Für die Villenkolonie
Wie der Friedhof an der Lindenstraße entstand

Die aus Muschelkalk gestaltete Grabstätte für Johannes Otzen, den Architekten des Friedhofs Wannsee. | Foto: Denkmalschutzbehörde
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  • Die aus Muschelkalk gestaltete Grabstätte für Johannes Otzen, den Architekten des Friedhofs Wannsee.
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Der berühmte Chirurg Ferdinand Sauerbruch fand auf dem Friedhof Wannsee seine letzte Ruhestätte, ebenso der Chemiker Franz Oppenheim, die Verlegerfamilien Reclam und Langenscheidt oder Wilhelm Conrad, der Gründer der Villenkolonie Alsen, um nur einige bekannte Namen zu nennen. Den Friedhof an der Lindenstraße hat die Untere Denkmalschutzbehörde des Bezirks zum Denkmal des Monats März gewählt.

Der Bankier und Grundbesitzer Conrad (1822-1899) war Mitglied im Club von Berlin, 1864 als exklusiver Herrenclub nach englischen Vorbildern gegründet. Neben Bankiers und Industriellen gehörten ihm Künstler und Wissenschaftler an. Etliche Clubmitglieder konnte Conrad dafür begeistern, den Sommer weit vor der Stadt in Wannsee zu verbringen und sich dort Häuser zu bauen. Die Villenkolonie entstand, wahrscheinlich benannt nach der dänischen Ostseeinsel Alsen. Der Bau der Wannseebahn 1874 führte dazu, dass aus den Sommervillen Dauerwohnsitze wurden, die in absehbarer Zeit einen Friedhof nötig machten.

Conrad erwarb ein 5000 großes Grundstück an der Lindenstraße und schenkte der Kolonie 1874 den Neuen Friedhof. Da sich unter den Kolonie-Bewohnern auch Juden befanden sollte der Friedhof für alle Glaubensrichtungen sein. Davon zeugt noch heute ein kleines Symbol an der Mauer: ein christliches Kreuz, verbunden mit einem Davidstern.

Prominente Planer

Der Kirchenbaumeister und Präsident der Akademie der Künste Johannes Otzen (1839-1911) legte den östlichen und damit ältesten Friedhofsteil an. Vom Eingangsportal führen strahlenförmig drei Wege zu der Aussegnungshalle auf der Westseite. Portal und Halle gestaltete Otzen in traditioneller märkischer Backsteinmanier. Die Halle öffnet sich zur zentralen, mit Linden bestandenen Mittelachse des Friedhofs, der ein gleichschenkliges Dreieck bildet.

Viele der alten Grabstätten zeigen noch ihre originären Abmessungen und Ausstattungen, die von namhaften Künstlern gestaltet wurden. So errichtete der Architekt Curt Stoevig (1863-1939) eine sakral anmutende neogotische Grabstätte aus Muschekalk für Johannes Otzen. Der Bildhauer Adolf Hildebrand (1847-1921) lieferte den Entwurf für die mit Schmiedeeisen umfriedete Grabstätte der Familien von Siemens und von Helmholtz. Der Architekt der Oberbaumbrücke Otto Stahn (1859-1930) errichtete ein monumentales Mausoleum für den Kunstsammler Oscar Huldschinsky. Von ihm stammt auch die 1896 westlich der Aussegnungshalle gebaute Andreaskirche sowie die sich daran anschließende Friedhofserweiterung von 1917 um rund 9000 Quadratmeter.

Die Opfer der Weltkriege

Neben der Kirche steht ein Denkmal mit der Inschrift „Halt im Gedächtnis Jesus Christus, der auferstanden ist von den Toten. Zum ehrenden Gedenken der in den letzten Kriegstaten 1945 in Wannsee Gefallenen“. An einer Mauer des Friedhofs wurden Kriegsgräber angelegt. Von den 75 Bestatteten sind 26 unbekannt. Ein weiteres Denkmal erinnert an die Opfer beider Weltkriege.

Der Alte Friedhof Wannsee befindet sich an der Friedenstraße. Er wurde 1846 eingeweiht. Hier befindet sich die Grabstätte des „Eisernen Gustav“ Gustav Hartmann und das Ehrengrab des Malers Philipp Franck. Das Wandgrab für den Großunternehmer Robert Guthmann aus schwarzem Marmor, geschmückt mit einem Bronzeguss von Chronos, dem Gott der Zeit.

Mit Unterstützung von Uwe Schmohl

Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

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