Fläche vorm Theater Karlshorst hat jetzt einen Namen
Obwohl André Schmitz (SPD) einen Tag nach seinem Rücktritt als Kulturstaatssekretär nicht wie angekündigt erscheinen konnte, hob Bürgermeister Andreas Geisel (SPD) dessen Einsatz für die Benennung des Platzes vor dem Theater Karlshorst nach Johannes Fest hervor. "Johannes Fest war ein Mann, der über seine außerordentliche Lebensleistung aus Haltung schwieg", sagte Geisel dann in der Rede, die er anstelle von André Schmitz hielt.
In der Tat war es der Sohn von Johannes Fest, Joachim Fest, der als Journalist und Publizist seinem Vater ein liebevolles Denkmal setzte - mit dem Buch "Ich nicht. Erinnerungen an eine Kindheit und Jugend". "Joachim Fest ist es zu verdanken, dass die Lebensleistung seines Vaters bekannt wurde", so Geisel. Johannes Fest gehörte in der Zeit des Nationalsozialismus zu den Menschen, die für ihre antinazistische Haltung verfolgt wurden. Der Lichtenberger Schulrat und Politiker Fest erhielt Berufsverbot, am 18. April 1933 musste er sein Amt als Rektor der 20. Grundschule niederlegen. Johannes Fest leugnete seine politische Gesinnung nicht. Trotz der drohenden Gefahr traf er sich mit Nazigegnern, pflegte gemeinsam mit seiner Frau engen und fürsorglichen Kontakt zu jüdischen Nachbarn. "Er wurde in das Büro des damaligen Bürgermeisters zitiert, das heute das meine ist", berichtete Geisel und mahnte, dass der Zeitenwechsel seit dem Krieg gerade durch das Engagement von Menschen wie Johannes Fest möglich wurde. "Lichtenberg ist heute ein Ort der Vielfalt."
Johannes Fest war gläubiger Katholik, seine politische Heimat war deshalb die Zentrumspartei. Von 1918 bis 1933 gehörte er zu deren Vorstand. Zudem war er Mitglied des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold, einem überparteilichen Bündnis zum Schutz der Republik gegen ihre Feinde an politischen Rändern. Nach dem Krieg, den er ab 1944 an der Front und später in sowjetischer Kriegsgefangenschaft verbrachte, wurde Fest Mitglied der CDU. Bis 1954 war er Bezirksschulrat in Tempelhof, dem Berliner Abgeordnetenhaus gehörte er in den Jahren 1950 bis 1958 an.
Johannes Fests Enkel Nicolaus, der an der Platzbenennung teilnahm, nannte die Namensgebung ein "Zeichen bürgerschaftlichen Engagements", das seinem Großvater Johannes Fest wohl gefallen hätte. Zum Andenken an den Geehrten las Schauspieler Ulrich Matthes aus den Erinnerungen von Joachim Fest - und schloss seinen Vortrag mit einer tiefen Verbeugung.
Autor:Karolina Wrobel aus Lichtenberg |
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