Monster gestern und heute
Die FU zeigt eine Ausstellung über übernatürliche Wesen aus Babylonien und Assyrien

Blick in die Monster-Schau mit dem mesopotamischen Dämon Pazuzu (links) und der ägyptischen Göttin Bastet.  | Foto: FU Berlin
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  • Blick in die Monster-Schau mit dem mesopotamischen Dämon Pazuzu (links) und der ägyptischen Göttin Bastet.
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Altorientalische Darstellungen übernatürlicher Wesen sind das Thema der neuen Ausstellung „Das Monster unter uns“ in der Freien Universität (FU) Berlin. Konzipiert wurde sie von Studierenden im Rahmen eines Seminars am Institut für Vorderasiatische Archäologie.

Unter den Exponaten sind 3D-Reproduktionen assyrischer Figurinen aus dem 1. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung sowie verschiedene Schutzsymbole und Glücksbringer der Gegenwart. Die Ausstellung soll die Verbreitung und Bedeutung von Darstellungen übernatürlicher Wesen im Alten Orient aus der Zeit zwischen 3000 und 600 vor unserer Zeitrechnung aufzeigen. Quellen aus dem ehemaligen Babylonien und Assyrien sprechen dafür, dass übernatürliche Wesen für Gesellschaften im Gebiet des heutigen Iraks, Syrien und der Türkei eine wichtige Rolle spielten.

Dabei sollten Kreaturen in der Gestalt von Menschen, Tieren oder auch aus zusammengesetzten Gestalten bestehend idealtypischen Vorstellungen widersprechen. „Durch ihr Äußeres und ihr wildes Verhalten stellen sie einen Bruch mit der gesellschaftlichen, natürlichen Ordnung dar“. Dadurch werden Normen und Traditionen hinterfragt“, erläutert Professor Dominik Bonatz von der FU. Er leitete das Seminar, in dem die Ausstellung erarbeitet wurde.

Bis heute haben sich Monster in der Alltagskultur gehalten und sie sind beliebt. Das zeigen Filmhelden wie Shrek, die Zombie-Staffeln von „The Walking Dead“ und auch das Krümelmonster und seine kuscheligen Freunde aus der Sesamstraße. „Durch den Spiegel, den sie uns vorhalten, erschaffen sie neue Möglichkeiten für die Entwicklung der Gesellschaft“, sagt Bonatz.

Rituale und Beschwörungen

Die Ausstellung gliedert sich in mehrere Kapitel. In „Das Monster im Alten Orient“ geht es um Wesen, die im Grenzbereich zwischen der menschlichen und der göttlichen Welt lebten. Sie können Tierköpfe besitzen oder aus verschiedenen Lebenwesen zusammengesetzt sein. Eines der „Monster in altgriechischen Mythen“ ist Anzu, ein Mischwesen aus Löwe und Greifvogel. Statt den Tempel des Gottes Enil zu bewachen, stiehlt Anzu die Schicksalstafeln und gefährdet die göttliche Ordnung. Sie wird erst durch den Sieg des Kriegsgottes Ninurta, der die Tafeln zurück gewinnt, wieder hergestellt.

Im „Haus des Beschwörungspriesters“ steht Kizir-Assur, höchster Beschwörer der Stadt Assur, die 614 vor unserer Zeitrechnung zerstört wurde, im Blickpunkt. Bei Ausgrabungen Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das Haus des Priesters freigelegt. Unter dem Fußboden fanden sich rätselhafte Darstellungen verschiedener Figuren. In „Rituale und Beschwörungen“ geht die Geschichte von Kizir-Assur weiter. Ein weiterer sensationeller Fund wurde in seinem Haus gemacht: mehr als 1000 Tontafeln mit Texten zur Unheilbeseitigung und Heilsbewahrung. Weitere Kapitel sind „Das Monster heute“ und „Das Monster als Forschungsobjekt“.

Die Ausstellung ist bis 14. Juni in der Campusbibliothek, Altbau, Ebene 2, Fabeckstraße 23-25, zu sehen. Die Öffnungszeiten sind montags bis freitags von 9 bis 22 Uhr, sonnabends von 10 bis 22 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

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