"Heute lebe ich sichtbar"
Regelmäßiges Treffen für queere Menschen ab 60 Jahren
Seit Anfang März wird in Lankwitz ein regelmäßiges Beisammensein für queere Menschen ab 60 Jahren angeboten. Das Angebot findet jeden ersten Donnerstag im Monat von 15 bis 17 Uhr in der Freizeitstätte Maria-Rimkus-Haus statt.
"Das Treffen soll keine Kontaktbörse sein, sondern ein Ort, wo man sicher ist und sich austauschen kann", erklärt Astrid Reinfeld, Leiterin der Freizeitstätte und Initiatorin des Treffens. Menschen, die ihre Erfahrungen teilen und miteinander in den Austausch treten wollen, sollen sich von dem Gruppenangebot angesprochen fühlen. Bisher haben nur drei Personen das Beisammensein wahrgenommen, doch Astrid Reinfeld hofft auf weiteren Zuwachs in den kommenden Wochen.
Die Idee für das queere Treffen kam Reinfeld während der Pandemie. Sie erzählt: "Während der Coronazeit hat sich regelmäßig ein schwuler Mann bei mir gemeldet. Er war körperlich beeinträchtigt und hat mir erzählt, dass er sehr einsam sei. Da er nicht mehr mobil war, fehlte ihm der Austausch mit anderen Menschen, die einen ähnlichen Hintergrund und Verständnis für seine Situation gehabt hätten. Über diese Begegnung ist bei mir die Idee für das Treffen entstanden."
Trotz der Vielzahl an Freizeitstätten in Berlin existieren bisher nur sehr wenige Möglichkeiten zum Beisammensein für ältere queere Menschen am Stadtrand Berlins. Besonders das fehlende Angebot im Südwesten der Stadt hat Astrid Reinfeld darin bestärkt, einen regelmäßigen Treffpunkt für ältere Generation zu schaffen, um in einem geschützten Rahmen Begegnung und Austausch zu ermöglichen.
Wie wichtig der regelmäßiger Austausch ist, haben die ersten Termine bereits gezeigt. Nora Eckert ist eine der wenigen, die das Angebot bisher angenommen hat. Sie lebt seit den 1970er-Jahren als Transfrau im Südwesten Berlins und engagiert sich seit ihrem Ruhestand transaktivistisch. Sie meint: "Ich erlebe in der Gruppe, dass man, obwohl man sich vorher noch nie begegnet ist, ganz frei miteinander sprechen kann, weil wir keine Angst vor Diskriminierung haben müssen. Und das, obwohl ältere queere Menschen aus Zeiten kommen, in denen es noch eine starke Kriminalisierung und Diskriminierung gab." Sie selbst sagt von sich, dass sie immer mit sehr viel Glück durch das Leben gegangen sei. Doch auch sie hat ihrem Arbeitgeber jahrzehntelang ihre Vergangenheit verschwiegen, um sich vor Anfeindungen und Diskriminierung zu schützen. Inzwischen lebt sie sichtbar als Transfrau, da sie es wichtig findet als Vorbild für ältere Transpersonen aufzutreten und zu zeigen, dass sich ihr Leben genauso normal anfühlt wie das von jeder anderen Person auch.
Neben dem queeren Treffen wird in der Freizeitstätte Maria-Rimkus-Haus ein buntes Programm an Aktivitäten für Senioren angeboten. Es wird unter anderem dazu eingeladen das regelmäßig stattfindende Kulturprogramm des Hauses wahrzunehmen und bei gemeinsamen Tanzveranstaltungen, Sprachkursen, Sportgruppen und Gesellschaftsspielrunden mitzumachen. Doch auch als Treffpunkt zum geselligen Beisammensein auf der Terrasse lädt die Freizeitstätte ein.
Das queere Treffen ist eines von vielen kostenfreien Angeboten des Maria-Rimkus-Hauses. Bei Interesse wird gebeten, sich telefonisch bei Astrid Reinfeld unter ¿766 838 62 zu melden oder persönlich im Maria-Rimkus-Haus, Gallwitzallee 53, vorbeizukommen.
Autor:Mia Staß aus Wedding |
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