Im Bezirk Spandau leben über 170 Pflegekinder
Die beiden sind seine Pflegeeltern. Bei ihnen fand Leon nicht nur ein neues Zuhause, sondern auch eine neue Familie. Und er ist nicht allein, sondern hat mit der zehnjährigen Annika und der elfjährigen Vanessa - beide ebenfalls Pflegekinder in der Obhut der Pommerenkes - sogar Geschwister. "Vor etwa zehn Jahren haben wir über eine Freundin, die im Waldkrankenhaus arbeitet, erfahren, dass das Jugendamt händeringend Pflegeeltern sucht", erzählen Janet und Ralf Pommerenke, die vier leibliche Kinder haben, von denen drei schon aus dem Haus sind. Für die Pflegekinder, die aus verschiedenen Gründen nicht in ihren Herkunftsfamilien bleiben können, weil zum Beispiel ihre leiblichen Eltern nicht mehr in der Lage sind, sie zu versorgen, bleibt ohne ein neues Zuhause in einer Pflegefamilie nur der Weg ins Kinderheim.
Janet und Ralf Pommerenke meldeten sich beim Jugendamt Spandau, wo man ihre Bereitschaft zur Aufnahme von Pflegekindern wohlwollend aufnahm. Zunächst jedoch überprüfte die Behörde, ob die Kunsttherapeutin und der Schlagzeugbauer auch die nötigen Voraussetzungen für die Aufnahme eines Pflegekindes mitbrachten. Dazu gehören eine stabile Partnerschaft, gesicherte wirtschaftliche Verhältnisse, genügend Wohnraum und vor allem die Bereitschaft, auch ein schwieriges Kind mit einem Rucksack voller Erfahrungen aufzunehmen.
"Ein knappes Jahr nach unserem ersten Kontakt mit dem Jugendamt kam Vanessa zu uns in Dauerpflege", erinnert sich Janet Pommerenke. Das Mädchen war knapp zwei Jahre alt. "Später nahmen wir dann auch noch Annika und Leon bei uns auf", sagt die 46-Jährige. Annika lebt mittlerweile seit acht Jahren bei den Pommerenkes, Leon seit fünf Jahren. "Wir sind eine richtige Familie, mit allem, was dazu gehört", sagt Ralf Pommerenke.
Die Pommerenkes aus Kladow sind nicht die einzigen, die Pflegekinder betreuen. In Spandau haben derzeit 173 Kinder in 116 Pflegefamilien ein neues Zuhause gefunden. So manches Kind hat zuvor schon Trennungen, Gewalt und andere Dinge miterleben müssen. "Manche Eltern sind überfordert, andere psychisch erkrankt, alkoholabhängig oder die Mutter noch minderjährig", sagt Bärbel Greven vom Pflegekinderdienst FiP der Wadzeck-Stiftung Spandau. FiP vermittelt Pflegekinder und betreut und berät von Anfang an bis zum Ende der Aufnahme in die Pflegefamilie. In seiner neuen Familie bekommt das Kind Liebe und Geborgenheit und hat so die Chance, seine zum Teil traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten. Der Kontakt zu den leiblichen Eltern, die je nach Fall das Sorgerecht behalten, ist gewollt und erwünscht, denn nicht immer bleiben die Kinder bis zur Volljährigkeit bei der Pflegefamilie.
Bärbel Greven: "Wir wollen Kindern eine Zukunft geben und es besteht in Spandau weiterhin hoher Bedarf an Pflegeeltern."
Wer auch darüber nachdenkt Pflegekinder aufzunehmen, sollte folgendes wissen: Sie können maximal drei Kinder betreuen und sollten nicht älter als 63 Jahre alt sein. Neben finanzieller bekommen Pflegeeltern auch anderweitige Unterstützung, zum Beispiel in Form von Schulungen. Kostenträger sind die Jugendämter. Als Pauschale für den Lebensunterhalt eines Kindes mit erweitertem Förderbedarf gibt es - abhängig vom Alter - zwischen 399 und 564 Euro im Monat. Hinzu kommen bei der Vollzeitpflege Kostenpauschalen für die Erziehung sowie regelmäßige Beihilfen.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
Kommentare