In jedem Thema steckt ein weiteres
Hansjürgen Bernschein ist Experte für Blankenburger Geschichte
Seit nunmehr 20 Jahren forscht und publiziert er zu Blankenburger Geschichte: Hansjürgen Bernschein.
Erst kürzlich gab er in seiner Reihe „Blankenburger Geschichte(n)“ das Heft Nummer 16 heraus. In diesem ist unter anderem mehr zur Geschichte des Fließgrabens, zur Straße Am Fließgraben und zum dortigen Haus Nummer 33 zu lesen. In weiteren Beiträgen erfahren die Leser mehr über „Blankenburg und die Karower Teiche“, „Das Großfeuer im Jahr 1882“ und die Blankenburger Sammelstelle der Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“. Dieses Heft, das wie die anderen in kompletter Eigenproduktion entstand, kann beim Heimatforscher für 3,50 Euro über Bernschein-Berlin@t-online.de sowie in der Postagentur Blankenburg an der Bahnhofstraße bezogen werden. Die Einnahmen fließen dann in die Herstellung des nächsten Heftes.
Neben seinen bisher 16 Heften mit Beiträgen „von damals und heute“ brachte Hansjürgen Bernschein sieben thematische Hefte heraus, wie zum Beispiel zur Geschichte des Geländes der Albert-Schweitzer-Stiftung an der Bahnhofstraße und zu der heutigen „Wohnstätte Janusz Korczak“ an der Krugstege. Besonders am Herzen liegt ihm das Heft „Blankenburg im Jahre 1945“. In diesem schildern Blankenburger aus der Generation, die die Kriegs- und Nachkriegszeit miterlebt hat, welche Erinnerungen sie an die schicksalshaften Monate im Frühjahr 1945 haben. „Die Erlebnisberichte gebe ich in diesem Haft wortgetreu wieder. Diese Erinnerungen gingen mir sehr nahe.“
Eine große, komprimierte Zusammenfassung seiner Forschungsergebnisse gab Hansjürgen Bernschein 2015 mit seinem Buch „Blankenburg – Vom Märkischen Dorf zum Berliner Ortsteil“ heraus. Es erschien im Dakapo Pressebüro und ist für 11,90 Euro erhältlich (Nähere Informationen: www.dakapo-pressebuero.de/buchverlag.html).
Das Werk und Leben Max Ittenbachs
Wer seinerzeit dachte, dass damit die Forschungen des Ortschronisten ihren Abschluss fanden, hatte sich gewaltig getäuscht. Denn wenn Hansjürgen Bernschein ein Blankenburger Thema recherchiert, tut sich meist die Tür zu einem nächsten Thema auf, das auch noch näher beleuchtet werden will. Und mitunter kommen Anregungen auch ganz unvermittelt. So bewegt ihn ganz aktuell das Leben und Wirken des Fotografen Max Ittenbach. Der Heimatforscher wurde auf einen Bildband von ihm aufmerksam gemacht und erhielt den Hinweis, dass Ittenbach in Blankenburg wohnte.
„Er stand wohl in der zweiten oder dritten Reihe der professionellen Fotografen, genoss aber die Anerkennung seiner Kollegen“, berichtet Hansjürgen Bernschein. „Mit Fotos von ihm erschienen zahlreiche Bildbände, vor allem mit Fotos vom Alltagsleben in Berlin.“ Insofern war er ein fotografischer Chronist der Stadt. Ob Ittenbach auch für Zeitungen oder Zeitschriften fotografierte und wenn ja für welche, das hat der Heimatforscher noch nicht herausbekommen. Aber er lässt nicht locker.
Herausgefunden hat er indes, dass Max Ittenbach von 1952 bis 1986 in Blankenburg wohnte, und zwar in der Ilsenburgstraße 18. Allerdings trat er in Blankenburg nicht groß in Erscheinung. Bei seinen Recherchen stieß Hansjürgen Bernschein außerdem auf eine Sammlung von 1300 ausgewählten Fotos im Bildarchiv der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Natürlich plant er, über diesen Fotografen etwas zu publizieren. „Ich finde es reizvoll, aus der Ortsteilgeschichte heraus einen Blick auf Berliner Geschichte zu werfen“, sagt er.
Vom Haus- zum Ortschronisten
Aber nicht nur zu Ittenbach forscht und schreibt Hansjürgen Bernschein. Eine etwas dickere Publikation wird er zur Entwicklung des Verkehrsknotenpunktes Karower Kreuz und der damit verbundenen Umsiedlung von Familien aus Karow nach Blankenburg herausgeben. Diese Publikation ist fast fertig und wird wohl 2023 herauskommen. „Aber für dieses Jahr habe ich mir die Veröffentlichung zu Max Ittenbach vorgenommen“, sagt der Heimatforscher.
Dass sich Hansjürgen Bernschein, der pensionierte Ökonom aus Greifswald, so in die Blankenburger Geschichte hineinkniet, geht unter anderem auf Bauarbeiten am eigenen Haus im Blankenburger Siedlungsgebiet zurück. Er fotografierte die Bauphasen. Und dann kam er auf die Idee, mehr über das Haus in Erfahrung zu bringen. Es gelang ihm, die Hausgeschichte bis 1921 zurück zu verfolgen und eine eigene Hauschronik zu erstellen. 2002 hatte er dann ein Schlüsselerlebnis, das ihn zum Ortschronisten werden ließ. Eines Tages lief er die Straße Alt-Blankenburg entlang. „Dabei sah ich mir die Häuser, an denen ist schon so oft vorbei fuhr, näher an. Ich entdeckte dabei die Jahreszahlen an den Gebäuden: 1882 oder 1885“, erinnert sich Hansjürgen Bernschein. „Dazu kam ich mit alten Blankenburgern ins Gespräch. Die erzählten mir, wer in diesen Häusern früher wohnte und wie es seinerzeit in Blankenburg war.“ Rasch bekam Bernschein mit, dass sich noch keiner ausführlich mit der Geschichte des Ortsteils befasst hatte. Und so begann er, diese zu ehrenamtlich recherchieren.
Dabei kam ihm seine Gabe zugute, schnell mit Menschen ins Gespräch zu kommen und ihnen genau zuhören zu können. Mit gezielten Fragen kitzelte er viele Geschichten aus seinen Gesprächspartnern heraus. Unumgänglich war und ist für ihn aber auch die Recherche in Archiven. Das bisherige Sahnehäubchen seiner heimatgeschichtlichen Publikationen ist sicherlich, neben der Blankenburg-Chronik, sein Buch „Alt-Blankenburg – Ein Dorf im Wandel der Zeit“, erschienen vor fünf Jahren. In diesem nimmt er die Leser mit auf einen Rundgang durch das ursprüngliche Dorf und berichtet über die Geschichte jedes einzelnen Grundstücks.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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