oder Met, der Weg in eine entfernte Vergangenheit bedeutete bei Michael Rietschel nur den Schritt durch seine Ladentür am Franz-Neumann-Platz.
Doch genau dieser Platz ist aus der Sicht des 55-Jährigen ein gewichtiger Grund, warum es dem Germanen nicht mehr gut geht. „Hier versammeln sich immer wieder Jugendgruppen, die stehlen, oder einfach nur Türen oder Fenster eintreten“, sagt Rietschel. Er selbst sei vielleicht sogar weniger betroffen als andere Geschäftsinhaber, weil seine Wohnung direkt hinter dem Laden ist.
Und doch ist er es leid, den Laden abzuschließen, wenn er mal nicht im Vorderraum ist. Wer dann zu ihm möchte, muss klingeln. Dabei weiß Rietschel durchaus zu unterscheiden zwischen den Gruppen, die den Franz-Neumann-Platz offenbar als Treffpunkt nutzen. Wie auch andere Anwohner hat er zum Beispiel nichts gegen Alkoholiker, die zwar regelmäßig anwesend sind, aber auf die Sauberkeit des Platzes achten – und auch schon mal mit anpackten, wenn er schwere Ware in den Laden schleppte.
Die Polizei betont immer wieder, dass der Kiez in Reinickendorf-Ost keine statistischen Auffälligkeiten in Sachen Kriminalität aufweise. Bei einzelnen Vorkommnissen sei man immer schnell vor Ort.
Neben der Kriminalität sieht Rietschel aber auch einen anderen Standortnachteil: „Es gibt keine Geschäftsvielfalt auf der Residenzstraße“. Ob die Aufnahme der Straße in das Senatsprogramm „Aktive Zentren“ die Situation ändert, bezweifelt Rietschel. Allerdings sieht er für sein Geschäft auch an anderen Stellen Berlins keine Zukunft. Er zieht auf die Insel Rügen um. CS
Autor:Christian Schindler aus Reinickendorf |
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