Schöne Sicht mit Borussia und Bismarck
Zwei Symbole Preußens zieren die Grünanlage Am Sandwerder

Das Standbild der Borussia enstand um 1880. Das restuarierte Monument wurde 2009 wieder aufgestellt, die Frauenfigur ist eine originalgetreue Kopie. | Foto: Ulrike Martin
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  • Das Standbild der Borussia enstand um 1880. Das restuarierte Monument wurde 2009 wieder aufgestellt, die Frauenfigur ist eine originalgetreue Kopie.
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Sie steht wieder an der höchsten Stelle der Wannseedünen, an einem der schönsten Aussichtspunkte über den Großen Wannsee: die überlebensgroße Borussia-Statue, oberhalb der Straße Am Sandwerder und gegenüber dem S-Bahnhof Wannsee. Borussia ist das lateinische Wort für Preußen. Die Frauenfigur war die Personifizierung des Königreichs Preußen und wurde von Bildhauern mehrfach dargestellt.

Das Standbild steht auf einer zweigeschossigen Terrassenanlage mit Aussichtsplattform. Der Entwurf für die um 1880 im Stil der italienischen Renaissance gestaltete Anlage stammt von dem Berliner Architekten Ernst Sputh. Die neobarocke Sandsteinfigur der Borussia gestalteten die königlichen Hofsteinmetzen Paul Wimmel und Paul Rasche nach Entwürfen der Bildhauer Eduard und Andreas Lürssen.

Terrasse und Skulptur standen zunächst im Garten der Villa Wild, Am Sandwerder 1. Der spätklassizistische Bau gehört zu der ab 1875 entstandenen Villenkolonie Wannsee, Bauherr war der Lampenfabrikant Emil Wild. Der westliche Gartenteil des Anwesens wurde 1975 abgetrennt und der benachbarten öffentlichen Grünanlage angegliedert. In der Folgezeit setzte Vandalismus dem Monument so stark zu, dass es schließlich abgebaut werden musste.

Erst im Hebst 2009 konnten Statue und Terassenanlage wieder aufgestellt werden. Vorausgegangen waren seit 2004 umfangreiche Restaurierungsmaßnahmen. Der Bezirk, das Landesdenkmalamt und die Von-Hinckeldey-Stiftung finanzierten gemeinsam das Vorhaben. Dabei wurde die Borussia zwar restauriert, aufgestellt wurde aber eine Kopie aus Thüster Kalkstein, der fast die gleiche Farbe und Struktur hat wie das Original aus Sandstein, aber wesentlich widerstandsfähiger ist. Die Kopie erstellte der Berliner Bildhauer Hans Starcke. Ihm gelang es auch, nach einer Bildvorlage den verlorenen Lorbeerkranz aus Bronze zu rekonstruieren, der wieder das Haupt der Figur ziert. Um die Grünanlage aufzuwerten, wurden zuvor Sichtachsen auf den Wannsee freigelegt.

Ganz in der Nähe des Borussia-Monuments stand ursprünglich auf einem hohen Sockel eine Bismarck-Büste aus Marmor, ein um 1900 entstandenes Werk des Bildhauers Reinhold Begas. Sie wurde 1945 vom US-Militär abgebaut und eingelagert. Nach einem Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Steglitz-Zehlendorf 2006 wurde die Büste restauriert und 2013 auf einem niedrigeren Sockel wieder aufgestellt - allerdings weiter entfernt vom ursprünglichen Standort. Die Spitze der Pickelhaube, die Bismarck trägt, wurde nicht rekonstruiert.

Auch eine Hinweistafel fehlt bis heute. Dafür hatte sich die SPD-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) 2014 stark gemacht und einen Antrag gestellt. Erläuterungen zu Bismarck und zum Bismarck-Mythos sollten auf der Tafel zu lesen sein. Ebenso sollte daraufhin gewiesen werden, dass es sich bei dem preußischen Ministerpräsidenten und ersten deutschen Reichskanzler um eine durchaus zwiespältige historische Person handelt: Einerseits bekämpfte er die Sozialdemokratie mit den Sozialistengesetzen, andererseits war er der Initiator der Sozialversicherung in Deutschland. Der Antrag wurde in der BVV abgelehnt.

Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

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