"Das SEZ muss bleiben": Friedrichshainer SPD-Abteilung kämpft für den Erhalt des Gebäudes

Offen für Alle. Diesen Werbeslogan am SEZ nehmen SPD-Mitglieder aus Friedrichshain wörtlich. Sie wollen einen Abriss verhindern. | Foto: Thomas Frey
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Friedrichshain. Die Tage des SEZ an der Landsberger Allee sind wahrscheinlich gezählt. Zuletzt wurde das durch Aussagen von Berlins Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) deutlich sowie an den Plänen, die seine Verwaltung für das Gelände favorisiert.

Verhindern wollen das aber Genossen des Senators aus dem Bezirk. Die SPD-Abteilung 12 in Friedrichshain, angesiedelt im Gebiet rund um den Petersburger Platz, kämpft für einen Erhalt des Gebäudes und eine Rückübertragung in die Verantwortung der öffentlichen Hand. "Man müsste es dafür auf einen Rechtsstreit ankommen lassen", sagt Abteilungsmitglied Carl Waßmuth. "Experten sagen uns, dass die Erfolgsaussichten nicht schlecht stehen." Begründet wird der Vorstoß mit der einstigen Verkaufsvereinbarung für das SEZ.

Reaktivierung des DDR-Vorzeigeprojekts

Es war im Jahr 2003 für den symbolischen Preis von einem Euro an den heutigen Eigentümer Rainer Löhnitz gegangen. Im Gegenzug hatte der sich verpflichtet, in das SEZ zu investieren und die ursprünglichen Angebote in dem einstigen DDR-Vorzeigesportkomplex wieder zu reaktivieren. Das ist nach allgemeiner Einschätzung bis heute nur sehr unzureichend passiert. Vor allem die Wiederinbetriebnahme des großen Hallenbades hat nie stattgefunden.

Deshalb könnte das Land Berlin das Gelände auch wieder zurückfordern, finden Waßmuth und Genossen. Zwar würde für Löhnitz dabei ebenfalls mehr herausspringen, als der ursprüngliche Euro. "Aber eben nur die Kosten für Investitionen, die er wirklich getätigt hat." Möglicherweise könnte es auch noch etwas Geld dafür geben, dass zumindest ein Teil des Gebäudes zwölf Jahre betrieben wurde. Auf keinen Fall jedoch eine Summe, die dem Grundstückswert entspricht, der auf mehr als 20 Millionen Euro geschätzt wird.

Abriss und Neubau

Wie mehrfach berichtet möchte Löhnitz das SEZ abreißen und plant auf dem Grundstück ein neues Quartier mit Wohnen, Sport und Gesundheitsangeboten. Durchsetzen wollte er das mit dem Paragrafen 34 des Baugesetzbuchs, also ohne Bebauungsplanverfahren. Mit einer Veränderungssperre wollte das der Bezirk Ende November erst einmal verhindern. Einen Tag nach diesem Beschluss zog der Senat das Verfahren an sich. Nach seinen Vorstellungen sollen dort, allerdings im Rahmen eines Bebauungsplans, ebenfalls neue Wohnungen entstehen, nicht zuletzt im bezahlbaren Bereich. Außerdem Sport- und Freizeitmöglichkeiten sowie Einrichtungen der sozialen Infrastruktur, wie eine Kita und eine Schule.

Waßmuth und seine Mitstreiter finden es zwar gut, dass das Land in Sachen SEZ jetzt in der direkten Verantwortung ist. Aber die soll es anders wahrnehmen.

Davon müssen aber zunächst die Parteifreunde im Senat überzeugt werden. Bei Andreas Geisel hätten sie inzwischen um ein persönliches Gespräch nachgesucht, sagt Carl Waßmuth. Noch entscheidender sei Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen (SPD). Zu dem existiere bereits ein Kontakt.

Ein emotionales Thema

Rückenwind versprechen sich die Friedrichshainer Sozis außerdem durch ein entsprechendes öffentliches Interesse. "Ich stelle immer wieder fest, was für ein emotionales Thema das SEZ und ein möglicher Abriss ist." Noch immer würden sich viele Menschen an frühere Besuche in dem Sporttempel erinnern. Geplant ist deshalb zunächst eine Bürgerversammlung, die in den kommenden Wochen stattfinden soll. Dazu werden weitere Aktionen überlegt, etwa das Sammeln von Unterschriften.

Auch darüber, wie es nach einer möglichen Rettung weitergehen soll, gibt es schon konkrete Vorstellungen. Die Bürger sollten über die Zukunft des SEZ mitentscheiden und eigene Vorschläge machen. Als Betreiber stellen sie sich eventuell einen freien Träger vor. Weitere Sport- und Freizeitmöglichkeiten auf dem Gelände seien ebenfalls nicht auszuschließen. Auch eine Schule könnte es dort geben.

Es bleibt natürlich trotzdem die Frage, wie erfolgversprechend dieser Vorstoß ist. Carl Waßmuth vertraut auf die Kraft der Argumente und den Zeitfaktor. Es sei eben in Berlin häufig so, dass es etwas dauere, bis sich eine gute Idee durchsetze. Warum sollte das nicht auch hier passieren? tf

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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