"Wir bauen hier klassisch gut"
Im Sommer eröffnet die Awo in Alt-Stralau eine neue Kita
Auf der Halbinsel Stralau entsteht gerade eine der größten Kitas in der Stadt. Im Sommer soll sie mit 135 Plätzen eröffnen. Das Nachbargrundstück der früheren Stralauer Glaswerke wartet dagegen noch auf ein Konzept.
Auf einer der größten Kita-Baustellen Berlins geht es voran. Der Rohbau steht, jetzt werkeln die Bauarbeiter drinnen. Leitungen und Fliesen werden verlegt, Steckdosen angeschlossen und das Treppenhaus fertig gebaut. Bis hier stolperfrei die ersten Kinder laufen können, wird es noch einige Monate dauern. Im April soll der Innenausbau beendet sein. Im Sommer will die Awo als Trägerin die Kita auf dem ehemaligen Landesgrundstück an der Glasbläserallee 7 dann eröffnen – wenn alles gut geht. Denn eigentlich sollte das schon Ende 2022 passieren. Woran es haperte, und was noch so alles ansteht, darüber informierten Architektin und Awo-Planer kürzlich SPD-Parteichefin Saskia Esken bei einem Rundgang durchs Haus. Der SPD-Abgeordnete Sven Heinemann aus Friedrichshain hatte dazu eingeladen.
Zuerst aber die wichtigsten Daten. 135 Kinder ab acht Monaten bis sechs Jahren finden in der Kita Platz. Etwa 30 Plätze sind Lichtenberger Kindern vorbehalten. So sei es mit dem Jugendamt vereinbart, sagte Beate Schmidt, Fachbereichsleiterin beim Kita-Träger. Betreut werden die Kinder im offenen Kita-Konzept. Das heißt, es gibt keine festen Gruppen, die Kinder haben freien Zugang zu allen Räumen des Kindergartens. Gruppenräume, Aufenthaltsräume, Mehrzweckräume, Lernwerkstätten und Toiletten verteilen sich übers Erdgeschoss und die zwei oberen Etagen. Ganz oben liegt die Küche, die per Aufzug erreichbar ist. Der neue Kindergarten hat dazu eine Bibliothek, ein Kinderrestaurant, zwei überdachte Terrassen zum Spielen und Spielgeräte auf der Außenanlage. „Wir bauen hier klassisch gut, im Grunde nichts Besonderes“, sagte Holger Langkau, Geschäftsführer vom Awo-Kreisverband Spree-Wuhle. „Trotzdem reichen die Gelder nicht.“ Sieben Millionen Euro kostet der Bau, davon muss die Awo rund 40 Prozent aus eigener Tasche zahlen, da der Senat pro Platz nur 30.000 Euro zuschießt. Die Awo muss daher langfristige Kredite aufnehmen, denn „wir können als Träger nicht alles selbst erwirtschaften“, so Langkau. Weil Kitaplätze aber dringend gebraucht werden, hat sich der Wohlfahrtsverband für das Projekt in Alt-Stralau entschieden.
Beliebter Wohnort
Dass die Kita zügig voll wird, daran zweifelte auch niemand. Nebenan haben die Deutsche Bahn und das Bundeskriminalamt ihre Büros. Und im Quartier werden gerade 250 neue Mietwohnungen gebaut. „Das ist hier ein absolut beliebter Wohnort“, sagte Sven Heinemann. Das habe sich zuletzt beim Howoge-Neubauprojekt an der Glasbläserallee gezeigt. „Für die 150 Wohnungen hatten sich 22.000 Menschen beworben.“ Das beweise, so Heinemann weiter, „dass wir Wohnungsneubau unbedingt brauchen.“ Bei den Kitas sieht es dagegen besser aus. Berlin will bis Ende 2023 insgesamt 200.000 neue Kita-Plätze bauen. „185.000 sind bis heute geschafft“, so Heinemann. Egal, was das Land baut, „wir haben dringenden Bedarf daran, energieeffizient und kostengünstig zu bauen“, sagte Saskia Espen.
Das versucht die Awo auch mit der Kita. Die soll eine Fußbodenheizung bekommen, die allerdings nicht gefördert wird. Die Fenster sind isoliert, und das Regenwasser versickert auf dem Grundstück. So ist es bei Neubauten vorgeschrieben. Erster Spatenstich für die Kita war im September 2020. „Innerhalb von sechs Wochen hatten wir die Baugenehmigung“, informierte Architektin Mandy Dittmann. Auf die Zusage für die Fördermittel aber habe man ein ganzes Jahr warten müssen. Berlin steckte zu der Zeit mitten in der Pandemie. Nach der Freigabe sei der Bau dann sofort ausgeschrieben worden, wenig später gingen die Baufirmen ans Werk. Lieferengpässe bei den Materialien sorgten zwischendurch für Verzögerungen. Hinzu kommt, dass auf der Baustelle Versorger wie Vattenfall, Telekom und Wasserbetriebe nicht gleichzeitig arbeiten dürfen. Momentan verlegt Vattenfall seine letzten Leitungen, die Wasserbetriebe aber kommen laut verkehrsrechtlicher Anordnung erst im März. „Das sind eineinhalb Monate später“, so Dittmann.
Was die Awo außerdem noch bis zum Sommer braucht, sind etwa 28 Erzieher für die Kinder. Erste Bewerbungen liegen schon vor. Auch Azubis werden in der Kita arbeiten. „Sie machen hier ihre berufsbegleitende Ausbildung“, so Beate Schmidt. Einen Namen hat der Kindergarten auch schon. „Stralauer Zwerge“ nennt sich das farbenfrohe Haus.
Derweil wartet nebenan ein anderes Landesgrundstück noch auf ein Konzept. Es gehörte früher zum Glaswerk Stralau. „Wir wissen noch nicht, was daraus wird“, sagte Sven Heinemann. „Nach den Wahlen im Februar wird es hoffentlich ein Konzeptverfahren für das Grundstück geben.“ Vorstellbar wären soziale und nachbarschaftliche Infrastruktur, vielleicht mit kleiner Grünfläche.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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