Dahlem. Die „bremer shakespeare company“ (bsc) führt im Alliierten-Museum am Montag, 29. Februar, ein Entnazifizierungsstück auf. Die Veranstaltung ist Teil der Projektreihe „Aus den Akten auf die Bühne“. Grundlage sind historische Originaldokumente.
„Im Lager hat man auch mich zum Verbrecher gemacht“ heißt das Stück. Zum Inhalt: Feiga Bergmann, jüdische Überlebende des Konzentrationslagers Auschwitz, begegnet im Januar 1948 am Bremer Hauptbahnhof im Vorübergehen Margarete Ries. Diese folterte als Kapo „Gretel“ jüdische Häftlinge und soll für den Tod von Feigas Schwester verantwortlich gewesen sein. Die auf die Verhaftung von Ries folgenden Verhöre durch die US-Militärregierung und ihr Entnazifizierungsverfahren bieten den Stoff für die berührende szenische Lesung.
Am Beispiel von Ries wird deutlich, wie schwer es bisweilen war, die Frage nach der Verantwortung des Einzelnen für die Verbrechen des Nationalsozialismus zu beantworten. Die Lesung knüpft unmittelbar an das Thema der laufenden Sonderausstellung „Who was A Nazi? Entnazifizierung in Deutschland nach 1945“ an: Zuweilen bestimmt der Zufall, wer sich nach dem Zweiten Weltkrieg vor den alliierten Militärgerichten und deutschen Spruchkammern für seine Taten verantworten musste.
„Aus den Akten auf die Bühne“ entstand 2007 an der Universität Bremen. Gemeinsam mit der bsc werden szenische Lesungen aus historischen Originaldokumenten entwickelt, um sie der Öffentlichkeit anschaulich zu vermitteln. 2012 gehörte das Projekt zu sechs ausgezeichneten eines europaweiten Wettbewerbs. uma
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
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