„Eigentlich darfst du nicht gehen“

Volker Herz geht in den Ruhestand und verlässt nach 34 Jahren die Mühlenau-Grundschule. "Der Abschied fällt mir nicht leicht." Foto: Ulrike Martin | Foto: Ulrike Martin
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von Ulrike Martin

„Du darfst nicht gehen“, sagen seine Schüler zu ihm, nicht wenige umarmen ihn dabei. Volker Herz, 67, Rektor der Mühlenau-Grundschule im Molsheimer Weg, tritt am 2. Februar, direkt nach der Zeugnisausgabe vor den Winterferien, in den Ruhestand. Er hat Pläne für die Zeit „danach“. Der Abschied fällt ihm allerdings nicht leicht.

Seit 34 Jahren ist er an der Mühlenau-Schule, seit 30 Jahren als Rektor – der dienstälteste im Bezirk. In dieser langen Zeit hat er die Schule geprägt - und sie ihn.
Dass er Lehrer werden wollte, stand für Volker Herz schon früh fest. Das war nicht ganz im Sinn seiner Eltern, die ab 1949 das Fachgeschäft Radio Herz am S-Bahnhof Zehlendorf betrieben. „Ich wollte aber schon immer etwas mit Menschen zu tun haben, vor allem mit Kindern.“ Das Geschäft übernahm dann sein Bruder.
Herz studierte an der Pädagogischen Hochschule in Lankwitz für das Grundschullehramt, sein Fach war Mathematik. Seine erste Anstellung an der Grundschule am Buschgraben bekam er 1973 vor der Prüfung - als „Lehrer ohne volle Lehrbefähigung“. „Damals gab es ständig Streiks, was das Studium verzögerte, aber es gab auch Lehrermangel.“ Die Anstellung war auf zwei Monate begrenzt, danach absolvierte Herz Staatsexamen und Referendariat, wurde verbeamtet und blieb an der Schule, bis er 1983 als Konrektor zur Mühlenau kam. Bereits vier Jahre später wurde er Schulleiter.
Als solcher wollte er von Anfang an „seine“ Schule mit prägen. So waren die Integration von behinderten Kindern oder die Öffnung nach außen immer wichtige Themen. Es gab Kooperationen mit dem Nachbarschaftshaus Wannseebahn und Sportvereinen. „Schule sollte nicht nur eine reine Bildungsinstitution sein“, sagt Herz. Die Einrichtung der Ganztagsschulen war ganz in seinem Sinne. „Gemeinsame pädagogische Arbeit im Schulhort und in der Schule zu leisten ist besser als die vorherige Trennung zwischen Kita und Schule.“

Persönlicher Einsatz für Schülerin

Volker Herz erinnert sich auch an schwierige Zeiten, etwa an die Kämpfe um eine neue Sporthalle, an die Probleme, als ein Unterrichtsgebäude wegen statischer Unsicherheit geschlossen werden musste, 200 Kinder auf der Wiese standen und schnell in Notunterkünften untergebracht werden mussten. „Es gab viel Solidarität unter den Kollegen und von den Eltern.“
Eines der schönsten Erlebnisse hatte Herz noch zu Mauerzeiten. „Eine Schulreise nach Österreich war geplant, und ein türkisches Mädchen hatte keine Papiere. Damit sie mitfahren konnte, bin ich zur türkischen Gesandtschaft. Sie bekam einen Notpass und durfte mit. Die Freude war riesengroß.“
Was wünscht sich Volker Herz für die Mühlenau-Grundschule, mit rund 660 Kindern die größte im Bezirk? „Eine bessere Ausstattung, was Lehr- Lern- und Sachmittel betrifft wäre gut.“
Was er direkt nach der letzten Stunde am 2. Februar machen wird, weiß er genau: „Sofort in den Skiurlaub aufbrechen, dann bin ich abgelenkt.“ Denn leicht geht er nicht, „ich bin sehr mit der Schule verwachsen“.
Deshalb geht er auch nicht ganz. „Im nächsten halben Jahr werde ich eine AG für Werken und Technik übernehmen, und dann will ich auch noch die Chronik, die ich zum 50-jährigen Schuljubiläum 1987 geschrieben habe, fortsetzen.“
Darin wird vielleicht auch das Abschiedsfest Erwähnung finden. Am 26. Januar kamen alle Schüler und Kollegen schon morgens zusammen, um ihren Rektor zu feiern. Einen optischen Glanzpunkt lieferten die Fünft- und Sechstklässler, die ein riesiges Menschen-Herz bildeten. Es gab Musik und Lieder, eine „Ausschulungs“-Szene wurde gespielt. Am Abend begann ein zweites Fest - mit Live-Musik und Tanz, Prominenz und Ehemaligen. So waren Bürgermeisterin Cerstin Richter-Kotowski (CDU), selbst Mühlenau-Schülerin, und Bildungsstaatssekretär Mark Rackles (SPD) zu Gast.
Trotz etwas Wehmut sei die Abschiedsfeier eine richtige Party gewesen, mit viel Spaß und guten Gesprächen – bis morgens um zwei Uhr.

Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

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