Von Agenten und einer Regimentsziege
Fotos vom US-Militäralltag in West-Berlin sind jetzt online zu sehen
Truppenparaden, Besuche von Politikern oder der Austausch von Agenten auf der Glienicker Brücke – Berufsfotografen der U.S.-Army waren immer vor Ort. Einen Teil dieser Aufnahmen zeigt das Alliierten-Museum jetzt erstmals öffentlich.
Die Aufnahmen waren ursprünglich nur für den internen Gebrauch bestimmt und wurden für Mitteilungen sowie Lehr- und Schulungszwecken verwendet. Nur wenige davon erschienen in der Garnisonszeitschrift „Berlin Observer“ oder in der Streitkräftezeitung „Stars and Stripes“.
Die jetzt zu sehenden Fotos stammen aus einem großen Konvolut von Negativen, das die US-Streitkräfte bei ihrem Abzug 1994 an das sich im Aufbau befindende Alliierten-Museum übergaben. Sie dokumentieren aus einer rein internen Perspektive das Leben in der amerikanischen Garnison in West-Berlin und zeigen auch viele Motive des politischen, kulturellen und alltäglichen Zeitgeists der geteilten und gerade wieder vereinigten Stadt. Bilderserien der Berliner Mauer von Truppenübungen vermitteln einen Eindrucke der Ära des Kalten Krieges, andere Fotos illustrieren das gesellschaftliche Leben der Amerikaner in Berlin
Sie zeigen Kurioses und Wissenswertes, Pompöses und Privates. So etwa bei der Außerdienststellung des 4th Bataillon, 502nd Infantry Regiments am 14. Dezember 1990: Beim Vorbeimarsch der Pioneer Sergeants der Royal Welch Fusiliers ist die Regimentsziege mit von der Partie - in erster Reihe. Beim Empfang zum 4. Juli im Jahr 1990 präsentieren sich Soldaten in Paradeuniform mit gezückten Degen im Harnnack-Haus in Dahlem. In der Mitte prangt einen Riesentorte mit dem Brandenburger Tor als Dekor.
Eine Häuserkampfübung in Parks Range in Lichterfelde zeigt ein Foto von 1983; einen Schiffsausflug für Ehefrauen der britischen, französischen und US-Community ein Bild von 1993. Auch die Glienicker Brücke fehlt nicht: Am 11. Februar 1986 wurden dort der sowjetische Bürgerrechtler Anatoli Schtscharanski und drei weitere Personen gegen Häftlinge aus dem Westen ausgetauscht.
Das Alliierten-Museum hat von März bis Dezember 2018 mehr als 5000 Bilder aus dem Bestand der U.S. Army Berlin Brigade digitalisiert und über das Online-Portal „museum-digital“ zur Nutzung bereit gestellt. Die Dokumentation wurde über das Förderprogramm „Digitalisierung des Berliner Kulturerbes 2018“ der Senatsverwaltung für Kultur und Europa erst möglich.
Der digitalisierte Bestand kann unter https://berlin.museum-digital.de/ eingesehen werden.
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
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