Erinnerung an Zwangsarbeiter
Deutsch-Russisches Museum zeigt eine Ausstellung der Organisation Memorial International
Das Deutsch-Russische Museum zeigt bis auf Weiteres in seinem Garten die Ausstellung „Postscriptum – ‚Ostarbeiter‘ im Deutschen Reich“.
Die Ausstellung ist vom langjährigen guten Partner des Museums in der Russischen Föderation, der Organisation Memorial International erarbeitet und ins Deutsche übersetzt worden. Diese Organisation ist nun von der russischen Generalstaatsanwaltschaft angeklagt worden, da sie angeblich „systematisch“ gegen das in Russland geltende Gesetz zur Kennzeichnung als „ausländischer Agent“ verstoßen haben soll. In einem Gerichtsverfahren wird über die Auflösung entschieden. Dies nimmt das Museum Berlin-Karlshorst zum Anlass, die Ausstellung „Postscriptum – ‚Ostarbeiter‘ im Deutschen Reich“, die 2017/2018 von Memorial International erarbeitet wurde, in seinem Museumsgarten zu präsentieren.
Die Arbeit von Memorial sei ein unverzichtbarer Bestandteil der multilateralen internationalen Zusammenarbeit mit Partnern im osteuropäischen Ausland, erklärt das Museum in einer Pressinformation. Am historischen Ort, der für das Kriegsende in Europa steht, begann in Karlshorst 1994 eine Zusammenarbeit zwischen der Russischen Föderation und der Bundesrepublik, der sich 1997/1998 die nationalen ukrainischen und belarussischen Weltkriegsmuseen in Kiew und Minsk anschlossen. „Memorial International hat mit seiner jahrzehntelangen dokumentarischen Arbeit einen elementar wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung unserer gemeinsamen Geschichte geleistet“, heißt es weiter.
Das Archiv von Memorial sammelt seit 1990 Briefe von Menschen, die während des Zweiten Weltkriegs zur Zwangsarbeit ins Deutsche Reich verschleppt worden waren. Dieser Archivbestand umfasst heute rund 320 000 Dokumente. Mit dem auf diesem Fundus basierenden Ausstellungsprojekt „Postscriptum“ ist es Memorial International gelungen, einen tiefen Einblick in die Erinnerung an die Zeit von Krieg und deutscher Besatzungsherrschaft zu geben, wie sie in russischen Familien bis heute fortlebt.
Daneben ist es ein nicht zu unterschätzender Beitrag, dass die Organisation den sowjetischen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern nach Jahren der Verdrängung und des Verschweigens erstmals eine Stimme in der russischen Öffentlichkeit gab, so das Team des Deutsch-Russischen Museums weiter. „Memorial leistet einen auch in Zukunft unverzichtbaren Beitrag zur Erhellung der historischen Zusammenhänge in den deutsch-sowjetischen Beziehungen. Wir wollen nicht, dass durch die vorsätzliche Auflösung von Memorial eine Leerstelle in die versöhnende Zusammenarbeit über Grenzen hinweg gerissen wird.“
Der Eintritt ist frei. Geöffnet ist das Museum, Zwieseler Straße 4, zwar Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr, aber da „Postscriptum“ im Garten als Open-Air-Ausstellung präsentiert wird, kann sie somit auch außerhalb der Öffnungszeiten besichtigt werden.
Weitere Informationen: www.museum-karlshorst.de
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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