Von Bierdeckeln aus aller Welt fasziniert
Eine jung begonnene Leidenschaft brachte bisher rund 66 000 Stück

Der Formen- und Motiv-Vielfalt von Bierdeckeln sind keine Grenzen gesetzt. | Foto:  Berliner Deckel
12Bilder
  • Der Formen- und Motiv-Vielfalt von Bierdeckeln sind keine Grenzen gesetzt.
  • Foto: Berliner Deckel
  • hochgeladen von Bernd Wähner

Als die Berliner Woche unter der Überschrift „Von Bierdeckel bis Briefmarke“ bat, dass sich Sammler melden sollten, fühlte er sich sofort angesprochen. Als einer der ersten meldete sich der "Berliner Deckel".

Im Gespräch bittet der Mann, der unter diesem Pseudonym in der Sammlerszene bekannt ist, auch nur so genannt zu werden. Das hat mehrere Gründe. Der fast 70-jährige Lichtenberger ist in seinem Kiez vielen bekannt. Von seiner Sammelleidenschaft wissen aber nur einige Eingeweihte. Und das soll auch so bleiben. Er sammelt nämlich tatsächlich Bierdeckel. Insgesamt rund 66 000 Stück aus aller Welt nennt er inzwischen sein Eigen.

Foto: Berliner Deckel

Und viele haben im Laufe der Jahre eine ungeahnte Wertsteigerung erfahren. Für manche Raritäten legen Sammler einige Hundert Euro auf den Tisch. Deshalb locken solche Sammlungen auch zwielichtige Gestalten an. So wurde einem Sammlerfreund bei einem Kellereinbruch die gesamte Sammlung gestohlen. Kein Wunder also, dass der Mann aus Friedrichsfelde anonym bleiben möchte.

Bierdeckel wurden und werden auch immer wieder mit Reklame bedruckt. | Foto: Berliner Deckel
  • Bierdeckel wurden und werden auch immer wieder mit Reklame bedruckt.
  • Foto: Berliner Deckel
  • hochgeladen von Bernd Wähner

Mit dem Sammeln begann der "Berliner Deckel" in den 1970er-Jahre. „Da musste man sich aber mit der Budikerin gut stellen. Die hat nur guten Gästen einen Bierdeckel unter das Glas gelegt. Und sie musste auch einverstanden sein, dass man ihn mitnimmt.“ In der DDR waren die Bierdeckel keine Massenwaren. Sie wurden aus Verbundstoffen hergestellt, mit denen man sparsam umging. Und so viele unterschiedliche Motive gab es auch nicht. Die Sammlung wuchs trotzdem stetig, weil der Union-Fan zu Auswärtsspielen mitreiste. „So kam ich auch an regionale Bierdeckel aus anderen Orten.“ Etwa 350 hatte er gesammelt, als sein Interesse daran nachließ.

Foto: Berliner Deckel

Doch dann gab es 1994 einen Einschnitt in seinem Leben. Er erkrankte schwer, galt fortan als Schwerbeschädigt und konnte nicht mehr als Gießereischlosser arbeiten. „Mehr um mir die Zeit tot zu schlagen und beschäftigt zu sein, begann ich wieder, Bierdeckel zu sammeln“, berichtet der Friedrichsfelder. Und er beschäftigte sich auch intensiv mit der Geschichte. Als Erfinder des Bierdeckels gilt Robert Ludwig Sputh (1843-1913) aus Dresden. Der sächsische Unternehmer ließ sich den Bierdeckel durch das Patent mit der Nummer 68499 vom 25. Oktober 1892 schützen. „Bierdeckel wurden damals vor allem aus Holz gefertigt“, berichtet der Sammler.

Manche Bierdeckel erschienen zum Beispiel zu bestimmten Anlässen, wie dieser.  | Foto: Berliner Deckel
  • Manche Bierdeckel erschienen zum Beispiel zu bestimmten Anlässen, wie dieser.
  • Foto: Berliner Deckel
  • hochgeladen von Bernd Wähner

Heute werden sie fast in aller Welt genutzt, überall dort, wo Bier hergestellt und getrunken wird. Aus etwa 60 Ländern hat der "Berliner Decker" seine Sammlerstücke, von Belgien bis Australien, von Tschechien bis zu den USA. Faszinierend seien vor allem die Motivvielfalt und die Vielfalt der Formen. Neben runden und quadratischen Bierdecken gibt es achteckige, Deckel in Form eines Hauses oder einer Schneeflocke oder auch in den Umrissen eines ganzen Landes. Von manchen Deckeln, wie denen zur 750-Jahr-Feier von Berlin, gibt es ganze Serien. Stolz ist der Sammler auf alte Deckel, zum Beispiel vom Stralauer Fischzug 1936. Und besonders begehrt sind sogenannte Fehldrucke.

Foto: Berliner Deckel

Wie behält man bei 66 000 Stück den Überblick. „Ich scanne alle Bierdeckel. Dann sortiere ich sie nach einer speziellen Systematik. So habe ich immer einen Überblick und weiß auch, welche Deckel ich mehrfach habe. Die kann ich dann tauschen“, berichtet der Sammler und gesteht: „Ich dachte anfangs ehrlich gesagt nicht, dass das so arbeitsintensiv ist.“ Die Deckel selbst lagert er übrigens in Kisten.

Foto: Berliner Deckel

An Stücke, die er noch nicht in seiner Sammlung hat, kommt der "Berliner Deckel" auf unterschiedliche Weise. „Ich bin zum einen auf Trödelmärken in der Stadt unterwegs. Zum anderen habe ich Kontakt zu Sammlerfreunden in anderen Ländern. Wir tauschen uns zu unserem Hobby aus und tauschen natürlich auch Deckel.“

Für eingefleischte Sammler gibt es die Website www.bierdeckelsammler.net.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

89 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 234× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 993× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 651× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.140× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.030× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.