Vier neue Stolpersteine zum Gedenken: Messingplatten erinnern an Opfer des Nationalsozialismus

Das Ehepaar Louise und Detmar Prinz ging im Angesicht der Deportation in den Tod. | Foto: Ralf Drescher
3Bilder
  • Das Ehepaar Louise und Detmar Prinz ging im Angesicht der Deportation in den Tod.
  • Foto: Ralf Drescher
  • hochgeladen von Ralf Drescher

Baumschulenweg. Der Ortsteil rund um die Baumschulenstraße war vor dem Zweiten Weltkrieg bürgerlich geprägt. Hier wohnten auch viele Nachbarn jüdischen Glaubens. An vier von ihnen erinnern jetzt Stolpersteine.

Initiiert wurden sie vom ehrenamtlichen Ortschronisten Andreas Freiberg. Der durchforstet seit Jahren Archive und Adressbücher und stößt dabei immer wieder auf das Schicksal von Menschen, die dem Nationalsozialismus zum Opfer fielen. Im Haus Eschenbachstraße 1 wohnte Albert Lerner (1897-1943), ein Verkehrskaufmann beim Transportunternehmen Schenker. „Herr Lerner hat sich 1925 in der Kirche Zum Vaterhaus taufen lassen. Das hat ihn aber nicht vor der Verfolgung durch die Nazis bewahrt. Er wurde nach Auschwitz deportiert und ist dort verschollen“, erzählt Ortschronist Freiberg.

In der Ekkehartstraße 5 liegen zwei Stolpersteine. Sie erinnern an Louise (1892-1941) und Detmar Prinz (1887-1941). Er war Bankkaufmann, sie Sekretärin. „Das Ehepaar hat sich kurz vor der Deportation im Oktober 1941 das Leben genommen. Eine Schwester sorgte dafür, dass sie auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee die letzte Ruhe fanden“, berichtet Andreas Freiberg.

Das vierte jetzt geehrte Opfer des NS-Rassenwahns ist Albert Byck (1865-1942). Er stammte aus dem Raum Posen, kam nach dem Ersten Weltkrieg nach Berlin und betrieb in der Baumschulenstraße 88 eine Zoohandlung. Die wurde in der Reichskristallnacht 1938 schwer beschädigt. Byck wurde 1942 nach Theresienstadt deportiert, dort verliert sich seine Spur. Sein Stolperstein liegt vor der früheren Wohnung in der Kiefholzstraße 181. „Ein Sohn hat den Holocaust überlebt. In den Akten der Entschädigungsstelle findet sich ein Antrag, die beschädigte Ladeneinrichtung finanziell zu ersetzen“, berichtet Chronist Freiberg.
Verlegt wurden die vier neuen Stolpersteine von dem Kölner Künstler Gunter Demnig. Er hat zur Erinnerung an ermordete Juden in Deutschland und anderen europäischen Ländern bereits rund 45 000 der markanten Messingplatten im Straßenpflaster verlegt.

Bezahlt wurden die aktuellen Steine vom Bundestagsabgeordneten Matthias Schmidt (SPD), von Abgeordnetenhausmitglied Carsten Schatz (Die Linke) und von der Evangelischen Kirchengemeinde Baumschulenweg. Letztere ehrt mit Albert Lerner ein Gemeindemitglied, das auch die Taufe nicht vor Verfolgung und Tod schützen konnte.

Unwürdiger Vorfall am Rand: Bei der Verlegung des Steins für Albert Lerner pöbelte ein Passant dagegen und an allen drei Stellen waren die niedergelegten Blumen wenige Stunden später verschwunden.

Wissenswertes zum Projekt und Informationen, wie man selbst einen Stolperstein initiieren kann, unter www.stolpersteine-berlin.de .

RD

Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

16 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 779× gelesen
WirtschaftAnzeige
JRB DER HEIMWERKER hat alles, was Ihr Weihnachtsfest schöner macht. | Foto: JRB DER HEIMWERKER

JRB DER HEIMWERKER
Alles für Advent und Weihnachten

JRB DER HEIMWERKER hat ein stimmungsvolles und umfangreiches Angebot im Weihnachtsmarkt für Sie, liebe Kunden, zusammengestellt. Im EG. und 1. OG, das Sie bequem mit Rolltreppe oder Aufzug erreichen können, erwartet Sie eine große Auswahl an Weihnachtsdekoration. Christbaumkugeln und Spitzen in vielen Farben und Formen sowie viele Deko-Artikel, Figuren sind in großer Auswahl vorhanden. Das wichtigste ist ein guter Weihnachtsbaumständer und natürlich die Beleuchtung. Wir führen Lichterketten,...

  • Köpenick
  • 27.11.24
  • 785× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 475× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 945× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.862× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.