Sanierung der Apostel-Paulus-Kirche: Streit um die Farbe entbrannt
Die Kirche wurde in den Jahren 1934 bis 1935 aus einem ehemaligen Ausflugslokal, das aus dem Jahr 1892 stammt, heraus erbaut. Der Architekt Otto Risse machte aus dem Ballsaal eine Saalkirche mit 500 Plätzen, an die noch ein 39 Meter hoher Glockenturm heran gebaut wurde. Als die Kirche 1935 eingeweiht wurde, hatten die Nationalsozialisten ihre Diktatur gerade gefestigt. Hakenkreuzfahnen wehten an der Kirche, von der Kanzel predigten Vertreter der so genannten Deutschen Christen, die sich als Hilfskräfte des Nationalsozialismus verstanden. Der damalige Pfarrer Gerhard Voigt soll auf einer Kirchenglocke neben dem christlichen Kreuz auch das Hakenkreuz angebracht haben.
Für einige Gemeindeglieder war die Kirche auch immer Ausdruck einer nationalsozialistischen Architektur. Eine Einschätzung, der der Leiter des Bauamtes der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg schlesische Oberlausitz, Matthias Hoffmann-Tauschwitz, nicht nachvollziehen kann. In diesem Stil sei zu jener Zeit überall in Europa sowie in Amerika gebaut worden. Der Architekt Risse sei mit Otto Bartning befreundet gewesen, der Mitglied im Deutschen Werkbund war und Ideengeber des Bauhauses war.
Aktuell entzündete sich ein Streit in der Gemeinde an der Renovierung der Kirche, die eine Erbschaft von 300.000 Euro ermöglichte. In deren Zusammenhang wird die zuletzt weiße Innenfarbe durch erdfarbene Töne ersetzt. Kritiker sehen darin einen Anschluss an die Farbgebung zur Zeit des Nationalsozialismus. Ein Gemeindeglied schrieb sogar an den Bundespräsidenten mit der Bitte, diese Veränderung zu verhindern.
Doch auch hier widerspricht der Kirchenbauexperte Hoffmann-Tauschwitz. Die bisherige weiße Farbe strahle Härte aus, während das Farbkonzept von Risse an den durchdachten Farbkompositionen des französischen Architekten Le Corbusier orientiert sei. Wann genau die Renovierung der Kirche beendet ist, steht noch nicht fest.
Autor:Christian Schindler aus Reinickendorf |
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