Infinera-Werk schließt
"Ist nur die zweitbeste Lösung"
74 Tage Tauziehen sind beendet: Die US-Eigentümer schließen das Infinera-Werk wie angekündigt am Siemensdamm. Den Beschäftigten werden aber wenigstens Abfindungen bezahlt.
Die Berliner Produktion von Infinera wird zum 30. September geschlossen. Damit verlieren alle 400 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz und die Siemensstadt einen Hochtechnologie-Standort. Laut Betriebsrat und IG Metall zahlt Infinera aber im Gegenzug 19,5 Millionen Euro an Abfindungen und beteiligt sich finanziell an einer Transfergesellschaft. In der können sich die entlassenen Mitarbeiter bis zu zwölf Monate lang auf den Arbeitsmarkt vorbereiten und qualifizieren.
Natürlich sei die Schließung für die Mitarbeiter nur die zweitbeste Lösung. „Aber nach der Schockstarre und der Enttäuschung über die Schließungsankündigung haben wir es alle gemeinsam geschafft, zu kämpfen und den Arbeitgeber wieder an den Verhandlungstisch zu holen“, kommentiert Betriebsratsvorsitzender Jörg Wichert. „Eine Transfergesellschaft zu finanzieren, ist für US-Amerikaner eigentlich undenkbar. Daher ist es gut, dass wir sie durchsetzen konnten und damit vor allem die älteren Kollegen unterstützen können.“
Autokorso, Demo, Unterschriftensammlung
Wie berichtet hatte die Eigentümer des ehemaligen Coriant-Betriebes Anfang des Jahres und somit bereits vier Monate nach dem Kauf verkündet, den Standort bis September 2019 komplett zu schließen und die Produktion in andere Länder zu verlegen. Was folgte war ein fast dramatischer Protest: ein Autocorso zur US-Botschaft, Demos vor dem Werkstor, Aktionen am Brandenburger Tor und vor der Gedächtniskirche, mehr als 5200 gesammelte Unterschriften gegen die Schließung und viel Solidarität, vor allem aus anderen IG Metall-Betrieben in ganz Berlin. „Wir sind nach wie vor überzeugt, dass der Erhalt des Berliner Standortes unternehmenspolitisch und wirtschaftlich das Beste wäre“, sagt Birgit Dietze, Erste Bevollmächtigte der IG Metall Berlin. „Aber vor dem Hintergrund, dass der neue US-Eigentümer dazu nicht bereit war, haben Belegschaft, Betriebsrat und IG Metall Berlin das Maximum herausgeholt.“
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.