Countdown zum nächsten Desaster

Beim Planen war Berlin schon immer in der ersten Reihe. Mehr aber in vielen Fällen auch nicht. Das Flughafen-Desaster ist das prominenteste Beispiel für die Untauglichkeit in der Praxis. Zu klein, zu teuer und schon vor der Inbetriebnahme, an die der Rest der Welt sowieso nicht mehr glaubt, mit Folgekosten behaftet. Auch der neueste Plan ist ein alter Hut. Zwanzig Jahre, um genau zu sein. Denn damals schon reifte der Plan, eine Straßenbahn durch die Leipziger Straße und über den Potsdamer Platz bis nach Schöneberg fahren zu lassen. Bei der Sanierung der Leipziger Straße wurden dafür sogar die Gleise schon verlegt, angeblich, damit man die Straße nicht noch einmal aufreißen müsste. Dass die Pflege der toten Gleise weiter Geld kostete wurde dem Steuerzahler natürlich lange verschwiegen. Dass die Gleise zukünftig überhaupt genutzt werden, daran glaubt auch keiner wirklich. Nun soll ein neuer Anlauf genommen werden, die Straßenbahn doch noch zu bauen. Die Idee ist bestimmt touristisch gesehen auch nicht schlecht. Doch die Umsetzung der Pläne für die damit einhergehenden verkehrstechnischen Umgestaltung der Leipziger Straße spricht gegen alle Erfahrungen. Ein Grünstreifen in der Mitte soll den Berlinern das Projekt schmackhaft machen und breite Radwege sollen die Radfahrer auf die Seite der Bauherren ziehen. Dem ist erst einmal auch nichts entgegenzusetzen. Wenn nicht die leidigen bösen Berliner Autofahrer werden. Für diese soll laut Plan nämlich nur noch jeweils eine Fahrspur übrig bleiben. Als Begründung wird eine erwartete Halbierung des Autoverkehrs angeführt. Holger Kölling-Orb und seine Mitstreiter von der Senatsverkehrsverwaltung müssen in den letzten Jahren schon sehr blind durch unsere Stadt gelaufen sein, um das wirklich zu glauben. Die Leipziger Straße ist schließlich eine der am meisten frequentierten Straße Berlins von Ost nach West bzw. umgekehrt. Autofahrer stehen permanent im Stau und auch Alternativrouten sind hoffnungslos verstopft. Eine Halbierung der Autos ist höchst unwahrscheinlich und hat auch noch nirgendwo stattgefunden. Die Fahrtrouten haben sich allenfalls verlagert. Es wird höchste Zeit, das sich die Verkehrsverwaltung an ihre Pflichten erinnert und den Verkehr einer Großstadt lenkt und flüssig hält. Dazu gehört neben den öffentlichen Verkehrsmitteln, den Radlern und den Fußgängern nun einmal auch der Autoverkehr. Der geplante Ausbau und die Umgestaltung der Verkehrsflächen wird zwangsläufig nur zur Verstopfung der Nebenstraßen führen. Dieses wiederum müsste durch neue Verbote verhindert werden. Am Ende bleibt es, was es ist: Ein Verkehrsproblem ohne eine richtige Lösung.

Autor:

Tom Mikow aus Wartenberg

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