Eiskeller wurde Fledermaushaus
Denkmalgeschütztes Gebäude auf dem Dorfanger entstand 1709

Sieht aus wie die Tür zu einer Hobbit-Wohnung: der Eingang zum Eiskeller auf dem Dorfanger Dahlem. | Foto: Ulrike Martin
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Mitten auf dem historischen Dorfanger Dahlem an der Königin-Luise-Straße ist ein aus dem Boden ragendes halbrundes Gebäude aus roten Ziegeln zu sehen. Es hat eine grüne Holztür, die zu einer Hobbit-Wohnung führen könnte. Dem ist aber nicht so, denn bei dem denkmalgeschützten Bauwerk handelt es sich um einen Eiskeller, einen der ältesten in der Region.

In der Zeit ohne Kühlschränke waren Eiskeller enorm wichtig, um Lebensmittel zu kühlen. Bis zum 19. Jahrhundert waren sie ein Luxus und meist wohlhabenden Gutsbesitzern vorbehalten, die sie auf ihren Grundstücken anlegten. Später, zu Beginn der Industrialisierung, konnten auch Molkereien, Fleischereien, Brauereien und Gaststätten nicht mehr auf die Anlagen verzichten. In Berlin und Brandenburg muss es Hunderte von Eiskellern gegeben haben, vermutet der Verein Berliner Unterwelten. Die meisten davon sind inzwischen abgerissen oder zugeschüttet.

Der Eiskeller am Dorfanger wurde 1709 für das damalige Rittergut Dahlem, die heutigen Domäne Dahlem, erbaut. Für die Öffentlichkeit zugänglich ist der Keller wegen Baufälligkeit seit Jahren nicht mehr.

Wie es innen aussieht, beschreibt Norbert Heintze in seinem Werk „Eiskeller, Eiswerke und Eisfabriken in Berlin und Brandenburg“. „Eine schmale Kellertreppe führt etwa zwei Meter in die Tiefe. Unten angekommen betritt man einen großen ringförmigen Raum mit einem Durchmesser von knapp zehn Metern. In seiner Mitte befindet sich der 15 Meter hohe Eisraum, der knapp sechs Meter Durchmesser besitzt. Über der Eisgrube erstreckt sich eine fast fünf Meter hohe Gewölbekuppel, an deren Scheitelpunkt sich früher eine Öffnung zum Einwerfen des Eises befunden haben soll.“

Wie lange dort Eis gelagert wurde, ist nicht bekannt. 1846 wurde ein weiterer, nicht mehr vorhandener Eiskeller auf dem Domänen-Gelände erbaut, der alte renoviert. „Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde er von der Besatzungsmacht zur Anlegung einer Champignonzucht mit elektrischem Licht versehen“, schreibt Heintze. Die Zucht hat es bereits 1952 nicht mehr gegeben.

Der Eiskeller steht inzwischen seit Jahrzehnten leer. Wurzeln sind durch die Fugen gewachsen, es besteht die Gefahr, dass sie die Wände zerstören. Auch Wasser könnte eindringen und im Winter Frostsprengungen verursachen.

Heute dient der Bau nur noch als Überwinterungsquartier für Fledermäuse Dazu wurden an der Wand Hohlblocksteine angebracht, und in der Tür befinden sich kleine Einfluglöcher.

Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

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