Britz. Im Laufe von acht Monaten fotografierten Oliver Möst und Florian von Ploetz zahlreiche Besucher des Museums Neukölln in der Kulisse eines Berliner Zimmers. Die Einzel- und Gruppenporträts sind bis zum 30. Dezember in einer Ausstellung zu sehen.
Fast jede Altbauwohnung dieser Stadt hat ein "Berliner Zimmer". In diesem zentralen Raum saßen früher Familien regelmäßig zusammen. An Geburtstagen, zu Weihnachten oder anderen Anlässen entstanden dort oft auch Gruppenfotos, die als Dokumente die damalige soziale und kulturelle Situation dieser Zeit widerspiegeln. Aus der Idee, eine Momentaufnahme der heutigen Neuköllner Bevölkerung mit analoger Fotografie zu erstellen, entwickelte sich die seit 13. Oktober laufende Ausstellung "BeLichtung - zu Gast im Berliner Zimmer" der beiden in Neukölln lebenden Fotografen Oliver Möst und Florian von Ploetz.
Museumsleiter Udo Gößwald hatte diese analoge Fotoserie angeregt, für die im Laufe von acht Monaten in 80 Stunden Besucher des Museums Neukölln abgelichtet wurden. Entstanden sind dabei 180 Porträts von Einzelpersonen, Paaren und Gruppen. Die überwiegend aus Neukölln stammenden Portraitierten waren im Museum von den Fotografen angesprochen worden oder hatten zuvor einen Termin vereinbart. Im Berliner Zimmer, spartanisch eingerichtet mit einem Holztisch und Stuhl, konnten die "Modelle" sich ganz frei nach ihren eigenen Vorstellungen inszenieren. "Viele taten das auch, brachten nicht nur Ideen, sondern sogar Verkleidungen mit", erzählt Möst.
Obwohl der räumliche Kontext, in dem sich die Figuren bewegen, immer fast identisch ist, erscheinen Situationen und Ausdruck extrem verschieden: Ein Mann sitzt am Tisch, tippt auf einer Schreibmaschine. Zwei Frauen hocken sich unter dem Tisch. Eine große Familie hat sich zum 91. Geburtstag im Zimmer versammelt. "Es war ein spannender Prozess und ein Erlebnis für alle Beteiligten", meint Gößwald. Begleitet wird die Ausstellung, die dienstags bis donnerstags von 10 bis 18 Uhr in Alt-Britz 81 geöffnet ist, von einer Veranstaltungsreihe zur sozialen Funktion der Fotografie. Der Eintritt ist kostenfrei. Am Mittwoch, 24. Oktober, um 19 Uhr präsentiert die Professorin Dr. Sibylle Einholz ihr Forschungsprojekt zu den Berliner Fotografenateliers des 19. Jahrhunderts.
Slyvia Baumeister / syri
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