Fläche vorm Theater Karlshorst hat jetzt einen Namen

Der Schauspieler Ulrich Matthes rahmte die feierliche Platzbenennung mit einer Lesung. | Foto: Wrobel
2Bilder
  • Der Schauspieler Ulrich Matthes rahmte die feierliche Platzbenennung mit einer Lesung.
  • Foto: Wrobel
  • hochgeladen von Karolina Wrobel

Karlshorst. In feierlichem Rahmen erhielt die bislang namenlose Fläche vor dem Theater Karlshorst am 5. Februar den Namen "Johannes-Fest-Platz". Der Bezirk würdigt damit den Lichtenberger Bürger und Politiker Johannes Fest (1889-1960).

Obwohl André Schmitz (SPD) einen Tag nach seinem Rücktritt als Kulturstaatssekretär nicht wie angekündigt erscheinen konnte, hob Bürgermeister Andreas Geisel (SPD) dessen Einsatz für die Benennung des Platzes vor dem Theater Karlshorst nach Johannes Fest hervor. "Johannes Fest war ein Mann, der über seine außerordentliche Lebensleistung aus Haltung schwieg", sagte Geisel dann in der Rede, die er anstelle von André Schmitz hielt.

In der Tat war es der Sohn von Johannes Fest, Joachim Fest, der als Journalist und Publizist seinem Vater ein liebevolles Denkmal setzte - mit dem Buch "Ich nicht. Erinnerungen an eine Kindheit und Jugend". "Joachim Fest ist es zu verdanken, dass die Lebensleistung seines Vaters bekannt wurde", so Geisel. Johannes Fest gehörte in der Zeit des Nationalsozialismus zu den Menschen, die für ihre antinazistische Haltung verfolgt wurden. Der Lichtenberger Schulrat und Politiker Fest erhielt Berufsverbot, am 18. April 1933 musste er sein Amt als Rektor der 20. Grundschule niederlegen. Johannes Fest leugnete seine politische Gesinnung nicht. Trotz der drohenden Gefahr traf er sich mit Nazigegnern, pflegte gemeinsam mit seiner Frau engen und fürsorglichen Kontakt zu jüdischen Nachbarn. "Er wurde in das Büro des damaligen Bürgermeisters zitiert, das heute das meine ist", berichtete Geisel und mahnte, dass der Zeitenwechsel seit dem Krieg gerade durch das Engagement von Menschen wie Johannes Fest möglich wurde. "Lichtenberg ist heute ein Ort der Vielfalt."

Johannes Fest war gläubiger Katholik, seine politische Heimat war deshalb die Zentrumspartei. Von 1918 bis 1933 gehörte er zu deren Vorstand. Zudem war er Mitglied des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold, einem überparteilichen Bündnis zum Schutz der Republik gegen ihre Feinde an politischen Rändern. Nach dem Krieg, den er ab 1944 an der Front und später in sowjetischer Kriegsgefangenschaft verbrachte, wurde Fest Mitglied der CDU. Bis 1954 war er Bezirksschulrat in Tempelhof, dem Berliner Abgeordnetenhaus gehörte er in den Jahren 1950 bis 1958 an.

Johannes Fests Enkel Nicolaus, der an der Platzbenennung teilnahm, nannte die Namensgebung ein "Zeichen bürgerschaftlichen Engagements", das seinem Großvater Johannes Fest wohl gefallen hätte. Zum Andenken an den Geehrten las Schauspieler Ulrich Matthes aus den Erinnerungen von Joachim Fest - und schloss seinen Vortrag mit einer tiefen Verbeugung.

Karolina Wrobel / KW
Der Schauspieler Ulrich Matthes rahmte die feierliche Platzbenennung mit einer Lesung. | Foto: Wrobel
Enthüllten das Schild auf dem Johannes-Fest-Platz (von rechts): Initiator Bernd Schultz, Bürgermeister Andreas Geisel (SPD) und Nicolaus Fest. | Foto: Wrobel
Autor:

Karolina Wrobel aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 152× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 933× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 595× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.092× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.981× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.