Gegen Jugendkriminalität: Sozialarbeiter gehen in Familien

Bezirksamt, Polizei, Staatsanwaltschaft und Gericht ziehen an einem Strang: Die neue „Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendkriminalität“ geht an den Start. Ziel ist, Straftäter wieder in die Spur zu bringen, bevor sie ganz abrutschen.

„Wir wollen nicht mehr zuschauen, sondern gemeinsam handeln“, sagt Jugendstadtrat Falko Liecke (CDU). Deshalb wurden nun drei Sozialarbeiter eingestellt, die auffällig gewordene Kinder und Jugendliche intensiv betreuen. Momentan sind es 28 Fälle. Das Besondere: Die Sozialarbeiter werden nur dann tätig, wenn die Eltern eine Datenschutzerklärung unterschreiben, die es erlaubt, dass die Behörden untereinander Informationen austauschen. Ein Jahr lang wurde mit dem Berliner Datenschutzbeauftragten über diese Erklärung verhandelt.

Jetzt weiß die eine Hand besser, was die andere tut. Die Sozialarbeiter können schnell reagieren, wenn sie beispielsweise erfahren, dass der Jugendliche gegen gemeinsame Vereinbarungen verstoßen und wieder geklaut, geraubt, sich geschlagen oder die Schule geschwänzt hat. Auf der anderen Seite erfährt die Richterin aus zuverlässiger Quelle, ob der Delinquent sich in den vergangenen Monaten gebessert hat und kann das bei ihrem Urteil berück-sichtigen.

Momentan gibt es im Bezirk rund 60 junge Intensiv- und Mehrfachtäter. Diese relativ kleine Gruppe begeht rund 40 Prozent aller Straftaten ihrer Altersgruppe bis 21 Jahre. „Unser klares Ziel ist es, weitere Intensivtäter zu verhindern“, betont Liecke.

Thomas Weylandt, Leiter der Neuköllner Jugendgerichtshilfe, nennt die Kriterien für ein Aktivwerden der AG: „Der Jugendliche hat bereits Straftaten begangen, er lebt in schwierigen Familienverhältnissen, in vielen Fällen ist der Vater abwesend. Außerdem zeigt er in problematisches Freizeitverhalten, hat zum Beispiel seine Hobbys aufgegeben, und es gibt eine Schuldistanz.“ Wichtig ist frühes Eingreifen. Auch Kinder, die erst zehn Jahre alt sind, können betreut werden. „Wir müssen aber immer ein deutliches Zeichen von der Familie bekommen. Sie muss wollen, dass dieser Sohn anders wird, selbst wenn der ältere schon im Knast sitzt“, betont Sozialarbeiter Nabil Aubiedy.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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